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Kunstpause am Mittag im Mönchehaus

Was Miriam Cahns Gewaltdarstellungen mit dem Frauenhaus verbindet

Flucht und Vertreibung – in den Werken von Miriam Cahn sind sie häufig zu finden. Annett Eine zieht Prallelen zum Alltag der Frauen, die Zuflucht im Frauenhaus gefunden haben.

Flucht und Vertreibung – in den Werken von Miriam Cahn sind sie häufig zu finden. Annett Eine zieht Prallelen zum Alltag der Frauen, die Zuflucht im Frauenhaus gefunden haben. Foto: Privat

Gewaltdarstellungen gibt es in der Ausstellung von Kaiserringträgerin Miriam Cahn im Mönchehaus auf Schritt und Tritt. Die Parallelen zu dem, was die Bewohner und Mitarbeiter des Goslarer Frauenhauses erleben, drängen sich förmlich auf.

Von Redaktion Sonntag, 19.01.2025, 12:00 Uhr

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Goslar. Krieg, Angst, Vertreibung und immer wieder Frauen, die Opfer von Gewalt werden: Die Bilder der Kaiserringträgerin Miriam Cahn sind alles andere als „leichte Kost“ und verlangen dem Betrachter einiges ab. Dass das Werk der Künstlerin allerdings auch Schönheit und Zuversicht birgt, erfuhren rund zwei Dutzend Gäste der „Kunstpause am Mittag“ am Samstag im Mönchehaus.

Das Format ist ein ungezwungenes Zusammentreffen von Kunstinteressierten mit einer Goslarer Persönlichkeit, die ihren ganz eigenen Blick auf die jeweilige Ausstellung wirft und eine Verbindung zum eigenen Leben und Arbeiten herstellt. Einen spannungsreichen Zusammenhang stellte Annett Eine her, die als Vorsitzende des Goslarer Frauenhaus-Vereins mit dem Thema häusliche Gewalt nahezu täglich konfrontiert wird.

Hilfe für den Neustart

Im Frauenhaus Goslar betreuen fünf Mitarbeiterinnen Frauen und Kinder, die nicht selten ein jahrelanges Martyrium aus psychischer und physischer Gewalt durchlebt haben. Hier gibt es professionelle Hilfe für einen Neustart in ein selbstbestimmtes und friedliches Leben.

Eine wählte zu Beginn ihres Rundgangs durch die Ausstellung deshalb auch Miriam Cahns Arbeit „flüchtenmüssen“. Im Vordergrund des Ölgemäldes stehen vier dunkel verhüllte Menschen, die Eine als Mutter mit drei Kindern interpretierte. Im Hintergrund des Bildes erhebt sich eine urbane Landschaft aus ineinander verschachtelten, zart erleuchteten Gebäuden – für Eine ein Sinnbild der Schutzräume, die im Frauenhaus angeboten werden.

Verletzung, Scham, Hilflosigkeit – Gefühle, für die Miriam Cahn eindrucksvolle Bilder geschaffen hat und die Annett Eine, die sich selbst als optimistischen Menschen beschreibt, gerade bei Frauen immer wieder entdeckt. Weiblichkeit und Selbstbewusstsein sollten in ihren Augen aber niemals Gegensätze sein.

Jeder kann helfen

An eine zunehmend unzufriedene Gesellschaft richtet Eine den Appell: „Gewalt gegen Frauen und Kinder ist ganz oft unsichtbar. Schaut genau hin und helft den Menschen, die in Not geraten sind!“

Helfen kann eigentlich jede(r): Das Frauenhaus, das vom Land Niedersachsen, vom Landkreis Goslar und vom Jobcenter gefördert wird, ist stets dankbar für Sach- und Geldspenden, die von Privatpersonen und Serviceclubs geleistet werden. Und was hilft der 49-jährigen Reisekauffrau Annett Eine ganz persönlich, wenn der Stress doch mal zu viel wird? „Sportschuhe an und loslaufen – da kriege ich den Kopf garantiert frei!“ Oder – wie im letzten Jahr – zu Fuß die Alpen überqueren. Zum Abschluss der Kunstpause hat sie deshalb noch das Gemälde „vor meinem haus“ ausgewählt. Es zeigt die Schönheit einer friedlichen Gebirgslandschaft – ein Bild, das auch in schwierigen Zeiten zuversichtlich stimmt.

Annett Eine spricht bei der Kunstpause am Mittag über ihre Gedanken zur Kunst von Miriam Cahn.

Annett Eine spricht bei der Kunstpause am Mittag über ihre Gedanken zur Kunst von Miriam Cahn. Foto: Privat

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