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Vortrag in Goslar

Der Harz in der Literatur: Vom Bergbau zur Mystik

Professor Dr. Jan Röhnert gibt zahlreiche Beispiele, wie der Harz literarisch verarbeitet wurde.

Professor Dr. Jan Röhnert gibt zahlreiche Beispiele, wie der Harz literarisch verarbeitet wurde. Foto: Kammer

Vom Bergbau zur Mystik – eine erstaunliche Wandlung hat die Literatur über den Harz im Laufe der Jahrhunderte erfahren. Darüber berichtete Professor Dr. Jan Röhnert von der TU Braunschweig in Goslar.

Von Kammer Donnerstag, 24.10.2024, 05:00 Uhr

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Goslar. Vom Bergbau zur Mystik – eine erstaunliche Wandlung hat die Literatur über den Harz im Laufe der Jahrhunderte erfahren. Waren es anfangs vor allem Beschreibungen des Berg- und Hüttenwesens, rückten ab dem 18. Jahrhundert die Beschreibung der Landschaft, der ihr innewohnenden Geheimnisse, ihrer Gesteinswelt und natürlich ihrer Sagen in den Fokus. Großer Dauerbrenner: die Rosstrappe. Viele berühmte Dichter griffen die Sage auf, erzählten sie auf ihre spezielle Weise neu. Professor Dr. Jan Röhnert, TU Braunschweig, hat diese und andere Darstellungen des Harzes gesammelt und präsentierte sie im Kreishaus einem äußerst interessierten Publikum.

Goethe und Heine

Ja, Heines Harzreise kennt man. Schließlich hat sogar die GZ dazu gerade eine sechsteilige Serie veröffentlicht. Auch Goethes Harzreisen sind präsent. Warnende Stimmen konnten den Dichterfürsten im Dezember 1777 nicht davon abhalten, den Brocken zu besteigen und dessen „schneebehangenen Scheitel“ zu bewundern. Der Brocken im Winter? Damals eine unvorstellbare Idee. Dennoch, Goethe wagte es und schrieb „Harzreise im Winter“ mit poetisch-eindringlichen Passagen: „Winterströme stürzen vom Felsen“.

Echte Harz-Romantik

Christoph Wilhelm Gatterer veröffentlichte 1790 eine „Anleitung den Harz … zu bereisen“. Und so eroberte das Mittelgebirge die Literatur, wurde zum Objekt der Romantik. Friedrich Wilhelm Klopstock beschrieb 1771 in der „Ode an die Rosstrappe“ ein „Riesenross, Ein hoher Ritter darauf, sprang über das Tal, Der schönen fliehenden Riesin nach“. Eine Faszination, der sich auch der Ludwig Tieck 1792 in seinem „Märchen vom Rosstrapp“ nicht entziehen konnte. Achim von Arnim schilderte 1801 gar eine „magnetisierende Reise ins Bodetal“ in „Hollin‘s Liebeleben“. Auch der aus dem Südharz stammende Novalis griff 1797 die Sage auf, diesmal mit Blick auf den dortigen Granit. Nicht verwunderlich, immerhin hatte er Montanwissenschaften an der Bergakademie Freiberg studiert, hörte Vorlesungen bei Abraham Gottlob Werner.

Da man damals keine Fotos machen konnte, musste die Landschaft in Worten umso plastischer geschildert werden – ein Glück für den heutigen Leser, der etwa bei Goethe erfährt, dass der Harz auch damals nicht voll bewaldet war. Bergbau, Hütten und Öfen brauchten Holz.

Heine schließlich machte den Harz richtig bekannt, er formte die romantische Reiseschilderung zu einem satirischen Zeitbild um: „Auf die Berge will ich steigen, lachend auf Euch niederschauen“. Nach Heine kamen neue Harzreisen, neue literarische Formen, die der Referent nur kurz streifte. Darunter die nun wieder grenzenlos mögliche Harzwanderung nach der Wiedervereinigung oder auch die dunklen Kapitel mit den Konzentrationslagern des Zweiten Weltkriegs. Neu aufgespürt hat Röhnert den Komponisten Hans Jürgen von der Wense, der 1966 verstorben ist. Erst 2023 wurden Schriften aus seinem Nachlass veröffentlicht, die sich unter dem Titel „Routen“ mit Goslar, „der versunkenen Welthauptstadt“ befassen. Die Fachwerkhäuser hatten Eindruck gemacht, jedoch erhielt die „kaiserherrliche Stadt“ den Tipp, sich von dem „wilhelminischen Unrat“ zu befreien.

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