747 im Anflug auf das Weiße Haus
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„Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul“, heißt es landläufig. Doch so einfach ist es in der Praxis nicht, denn die Geschenk-Frage kann so manchen schier in die Verzweiflung treiben.
Kennen Sie das auch? Ob Geburtstag, Weihnachten oder Einladungen – immer wieder die bohrende Frage: Was schenke ich nur? Wenn Sie Wein mögen und es um Einladungen bei nicht sonderlich befreundeten Bekannten geht, lässt sich eine Empfehlung aussprechen: Nehmen Sie die hinterste Flasche aus Ihrem Regal. Vermutlich schmeckt der Wein nicht, sonst hätten Sie ihn längst selbst getrunken. Vermutlich hat er auch schon das Verfallsdatum überschritten. Wenn Sie die Flasche dann als Gastgeschenk überreichen, wird es der Gastgeber brav mit einem Dankeschön quittieren und sich insgeheim freuen, den Inhalt alsbald unbeobachtet in den Ausguss kippen zu können. Die Form bleibt gewahrt, beide Seiten bleiben derweil frei von irgendwelchen Zwängen.
Geschenke und Erwartungen – politisch brisant
Aber viele Geschenke sind mit Erwartungen verknüpft. Bei Unternehmen etwa, die Geschäftspartner zu luxuriösen Essen, Übernachtungen oder Reisen einladen. Wer das annimmt, wird in der Folge schlechterdings Nein sagen können, wenn es um weitere Geschäfte geht – oder „Deals“, wie es der US-amerikanische Präsident Donald Trump gerne nennt. Da solche Präsente mindestens unterschwellig zur Gegenleistung verpflichten, gelten in vielen Unternehmen, vor allem aber in amtlichen Behörden klare Regeln, um Korruption zu vermeiden.
Keine Präsente, auch nicht von Königen und Prinzen
„Compliance“ heißt das heutzutage. Gemeint sind Regeln zur Rechtstreue, die insbesondere in den USA breiten Raum einnehmen. Im Justizbereich dort dürfen Einladungen oder Geschenke vorgeblich einen Wert von 20 Dollar nicht überschreiten. Dem Präsidenten ist zwar nicht verboten, zum Empfang im Ausland am festlichen Essen teilzunehmen. Das wäre auch bar jeglicher Realität. Aber besondere Gaben von einem „König, Prinzen oder ausländischem Staat“ anzunehmen ist nach US-Verfassung untersagt.
Da ließ die Nachricht über das rund 400 Millionen Dollar teure Präsent der Königsfamilie aus Katar in den vergangenen Tagen wahrlich aufhorchen: Die schlauen Scheichs möchten Donald Trump einen luxuriös ausgestatten Jumbo-Jet überreichen. Die Maschine steht bereits seit Wochen auf einem Flughafen in Texas und kommt dem starken Mann im Weißen Haus offenbar wie gelegen. Die Präsidentenmaschinen mit Namen „Air Force One“ seien längst in die Jahre gekommen, Boeing habe neue Maschinen noch nicht geliefert, argumentiert Trump. Er müsse ja ein Dummkopf sein, wenn er das Geschenk dann nicht im Namen seines Landes annehmen würde.
Korruption hat einen neuen Namen
Dass die Kataris seit fünf Jahren vergeblich versuchen, den Luxusflieger zu verkaufen, und die Maschine für den US-Präsidenten noch millionenschwer technisch umgerüstet werden müsste, lässt er dabei geflissentlich unter den Tisch fallen. Ebenso den möglichen Trick, das umgerüstete Flugzeug über eine Trump-Stiftung später für sich einzusacken, wenn er als Präsident aus dem Amt scheidet.
So ging Trump wie gewohnt in die Offensive und schimpfte auf „korrupte Demokraten“, die ein Flugzeug lieber bezahlen würden, als das Millionengeschenk anzunehmen. „Es ist lächerlich, dass irgendjemand in diesem Raum auch nur suggeriert, dass Präsident Trump irgendetwas zu seinem eigenen Vorteil macht“, ließ seine Pressesprecherin verlauten. Korruption hat einen neuen Namen – und regiert als teures Geschenk des Wählers im Weißen Haus.
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