So wertvoll ist Bad Harzburgs heilpädagogischer Kindergarten

Thomas Schatz (links), Leiter des Kindergartens Lollipo begrüßt die Gäste der Geburtstagsfeier. Foto: Schlegel
Der Lebenshilfe-Kindergarten Lollipop feiert 50. Geburtstag. Beim Festakt wurde betont, dass am heutigen Standort in der Burgstraße Inklusion in ganz besonderer Weise gelebt wird. Früher hatten es die Eltern beeinträchtigter Kinder da schwerer.
Für nur 0,99 € alle Artikel auf goslarsche.de lesen
und im ersten Monat 9,00 € sparen!
Jetzt sichern!
Bad Harzburg. Wer vor einigen Jahrzehnten ein behindertes Kind hatte, hatte Probleme, es in einem Kindergarten unterzubringen. Zumindest im Landkreis Goslar. Und so war es ganz offenkundig ein Geschenk des Himmels, als die Lebenshilfe den heilpädagogischen Kindergarten Lollipop in Harlingerode eröffnete. 50 Jahre ist das nun genau her, heute befindet sich Lollipop in der Burgstraße, in der am Donnerstag groß gefeiert wurde. Und zwar in Form einer dort oben fast schon vorbildlich gelebten Form der Inklusion.
Auch spezielle Förderung
An die Zeiten, in denen Eltern von beeinträchtigten Kindern bei der Suche nach einem Kita-Platz schier verzweifelten, erinnerte Ingrid Koch. Sie hatte Glück: Ihr Sohn war 1974 eins der ersten Kinder, die in der neuen Lebenshilfeeinrichtung unterkamen. Und dort, so Koch dankbar, seien die Kinder nicht nur betreut, sondern auch gefördert worden.
Heute sei das eine Selbstverständlichkeit, über die keiner mehr rede. Damals sei es für die Eltern ein Segen gewesen. Und sie hatten auch die Möglichkeit, sich mit anderen auszutauschen, auch das etwas, was in den 70er Jahren kaum bis gar nicht möglich gewesen sei, erinnerte sich Koch.

Ingrid Koch erinnert (sich) an die Gründung des heilpädagogischen Kindergartens, die für Eltern beeinträchtigter Kinder ein regelrechter Segen war. Foto: Schlegel
Ein Ort, an dem die Inklusion, also das Zusammenleben von Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen, mittlerweile auf besondere Weise praktiziert wird. Denn im selben Gebäude befindet sich auch ein Regelkindergarten der Stadt, gleich nebenan steht der Kindergarten Burgstraße und auch das neue Wohnheim der Lebenshilfe befindet sich auf dem Gelände.
Sinnvolle Nachnutzung
Und so leben dort oben in der Burgstraße mitten in der Stadt Menschen jeden Alters mit und ohne Beeinträchtigung miteinander. Die Kinder beispielsweise spielen gemeinsam auf dem Gelände und feierten auch am Dienstag den Lollipop-Geburtstag zusammen. Das sei schöne Inklusion in Form eines Nebeneinanders, so Karsten Schubert, bei der Lebenshilfe Bereichsleiter Kinder, Familie und Gesundheit.
Eine Herzensangelegenheit
Auch Bürgermeister Ralf Abrahms freute sich, dass aus der ehemaligen Schule des Landkreises nun ein Ort geworden sei, in dem die Partnerschaft zwischen Stadt und Lebenshilfe auf mehreren Ebenen gelebt werde. Die Schule habe eine sinnvolle Nachnutzung bekommen. Ähnlich sei es übrigens auch vor 50 Jahren gewesen, denn der Lollipop-Kindergarten zog in das damals freigewordene Verwaltungshaus der bei der Gebietsreform aufgelösten Gemeinde Harlingerode ein. Für ihn, so Abrahms gegenüber der GZ, sei die Entwicklung in der Burgstraße eine regelrechte Herzensangelegenheit.
Wobei sich eigentlich alle Festredner in einem einig waren: Die wahre Inklusion sei noch lange nicht erreicht. Denn würden Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen ganz normal zusammenleben, und würden Kinder einfach „nur“ nach ihren jeweiligen Möglichkeiten individuell gefördert – dann bräuchte man keine gesonderten Einrichtungen für einen heilpädagogischen Kindergarten. Vielleicht ist das ja in 50 Jahren soweit.