Seltener Dachbodenfund: Neuzugang in der Heimatstube Altenau
Die Druckstöcke lagern über Jahrzehnte auf einem Dachboden. Foto: Heimatstube
Die Heimatstube Altenau-Schulenberg freut sich über mehrere Neuzugänge, die sich als wahrer Kunstschatz entpuppt haben. Das Kuriose: Der Fund hat über Jahrzehnte auf einem Dachboden gelegen, bevor er wiederentdeckt wurde.
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Altenau. Es ist eine kleine Sensation: Viele Jahrzehnte lagerten 23 Druckstöcke der bekannten Holzschnitte des Altenauer Künstlers Karl Reinecke unbeachtet auf einem Dachboden in der Rothenberger Straße. Kürzlich wurden sie laut einer Pressemitteilung aufgefunden und der Heimatstube übergeben.
„Die Druckplatten aus Holz sind 80 bis 90 Jahre alt“, erläutert Roland Riesen, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für Heimatkunde. Man sei erstaunt über den außergewöhnlich guten Zustand, der durchaus geeignet erscheint, weitere Abdrucke anzufertigen. Reinecke-Experte Dr. Kai Gurski, der die Druckstöcke begutachtete, ergänzt: „Die Werkstücke stammen aus allen Phasen der Holzschnitt-Tätigkeit Reinecke-Altenaus und zeigen einerseits bekannte Motive, wie Holzhauer, Bergwiesenmäher oder Landschaften, andererseits aber auch eher seltene Darstellungen wie die eines norddeutschen Reusenflickers oder ein mutmaßliches Porträt des sogenannten Harzfliegers Walter Spengler.“
Vieles noch unbekannt
Knapp 60 unterschiedliche Bilder sind laut Heimatstube im Originalabzug oder als Reproduktion in zeitgenössischen Publikationen bekannt. Und auch heute gelangen immer mal wieder vereinzelt Holzschnittdrucke in den Handel. Einzelne Bildmotive sind bisher durch Abzüge oder Reproduktionen sogar gänzlich unbekannt, etwa Darstellungen des Oberharzer Skisports oder persönliche Grußmotive des Künstlers.
„Geschichtlich interessant sind eben diese Grußmotive aus den späten 1920er/frühen 1930er Jahren. Reinecke fertigte in dieser Zeit für den einen oder anderen Jahreswechsel einen speziellen Holzschnitt an“, erläutert Riesen. „TROTZ ALLEM: GUT‘ NEUJAHR – REINECKE-ALTENAU“ schnitt der Künstler ins Holz. Darüber platzierte er einen Arbeiter, umrahmt von Blitzen, die eine unruhige Zeit symbolisieren sollen – brachte der Niedergang von Bergbau und Hüttenwerken doch wirtschaftliche Not für einen großen Teil der Oberharzer Bevölkerung.

Reinecke fertigt unter anderem persönliche Grußmotive zum Jahreswechsel an. Foto: Heimatstube
Rare Zeugnisse
Gurski betont: „Die Druckstöcke zeugen eindrücklich von Reinecke-Altenaus technischer Könnerschaft der Holzschnitt-Technik, seinem stilistischen Wandel von expressiv schroffen zu eher weichen und von feinen Schraffuren erfüllten Formen – und nicht zuletzt von seinem Pragmatismus und seiner Sparsamkeit. Denn vereinzelt hat er Druckplatten beidseitig verwendet, in einem Fall auch zwei Motive nebeneinander in einen Druckstock geschnitten. Mehr als 80 Jahre nach dem Tod des Künstlers und nach der Ausbombung seiner Wohnung, bei der auch sein Atelier vernichtet wurde, sind originale Druckstöcke heute selten. Als rare Zeugnisse zum Verständnis der Arbeitsweise des Künstlers stellen diese Stücke einen wirklichen Schatz dar“. red
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