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Harzer Klimawoche

Wetter oder Klimawandel – ARD-Meteorologe Karsten Schwanke gibt Einsichten

ARD-Wetterexperte Karsten Schwanke bei der Harzer Klimawoche.  Foto: Kammer

ARD-Wetterexperte Karsten Schwanke bei der Harzer Klimawoche. Foto: Kammer

Ist das noch Wetter - oder schon der Klimawandel? ARD-Meteorologe Karsten Schwanke widmete sich im Rahmen der 1. Harzer Klimawoche im Kurhaussaal dieser viel diskutierten Frage. Zudem thematisierte er unter anderem auch das Ahrtal, hitzeresistenten Wälder und wissenschaftliche Phänomene im Alltag.

Von Catrin Kammer Donnerstag, 04.11.2021, 19:30 Uhr

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Hahnenklee.  ARD-Wetterexperte Karsten Schwanke erklärte bei der Harzer Klimawoche, wie sich die Erderwärmung in der Region widerspiegelt. Das Interesse  an der Veranstaltung im Kurhaussaal war groß - was Isabel Junior, Geschäftsstellenleiterin der Hahnenklee Tourismus GmbH (HTG), sehr freute. Denn sie macht sich für klimagerechten Tourismus stark. Wie sieht es damit vor Ort aus?

Diese Vorlage griff Schwanke gern auf, denn wie das Ahrtal gezeigt habe, habe der Tourismus ganz konkrete Auswirkungen: Dort regneten sich „nur“ 150 Liter Wasser pro Quadratmeter ab. Andere Tiefs des Sommers brachten anderen Gegenden durchaus 300 Liter. Warum gab es dann im Ahrtal diese Katastrophe? Ein Aspekt sei sicher die Landschaft mit steilen Hängen.

Doch als Erklärung reiche dies nicht: So seien auch die vielen Campingplätze des Katastrophengebiets zu berücksichtigen. Wohnwagen und Zelte wurden zuerst weggespült, stauten einen großen See auf, der sich letztlich in voller Stärke ins Tal ergoss. Tourismus will also sorgsam geplant sein – nicht zuletzt auch ein Hinweis an den Harz und Hahnenklee.

Hier zeigt sich die Erwärmung deutlich in den gelichteten Baumbeständen. Schwanke verdeutlichte an Beispielen der mittleren Temperaturen von Braunlage und Brocken, dass es tatsächlich wärmer geworden ist. Zudem seien Sommerwetterlagen seit einigen Jahren äußerst beständig, wie die sechsmonatige Hochdrucklage des Jahres 2018 bewies. Städte könnten sich nicht mehr abkühlen, Flüsse arbeiten mitunter wie eine „Warmwasserheizung“. Was also tun? Ganz wichtig sei die Verdunstung. Wenn Bäume Grundwasser aufnehmen, entziehen sie die dazu notwendige Energie der Umgebung. Folglich kühlen sich Parks besser ab.

Schwanke mahnte: „Wir müssen unsere Städte neu denken“. Doch nicht nur diese, auch die Wälder. Welche Baumarten sind angesichts der veränderten Bedingungen geeignet? „Wälder“, so der Referent, „können wandern, das haben sie seit der Eiszeit gemacht. Aber sie haben dazu 10.000 Jahre gebraucht.“ Daher sei die Suche nach hitzeresistenten Baumarten nicht leicht. Verständlich sei, dass die portugiesische Korkeiche im Harz nicht heimisch werden will, zumal sie sich hier mit kalten Wintern konfrontiert sieht.

Ganz im Gegensatz dazu liebt Schwanke „wie alle Meteorologen“ Schnee. Sein Favorit ist daher der Südpol: Schnee und Sonne satt. In der Tat findet sich dort der trockenste Ort der Erde, denn Luft ist umso trockener, je kälter sie ist. Die Folge: Kein Niederschlag. Trotz dieser hervorragenden Aussichten konnte der Meteorologe seine Frau nicht für den Urlaub am Südpol begeistern.

Amüsant erläuterte Schwanke diverse Wetterphänomene: Wenn sich warme Luft abkühlt, kondensiert der darin enthaltene Wasserdampf, folglich bilden sich Wolken. Schwankes Tipp: „Wenn sie Ihren Kindern einmal Wolken zeigen wollen, ab in die Küche“. An einem Topf mit kochendem Wasser ließen sich alle Phänomene erklären.

Genau das ist Schwankes Stärke: Wissenschaftliche Vorgänge mithilfe bekannter Alltagserscheinungen so zu erklären, dass sie der Laie versteht. Und so war der Vortrag nicht nur eine Aneinanderreihung von Diagrammen, sondern lebendige Wissensvermittlung. Klar wurde auch, dass selbst Meteorologen nicht die Antwort auf alle Fragen haben. Warum zum Beispiel wird die Arktis nicht kälter? Und festlegen wollte sich der Referent auch nicht in der Frage, wie gut man im Harz künftig Ski fahren kann.

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