Erneut mehr Angriffe auf Einsatzkräfte in Niedersachsen
Besonders die Silvesternacht ist für Einsatzkräfte herausfordernd ‒ nicht zuletzt wegen alkoholisierter Männer. (Symbolbild) Foto: Julius-Christian Schreiner/TNN/dpa
Mehr als 10.000 Polizisten, Feuerwehrleute und Retter wurden laut offizieller Statistik im vergangenen Jahr Opfer von Gewalt. Wer die Täter sind – und was das Innenministerium jetzt plant.
Für nur 0,99 € alle Artikel auf goslarsche.de lesen
und im ersten Monat 9,00 € sparen!
Jetzt sichern!
Hannover. Die Zahl der Angriffe auf Einsatzkräfte in Niedersachsen bleibt hoch. Wie das Innenministerium mitteilte, wurden im vergangenen Jahr erneut mehr Gewaltdelikte gegen Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste gezählt – 4.570 und damit 103 mehr als im Vorjahr.
Insgesamt zählte das Ministerium 10.460 Einsatzkräfte als Opfer von Gewalt ‒ fast alle von ihnen Polizisten. Auch bei Feuerwehren und Rettungsdiensten erreichten die Opferzahlen demnach neue Höchststände.
Angeführt wird die Statistik von tätlichen Angriffen auf Rettungskräfte. Dahinter folgen knapp 1.900 Fälle von Widerstand gegen Beamte. Auch Bedrohungen hat das Ministerium hundertfach gezählt.
Der typische Täter: deutsch, männlich, alkoholisiert
Dem Lagebild zufolge sank die Zahl verletzter Einsatzkräfte geringfügig. Die Zahl der Schwerverletzten ging demnach von zehn auf drei zurück. Bei den Tatverdächtigen handelt es sich laut Ministerium überwiegend um erwachsene, deutsche Männer. Rund die Hälfte der Täter stand demnach zum Tatzeitpunkt unter Alkoholeinfluss.
Innenministerin Daniela Behrens (SPD) sagte: „Die Zahl der Angriffe ist zu hoch.“ Man könne und dürfe nicht hinnehmen, „dass diejenigen, die uns schützen und ihr Leben für unsere Sicherheit riskieren, im Gegenzug angegriffen und verletzt werden“. Das gelte für Polizei, Rettungsdienste und Feuerwehren gleichermaßen, sagte die Ministerin. Besonders hob sie die Belastung der Ehrenamtlichen hervor.
Maßnahmen: Koordinierungsstelle und psychosoziale Versorgung
Das Ministerium hat nach eigenen Angaben Maßnahmen gegen das Problem ergriffen. Seit Anfang 2024 gebe es eine eigene Koordinierungsstelle zur Gewalt gegen nicht polizeiliche Einsatzkräfte.
Zudem werde das Land die psychosoziale Versorgung verbessern, ein entsprechendes Gesetz solle 2026 auf den Weg gebracht werden. Feuerwehr- und Rettungskräfte erhielten inzwischen erweiterte Schulungen zu Deeskalation und Kommunikation.
Ministerin appelliert an die Bevölkerung für friedliches Silvester
Behrens sprach sich außerdem dafür aus, den Einsatz von Bodycams auszuweiten. Mit der geplanten Novelle des Polizeigesetzes sollen Bodycams künftig auch in Wohnungen eingesetzt werden können. Davon verspreche sie sich „noch besseren Schutz“ für Polizeibeamte.
Die Ministerin appellierte an die Bevölkerung, den kommenden Jahreswechsel friedlich zu feiern und Einsatzkräfte nicht zu behindern.