60 Demonstranten marschieren für mehr Klimaschutz durch Goslar

Klimaaktivisten von Fridays for Future ziehen durch Goslar.
Am Freitag demonstrierten bei bestem Wetter und mit lauten Rufen für „Klimagerechtigkeit" Aktivisten von Fridays for Future in Goslar. Am Bahnhofsvorplatz und am Moritz-von-Sachsen-Platz gab es noch Kundgebungen und Reden für den Klimaschutz.
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Von Justus Bode
Goslar. Rund 60 Personen aller Altersgruppen hatten sich am Freitag am Bahnhofsplatz eingefunden, um gemeinsam mit den Goslarer Organisatoren von Fridays for Future zu demonstrieren.
„Kohlekonzerne baggern in der Ferne; zerstören unsere Umwelt; nur für ’nen Batzen Geld; worin wir unsere Zukunft sehen; erneuerbare Energien!“ und andere Sprüchen wurden auf dem Weg zum Moritz-von-Sachsen-Platz skandiert, wo ein Stopp eingelegt wurde und Dr. David Kahan vom Verein „Friends of the Forest“ sich an die Menge wandte. Er sprach über erneuerbare Energien und den Umweltschutz.

Dr. David Kahan (auf der Bank stehend) spricht vor den Demonstranten von Fridays for Future über Möglichkeiten, das Klima zu schützen. Foto: Bode
Bonn als Vorbild
Dazu meinte er, Kohle und Erdgas seien ineffektive Energieträger. Wärmepumpen seien ihnen überlegen, da sie vier mal so effizient wären wie Gas und zwölf mal besser als Kohle. Bonn sei im Bereich des Reclyclings in Deutschland führend und ein großer Teil des Energiebedarfs dort werde über Müllverbrennungsanlagen gewonnen, berichtete er. Diese seien durch gute Filteranlagen sehr umweltschonend, und auch wenn man darauf achte, weniger Müll zu produzieren, werde es doch immer Restmüll geben, den man verbrennen könne.
Er prangerte auch die Kläranlagen in Europa an. Die Aufbereitung des Klärschlamms brauche 1 Prozent des gesamten Energieverbrauchs Europas. Effektiver sei es, mithilfe von Biogasanlagen daraus Gas herzustellen. Er machte außerdem das Verschwinden der Vogel- und Insektenarten zum Thema. Da Gärten zu ordentlich seien und es zu häufig keine oder nur sehr kleine Hecken geben würde, hätten diese keinen Lebensraum mehr. Auch der englische Rasen, den viele schön fänden, trage eine Mitschuld daran; er brauche dazu auch noch eine Menge Gießwasser – zum Glück gebe es davon in Deutschland aber genug.
Es gab etwas Unmut in der Menge als auffiel, dass eine der mitgebrachten Schilder umfunktionierte Wahlplakate „der Linken“ waren. Man sei schließlich hier, um für Klimaschutz und Fridays for Future zu demonstrieren und „nicht mit den Linken zu marschieren.“ Die Parteizugehörigkeit der Pressspanplatten wurde daraufhin entfernt.
Genervte Autofahrer
Nach der Ansprache ging es wieder zurück durch die Stadt. Während der Kreisverkehr an der Okerstraße kurz von der Polizei blockiert wurde, damit sicher die Straße überquert werden konnte, forderten die Demonstranten die Autofahrer durch Rufe auf, ihre Motoren abzustellen. Dieser Aufforderung wurde aber nicht nachgekommen; ein Autofahrer nahm es dagegen zum Anlass, seinen Motor extra aufheulen zu lassen.
Mit einigem Hupen von Autofahrern, die hinter dem langsamen Tross allmählich die Nerven verloren, ging es zurück zum Bahnhof. Ansonsten verlief die Veranstaltung ruhig. Der Kontaktbereichsbeamte der Polizei, Ralf Buchmeier bezeichnete die Fridays for Future Demonstrationen gegenüber der GZ als „eine friedliche Geschichte“.
Investition in erneuerbare Energien statt Gaszukäufe
Am Bahnhofsvorplatz sprachen noch Vertreter von Fridays for Future über die Klimaziele, die nicht erreicht werden würden, wenn es weiterginge wie bisher. Derzeit würde man auf eine Temperaturerhöhung von vier Grad zusteuern – anstelle der vereinbarten eineinhalb. Anstatt nun Gas aus anderen Ländern zu kaufen müsse mehr in erneuerbare Energien investiert und ein Nachfolger für das 9-Euro Ticket entwickelt werden.
Die Protestler bedaueten, dass keine Vertreter der Politik oder der Stadt anwesend sein konnten, da diese drei Monate vor der Wahl nicht zu Veranstaltungen kommen dürften oder verhindert gewesen seien.

Ordner bei der Demo: Henry Fischer von der TU Clausthal. Foto: Bode