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GZ-Magazin „Wirtschaft im Harz“

Prognos sieht im Harz trotz Strukturschwächen großes Potenzial

"Eine vergleichbare Forschungs- und Hochschullandschaft gibt es in den ländlichen Regionen Deutschlands nur selten." So lautet einer der positiven Befunde des Prognos-Instituts für die Landkreise Goslar und Harz.

"Eine vergleichbare Forschungs- und Hochschullandschaft gibt es in den ländlichen Regionen Deutschlands nur selten." So lautet einer der positiven Befunde des Prognos-Instituts für die Landkreise Goslar und Harz. Foto: Vanessa Jakubus/TU Clausthal

In der jüngsten Ausgabe des GZ-Magazins „Wirtschaft im Harz“ beleuchten Prognos-Experten Stärken und Schwächen in den Kreisen Goslar und Harz. Sie kommen zu dem Schluss, dass die Region viel Potenzial hat, aber auch vor großen Herausforderungen steht.

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Von Oliver Stade
Freitag, 16.05.2025, 08:00 Uhr

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Harz. Ist der Harz eine Problemregion? In den Ranglisten des Analyse- und Beratungsinstituts Prognos nehmen die Landkreise Goslar und Harz meist hintere Plätze ein, im Jahr 2022 rangierten sie auf Platz 362 und 380 von 400. Doch der Harz steht deutlich besser da, als es die bloßen Platzierungen aussagen. Die Prognos-Experten Dr. Olaf Arndt und Jan Lukas Röbke sehen neben einigen Schwächen erstaunlich viele Stärken.

„Die Harzregion hat viel Potenzial“ schreiben Arndt und Röbke in einem ausführlichen Beitrag im GZ-Magazin „Wirtschaft im Harz“, das seit Donnerstag in vielen Einrichtungen im Landkreis Goslar ausliegt, das Vertretern aus Wirtschaft und Verwaltung zugeschickt wird und als PDF auf der Internetseite der GZ heruntergeladen werden kann.

Problemfeld Arbeitsmarkt

Das Autorenduo blickt fundiert auf die Region, betrachtet Arbeitslosendaten, Einwohnerentwicklung und Wirtschaftsstruktur, wirft einen Blick auf die Hochschulen und gibt Empfehlungen, wie die Potenziale ausgeschöpft werden können. In beiden Landkreisen nehmen Arndt und Röbke eine hohe Arbeitslosigkeit unter Menschen mit Migrationshintergrund wahr. Damit die Kompetenzen von Einwanderern besser mit den Qualifikationen zusammenpassen, die in Unternehmen gefragt sind, empfehlen die Prognos-Experten „geeignete Weiterbildungsangebote“ und sogenannte Matchmaking-Messen, also Veranstaltungen, die beispielsweise Betriebe, Arbeitssuchende und Weiterbildungseinrichtungen zusammenbringen.

Weil beide Landkreise unter einem Einwohnerrückgang leiden, schreiben Arndt und Röbke: „Mittelfristig führt kein Weg daran vorbei, Fachkräfte aus anderen Regionen und dem Ausland anzuwerben und weiterzuqualifizieren.“ Die zuständigen Stellen im Harz sollten „sich frühzeitig strategisch“ auf diese Aufgabe einstellen und mit einer „Erwerbsmigrationsstrategie“ darauf vorbereiten.

Was schlagen die Prognos-Fachleute außerdem vor? Die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Unternehmen solle weiter gestärkt werden und bestenfalls in gemeinsamen „Innovationsprozessen“ münden. So könnten die Betriebe effiziente Prozesse anstoßen und neue Produkte entwickeln. Über einen engen Austausch könnten zudem „kluge Köpfe“ in der Region gehalten werden.

Olaf Arndt und Jan Lukas Röbke raten dazu, Unternehmen bei Transformationsprozessen zu unterstützen. Die Gastautoren sprechen von einer „Transformationsbegleitung“. Diese könne dabei helfen, „die eigene Energieeffizienz zu verbessern, Anwendungsmöglichkeiten künstlicher Intelligenz zu erkennen oder sogar neue Chancen und Geschäftsfelder aufzuzeigen“.

Regional verankert

Anja Mertelsmann, seit 31 Jahren Geschäftsführerin des Allgemeinen Arbeitgeberverbandes, sagt in „Wirtschaft im Harz“: „Die Wirtschaft hier ist besser als ihr Ruf.“ Ihren Befund teilen die Prognos-Experten. Sie sehen die Unternehmenslandschaft breit aufgestellt und regional verankert. Im Harzkreis hätten die Betriebe zwischen 2018 und 2020 sogar durchschnittlich 14 Prozent ihrer industriellen Bruttowertschöpfung reinvestiert, nur 23 Regionen würden einen höheren Wert aufweisen. In der Rangliste bedeute dies Platz 181. Im Landkreis Goslar lag der Re-Investitionswert hingegen nur bei 8 Prozent.

Ein weiterer Standortvorteil sind die Hochschulen. „Eine vergleichbare Forschungs- und Hochschullandschaft mit zwei Hochschulen und mehreren außeruniversitären Forschungsinstituten gibt es in den ländlichen Regionen Deutschlands nur selten“, schreiben Arndt und Röbke.

Interessant ist außerdem der Blick auf die Bevölkerung. Die demografische Entwicklung zählt zu den Schwachpunkten, allerdings mit Unterschieden. Beide Landkreise hätten zwischen 2014 und 2023 Einwohner verloren, im Westharz waren es 10.000 und im Ostharz rund 12.000 Einwohner. In dem Prognos-Gastbeitrag heißt es aber weiter: „Während die Zahl der jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 30 Jahren im Landkreis Goslar im gleichen Zeitraum spürbar zurückging, stieg sie im Landkreis Harz leicht.“

Hauptthema in „Wirtschaft im Harz“ ist die Krise der Automobilindustrie und wie diese die Zulieferer trifft. Im Harzkreis gab es bereits eine Unternehmensschließung, Insolvenzen und Stellenabbau, im Landkreis Goslar bislang nur einen überschaubaren Stellenabbau bei Mold-Tecs in Bad Harzburg. Aber Thomas Alswede-Brech, einer der Geschäftsführer der Allianz für die Region, sieht auch für den Kreis Goslar ein „hohes Risiko“. 139 Betriebe gibt es im Landkreis Goslar, die direkt oder indirekt an der Autobranche hängen, sagt er.

Chancen für die Zeitung

„Wirtschaft im Harz“ stellt einige Autozulieferer vor, ihre Geschäftsführer berichten, wie sie durch die Krise kommen. In der Ausgabe geht es unter anderem außerdem darum, wie die Welterbe-Städte Goslar und Quedlinburg von ihrem Titel profitieren und warum in Krisen auch Chancen liegen. GZ-Chefredakteur Jörg Kleine erklärt, warum es derzeit schwierig ist, Fachkräfte zu gewinnen. Darüber hinaus wird die Seesenerin Annica Friese porträtiert, die ihre handgefertigten Pralinen derzeit über das Internet vertreibt, und ein Unternehmen aus Goslar vorgestellt, das Erfolg mit Mode im Internet hat. GZ-Verleger Philipp Krause beschreibt in einem Interview, wie sich das Zeitungsgeschäft verändert und welche Chancen er für die Zeitung sieht.

Auf der Internetseite goslarsche.de/wih gibt es eine Liste mit den Adressen, an denen Exemplare von „Wirtschaft im Harz“ ausliegen. Das Magazin kann auf der Seite zudem als PDF heruntergeladen werden.

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