Zähl Pixel
Auftakt der Nistkästen-Aktion

Meisen oder Rotkehlchen: Ein Rückzugsort für Singvögel in Goslar

Die Gruppe der Adolf-Grimme-Gesamtschule Oker ist mit vollem Eifer dabei.

Die Gruppe der Adolf-Grimme-Gesamtschule Oker ist mit vollem Eifer dabei. Foto: Kaspert

Mit der NABU-Kreisgruppe an der Spitze wird auf den Friedhöfen durch eine Großaktion dreier Schulen die Artenvielfalt gefördert. Die Schulen sind: Adolf-Grimme-Gesamtschule Oker, Schule am Harly Vienenburg und Vicco-von-Bülow-Oberschule Vienenburg.

Von Jörg Kaspert Freitag, 06.12.2024, 12:00 Uhr

Für nur 0,99 € alle Artikel auf goslarsche.de lesen
und im ersten Monat 9,00 € sparen!
Jetzt sichern!

Goslar. Mit der NABU-Kreisgruppe Goslar an der Spitze wird auf den Friedhöfen durch eine Großaktion dreier Schulen die Artenvielfalt gefördert. Der Betriebshof Goslar ist für die Verwaltung und Unterhaltung von fünf kommunalen Friedhöfen zuständig. Sie befinden sich in der Feldstraße, Hildesheimer Straße, in Oker, Jerstedt und Hahnenklee. Die Friedhöfe in den anderen Ortsteilen befinden sich in kirchlicher Trägerschaft.

Auf die fünf städtischen Standorte werden 170 Nistkästen verteilt. Der Clou: Diese Nistkästen haben drei Schulen selbst gebaut – und sie sind auch für die Anbringung zuständig, unterstützt durch Mitarbeiter des Betriebshofes. Die beteiligten Schulen sind: Adolf-Grimme-Gesamtschule Oker, Schule am Harly Vienenburg und Vicco-von-Bülow-Oberschule Vienenburg.

AGG-Schüler Leon fixiert die untere Schaube, um den ersten Nistkasten zu befestigen.

AGG-Schüler Leon fixiert die untere Schaube, um den ersten Nistkasten zu befestigen. Foto: Kaspert

Beim Auftakt auf dem Friedhof Hildesheimer Straße erläutert NABU-Chefin Annett Jerke: „In den Städten ist die Artenvielfalt auf den Friedhöfen am größten.“ Das gelte auch für Goslar. Die Stadt nimmt die Großaktion ernst. Sebastian Heim, Leiter des Betriebshofes, und Andreas Hoffmann, Abteilungsleiter der Friedhöfe, beäugen das Zusammenspiel mit den drei Schülergruppen ganz genau. Jede Gruppe erhält einen Akkuschrauber, gut 20 Kreuzschrauben sowie zwei Mitarbeiter als Begleitung. Sie tragen auch die Teleskopleiter.

Auf was muss geachtet werden?

Am ersten Tag geht es um 30 Nistkästen selber Bauart, also um zehn handwerklich saubere Befestigungen pro Gruppe. Worauf muss geachtet werden? Wichtig ist die südöstliche Himmelsausrichtung, damit die Witterung bei schlechtem Wetter nicht zu stark drauf liegt. Die Nistkästen sollten ein bisschen schräg nach unten hängen, damit Regenwasser nicht von oben reinläuft und den Kasten überschwemmt. Für die Vögel sollte eine klare Anflugrichtung vorhanden sein, die nicht durch Äste gestört wird. Der NABU empfiehlt eine Höhe von rund drei Metern, damit der Vogelnachwuchs vor Nesträubern geschützt ist. Mit nur zwei Schrauben soll ein stabiler Halt im Baum gewährleistet sein. Das erfordert Präzision und ein gutes Auge bei der Auswahl der Stelle im Stamm. Ist sie zu uneben, fassen die Schrauben nicht.

NABU-Chefin Annett Jerke teilt die Kreuzschrauben aus.

NABU-Chefin Annett Jerke teilt die Kreuzschrauben aus. Foto: Goslar

Die NABU-Kreisgruppe Goslar, die sich für dieses Projekt drei Schulen und den Betriebshof als Partner gesucht hat, baut auch in ihrer eigenen Kindergruppe der Naturschutzjugend (Naju) solche Nistkästen. Sie besitzen eine praktische Vorrichtung zur regelmäßigen Reinigung. „Vögel können Milben übertragen“, sagt NABU-Chefin Annett Jerke, die ihren Posten von Wolfgang Moldehn geerbt hat. Er hat für die Verzahnung der Naturschutzarbeit mit Akteuren der Region gesorgt, zum Beispiel beim Schwalbenschutz. Da hat Moldehn die Landwirte mit ins Boot geholt. „Vögel und Insekten werden immer weniger. Wir müssen mit solchen Maßnahmen gegensteuern. Unsere Friedhöfe sind dafür bestens geeignet“, sagt Jerke.

Friedhöfe bleiben immer grün

Das sieht auch eine Schülerin so: „Bei den Friedhöfen können wir uns sicher sein, dass keine Häuser oder Straßen drauf gebaut werden. Sie bleiben immer grün in jeder Stadt.“ Die Kooperation des Betriebshofes mit den zeitgleich aktiven Schulen hat gut geklappt. Bei den baugleichen Nistkästen achtet niemand darauf, welcher Kasten von welcher Schule oder gar von welchem Schüler gebaut wurde. Bei den 170 Exemplaren kommt es allein darauf an, dass sie alle ordentlich angebracht werden, um ihren vollen Nutzen zu entfalten. Statt „wir sind wir“, mit dem immer die eigene Schule gemeint ist, betont dieses schulübergreifende Projekt das gemeinsame Ziel in der Stadt.

Die Abteilung Friedhöfe des Betriebshofes lobt die hohe Qualität der von Schülern angefertigten Nistkästen. „Ganz so toll habe ich sie gar nicht erwartet“, sagt ein Mitarbeiter vor der Ausgabe an die drei Arbeitsgruppen. „Mit dieser Aktion möchten wir nicht nur die Artenvielfalt in der Stadt fördern, sondern auch einen Beitrag zum Umweltbewusstsein der nächsten Generation leisten“, erklärt der Leiter des Betriebshofs Goslar, Sebastian Heim.

Die ruhige Lage des Friedhofs mit seinem alten Baumbestand macht ihn zu einem idealen Rückzugsort für Singvögel wie Meisen, Rotkehlchen und Kleiber. Die Materialkosten übernimmt die Niedersächsische Bingo-Umweltstiftung. Den Bausatz hat die AGG entworfen. Jerke betont, dass der NABU für Folgeprojekte offen ist.

Weitere Artikel
Diskutieren Sie mit!
Weitere Themen aus der Region