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Einnahmeverluste für Krankenhäuser

Sparmaßnahmen: Landrat sieht Kliniken im Harz gefährdet

"Wir können nicht mehr an allen Fronten gleichzeitig kämpfen": Dr. Matthias Voth, Geschäftsführer des Harzklinikums Dorothea Christiane Erxleben.

"Wir können nicht mehr an allen Fronten gleichzeitig kämpfen": Dr. Matthias Voth, Geschäftsführer des Harzklinikums Dorothea Christiane Erxleben. Foto: Harzklinikum

Durch Einsparungen vor allem bei den Ausgaben für die Krankenhäuser will die Bundesregierung die gesetzlichen Krankenkassen entlasten. Kliniken wie die im Harzkreis fürchten wegen der Einnahmeverluste um ihre Existenz.

Von Oliver Stade Samstag, 25.10.2025, 15:00 Uhr

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Harz. Halberstadts Landrat Thomas Balcerowski und Klinik-Geschäftsführer Dr. Matthias Voth sehen wegen Kürzungsplänen der Bundesregierung das Klinikum Dorothea Christiane Erxleben mit Standorten in Wernigerode, Quedlinburg und Blankenburg in Gefahr. Sie befürchten für das kommende Jahr Einnahmeverluste von drei Millionen Euro.

Damit würde das Harzklinikum weiter ins Minus rutschen. Die Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum sei gefährdet, erklärt Balcerowski, der Aufsichtsratsvorsitzender des Harzklinikums ist, in einer Pressemitteilung. Die Lage ist offenbar schon angespannt. „Trotz massiver Sparmaßnahmen musste das Klinikum das Geschäftsjahr 2024 bei einem Konzernumsatz von 200 Millionen Euro mit einem Defizit von fünf Millionen Euro abschließen“, heißt es in der Mitteilung weiter. Nun drohe eine Verschärfung.

Grund für die Sparmaßnahmen

Hintergrund ist ein Beschluss des Bundeskabinetts, mit dem der Kostenanstieg in der gesetzlichen Krankenversicherung gestoppt werden soll.

Dafür will der Bund vor allem bei der Krankenhausfinanzierung die Ausgaben kürzen. In drei Bereichen sollen Kosten reduziert werden, um rund zwei Milliarden Euro einzusparen. Im Zentrum stehen die Fallwerte, zu denen die Kliniken ihre Leistungen bezahlt bekommen. In einer Mitteilung erklärt die Bundesregierung, sie wolle die „Vergütungsanstiege im Krankenhausbereich auf die reale Kostenentwicklung“ begrenzen. Dazu wird für das Jahr 2026 die Meistbegünstigungsklausel ausgesetzt. Die Klausel regelt die Höhe des Landesbasisfallwerts, zu dem die Krankenhäuser ihre Leistungen abrechnen. Dieser Wert würde 2026 „nur um 2,98 Prozent statt um 5,17 Prozent“ steigen, berichtet das Harzklinikum.

Perspektiven aus der Klinik

Die Klinik-Verantwortlichen im Harzkreis finden deutliche Worte. „Diese Entscheidung bedeutet nichts anderes als einen kalten Strukturwandel auf Kosten der Bevölkerung durch finanzielle Austrocknung“, erklärt Geschäftsführer Voth und verweist auf die Belastungen durch Fachkräftemangel, Inflation und hohe Energiepreise. Landrat und Klinik-Aufsichtsratsvorsitzender Balcerowski spricht von einer „verantwortungslosen Politik gegenüber den Menschen im Harz“.

Das Harzklinikum beschäftigt den Angaben zufolge 2399 Mitarbeiter, darunter 280 Ärzte. Die Kliniken verfügen über 777 Betten und versorgen rund 209.000 Menschen.

Die Asklepios-Harzkliniken, die im Landkreis Krankenhäuser in Goslar, Bad Harzburg und Seesen betreiben, wollen sich angesichts der Sparliste des Bundes nicht zu den Auswirkungen auf ihre Einrichtungen in der Region äußern. Ein Sprecher verweist stattdessen auf die Stellungnahmen von Verbänden wie der Deutschen Krankenhausgesellschaft. Die hatte kürzlich beklagt, das Kabinett kürze „nahezu einseitig“ zulasten der Krankenhäuser. Die massiven Einsparungen würden „zu einer deutlichen Reduktion von Krankenhausstandorten und Krankenhausbetten“ führen.

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