Israel: 250.000 Palästinenser haben Stadt Gaza verlassen

Bei neuen Angriffen des israelischen Militärs im Gazastreifen sind einem Bericht der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa zufolge mindestens zwölf Menschen getötet worden. (Archivfoto) Foto: Yousef Al Zanoun/AP/dpa
Israel will die Stadt Gaza einnehmen und hat die rund eine Million Bewohner zur Flucht in den Süden aufgefordert. Aber viele harren dort aus - trotz neuer israelischer Angriffe und weiteren Toten.
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Gaza. Bei Angriffen der israelischen Armee in der Stadt Gaza und anderen Teilen des Küstenstreifens sind nach Angaben des Zivilschutzes seit Samstagmorgen mindestens zwölf Menschen getötet worden. Israel habe seine Angriffe vor allem auf die Stadt Gaza verschärft, sagte der Sprecher der von der terroristischen Hamas kontrollierten Organisation, Mahmud Basal. Die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa berichtete ähnlich. Das israelische Militär reagierte zunächst nicht auf eine Anfrage.
Erneuter dringender Fluchtaufruf
Der israelische Militärsprecher Avichai Adraee rief alle Bewohner der Stadt Gaza erneut auf, sofort in sogenannte humanitäre Zonen weiter südlich zu flüchten. Bisher seien schätzungsweise mehr als 250.000 Menschen aus der Stadt abgezogen, schrieb Adraee auf X. Worauf diese Schätzung beruht, teilte er nicht mit.

Vor Israels Einnahme der Stadt Gaza sollen Hunderttausende Palästinenser den größten Ort des Gazastreifens verlassen. Foto: Abed Rahim Khatib/dpa
In einem weiteren X-Post rief er die Bewohner eines Hochhauses und umliegender Zelte auf, sofort zu fliehen, da Israel das Gebäude in Kürze angreifen werde. Kurze Zeit später teilte das Militär mit, das Hochhaus, in dem sich „militärische Infrastruktur“ der Hamas befunden habe, sei getroffen worden.
Obwohl das Internet in der Stadt kaum noch funktioniert, nachdem Israel viele der Hochhäuser mit Sendemasten zerstört hat, verbreiten sich die Aufrufe von Adraee schnell. Sie können auch von Handys mit israelischen Sim-Karten empfangen werden.
Unterschiedliche Angaben zur Zahl der geflohenen Menschen
In anderen Berichten war in den vergangenen Tagen eher von mehreren Zehntausend Geflohenen die Rede gewesen. Das von der Hamas kontrollierte Medienbüro in dem Küstenstreifen betonte, nur 65.000 Menschen hätten die Stadt verlassen. Diese und alle anderen Angaben aus dem Kriegsgebiet konnten zunächst nicht überprüft werden.
Bisher war geschätzt worden, dass sich in der Stadt rund eine Million Menschen aufhielten, die teilweise schon aus anderen Gegenden des Küstenstreifens dorthin geflohen waren. Viele von ihnen wollen trotz der Lebensgefahr nicht in die von Israel als sicher bezeichneten Zonen im Zentrum und Al-Mawasi im Südwesten abziehen, da Israel in der Vergangenheit auch solche Zonen angegriffen hat.
Israel hatte angekündigt, die Armee solle die gesamte Stadt einnehmen, um die dort vermuteten Einheiten der Hamas zu zerschlagen.
Massaker in Israel löste Krieg aus
Auslöser des Gaza-Krieges war der Terrorüberfall der Hamas am 7. Oktober 2023, bei dem rund 1.200 Menschen in Israel getötet und mehr als 250 in den Gazastreifen verschleppt worden waren, darunter auch Kinder. Seither bekämpft Israel die Hamas, die ihrerseits die Zerstörung Israels anstrebt. In Gaza befinden sich noch 48 Geiseln, davon sind 20 nach israelischen Informationen noch am Leben.
Nach palästinensischen Angaben wurden seit Kriegsbeginn im Gazastreifen mehr als 64.600 Palästinenser getötet, wobei nicht zwischen Kämpfern und Zivilisten unterschieden wird. Weite Teile des dicht besiedelten Küstenstreifens wurden von Israel zerstört.
International wächst die Kritik am militärischen Vorgehen Israels. Kritiker werfen der Armee Kriegsverbrechen vor, manche auch Völkermord wie etwa Spaniens Regierung. Israel reklamiert für sich das Recht auf Selbstverteidigung.

Israel hat die schätzungsweise rund eine Million Menschen in der Stadt Gaza mehrmals aufgerufen, in sogenannte humanitäre Zonen weiter südlich zu fliehen. Foto: Yousef Al Zanoun/AP/dpa