Beim FC Zellerfeld wird Fußball zur Nebensache

Auf der Mühlenhöhe herrscht mal wieder Ruhe. Wenn alles glatt geht, wird im März der Trainings- und Spielbetrieb wieder aufgenommen. Foto: Neuendorf
Wie kommen die Sportvereine durch die Corona-Krise? Die GZ begleitet drei von ihnen durch diese ungewöhnliche Zeit und verfolgt, wie sich die Pandemie auf den Sport vor Ort auswirkt. Jens Bergmann, Vorsitzender des FC Zellerfeld, erzählt über abgerutschte Whatsapp-Gruppen und Knobeln und 2G-Plus-Regeln.
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Es ist der zweite ungewöhnliche Jahreswechsel in Folge für den FC Zellerfeld. „Normalerweise spielen wir im Winter acht Hallenturniere, diesmal kein einziges“, sagt Vorsitzender Jens Bergmann. Und weil der Wiedereinstieg in die Punktspiele erst Ende März erfolgen soll, wird Fußball erneut zur Nebensache.
Das eine oder andere Mitglied treffe er mal auf der Straße, das sei aber auch schon alles an Kontakten, sagt Bergmann. „Die interne Kommunikation ist runtergefahren“, berichtet der 50-Jährige, „jeder sitzt mit seinen Gedanken alleine zu Hause.“ So sind in der Whatsapp-Liste die Vereinsgruppen längst ziemlich nach unten gerutscht, weil es nichts Bedeutsames zu posten gibt.
Ähnlich verlief schon der vergangene Winter, was zu Befürchtungen geführt hatte, dass so mancher sich ganz vom Fußball abwenden würde. Zumindest auf der Mühlenhöhe war das nicht der Fall, und der Vorsitzende geht davon aus, dass es auch diesmal nicht anders kommt. Von möglichen Abgängen habe er bisher nichts gehört.
Das mag auch an der sportlich reizvollen Aufgabe liegen, eröffnen sich der 1. Mannschaft als Tabellenzweiter doch alle Chancen auf den Titel in der 1. Nordharzklasse. „Die sportlichen Erwartungen haben sich voll erfüllt“, sagt Bergmann. Wichtig sei in diesem Zusammenhang, dass der Verein eine Zweite in der Hinterhand habe, um personelle Löcher stopfen zu können. Und die gab es reichlich, kamen zwischen September und November doch gleich 23 Spieler zum Einsatz. Das zeige auch, welche Priorität für manche der Fußball inzwischen habe, bemerkt der FCZ-Vorsitzende süffisant.
Als Stimmungskiller erwies sich im September die erneute Absage des „Clausthaler Cups“. Diese habe vor allem diejenigen mitgenommen, die seit Jahren mit viel Herzblut bei diesem Hallenturnier dabei seien. Dennoch verschaffte sich der FCZ einen positiven Jahresausklang, weil er im November noch seinen Preisskat und sein Preisknobeln durchzog, wenn auch unter 2G-Plus-Bedingungen.
Die Absage des lukrativen Hallenturniers könne der Verein verkraften, sagt Bergmann, denn die finanzielle Lage sei „wider Erwarten“ gut. Das sei unter anderem den Sponsoren zu verdanken, die dem FCZ treu geblieben seien. Zudem schöpften die Oberharzer Gelder aus den Corona-Fonds des Landessportbundes und der Berg- und Universitätsstadt ab, auch das Stadionheft und Spendenaktionen warfen Einnahmen ab. Schöner Nebeneffekt: Die Beiträge bleiben wohl ein weiteres Jahr unverändert.
Auch die Mitgliederentwicklung ist stabil. Allerdings gibt es auch seit geraumer Zeit kaum noch Eintritt, weil die Nachwuchsarbeit komplett zum Erliegen gekommen ist. „Wir haben seit eineinhalb Jahren nichts anbieten können“, sagt Bergmann. Die wenigen Kinder, die noch spielen wollen, seien so bei Nachbar TuS gelandet.