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Neuer Krimi von Hans-Martin Gutmann

Goslarer Theologieprofessor setzt „Mordserie“ fort

„Wendegier“ ist der vierte und letzte Band der Bentorff-Reihe.  Fotos: Privat/Omnino

„Wendegier“ ist der vierte und letzte Band der Bentorff-Reihe. Fotos: Privat/Omnino

„Wendegier“ heißt der neue Krimi von Hans-Martin Gutmann. Der Thriller des in Goslar geborenen Theologieprofessors erschien im Omnino-Verlag, spielt im Salzgitter-Gebiet und schildert den vierten Mordfall des ermittelnden Pastors Lukas Bentorff.

Von Petra Hartmann Mittwoch, 14.12.2022, 14:00 Uhr

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Goslar. Hans-Martin Gutmann hat erneut zugeschlagen. Der gebürtige Goslarer und emeritierte Theologieprofessor hat seinen vierten Roman über den Dorfpastor Lukas Bentorff vorgelegt. Erneut muss der Seelsorger in einem Mordfall ermitteln. Schauplatz sind die fiktiven Dörfer Groß und Klein Samtleben im Salzgittergebiet. Es geht um Gier, Geschäftemacherei und den Traum vom großen Geld zur Zeit der Wiedervereinigung.

Ossis und Wessis schauen in die Röhre

„Wendegier“ erzählt von dem Immobilienhai Ulf Wolkenstein, der sich zahlreiche Gebäude in Quedlinburg unter den Nagel gerissen hat. Finanziert wurde das Ganze durch Beteiligungen unter anderem von Freunden aus seinem Heimatdorf Klein Samtleben. Doch die Geschäftsidee scheint nicht aufzugehen. Als einige Teilhaber ihre Einlagen zurückfordern und hingehalten werden, beginnt die Sache zu stinken. Und während BRD und DDR zu einem Staat werden, schauen Ossis und Wessis gleichermaßen in die Röhre. Quedlinburger verlieren ihre Wohnung, da sie die horrenden Miterhöhungen nicht zahlen können, Klein Samtlebener stehen vor dem Nichts, weil sie Wolkenstein ihre gesamten Ersparnisse anvertraut haben. Dann wird Wolkenstein tot aufgefunden, in seinem Hals eine zerbrochene Champagnerflasche.

H.-M. Gutmann

H.-M. Gutmann

Mord, Selbstmord und Vergewaltigung

Trotz der dramatischen Ereignisse – außer um Mord geht es auch um Selbstmord, Vergewaltigung und Entführung – kommt der Roman sehr betulich daher. Gutmann, der selbst als Pfarrer tätig war, schildert den Alltag im Pfarrhaus, die ständigen Verkupplungsversuche, denen Bentorff ausgesetzt ist, und die Vorbereitung des Konfirmandenferienseminars in Südtirol.

Kein Sex für Jecken

Eher humorvoll mutet der Krieg zweier Karnevalsvereine an, und sehr liebenswürdig kommt die Idee der Karnevalisten-Gattinnen daher, die Streithähne durch Sex-Entzug zum Frieden zu zwingen, wie es einst Lysistrata und ihre Bundesgenossinnen in Griechenland taten. Gar nicht einfach, wenn bei den älteren Jecken im Bett doch seit Jahren nichts mehr läuft ... Doch bleibt einem das Lachen im Hals stecken, wenn die braune Vergangenheit wieder aufblüht und der Gesangverein beim Geburtstagsständchen das Horst-Wessel-Lied intoniert.

Entwertete Biographien und die Wut der Wendezeit

Bentorff selbst, der im vorigen Band, „Wendeblues“, einen Schlaganfall erlitten hatte, kommt im letzten Teil der Wende-Tetralogie relativ unversehrt davon. Nur einmal wird es brenzlig, als er in einer Demonstration statt der linken Demonstranten kahlköpfige Springerstiefelträger um sich herum sieht. Insgesamt ist es ein ruhiges, weniger action-lastiges Buch, das den Begriff „Thriller“ wohl nur aus verkaufstechnischen Gründen auf dem Cover trägt. Eher ist die Spannung in der Wut und Verzweiflung der Menschen in Ost und West zu suchen, deren Lebensentwürfe zerstört werden. Wie überhaupt Gutmanns zentrales Anliegen die Analyse dessen ist, was bei der Wiedervereinigung falsch gemacht wurde. Fehler, deren Folgen noch 30 Jahre später spürbar sind.

Hans-Martin Gutmann: Wendegier. Omnino-Verlag, 199 S., Euro 15.

Hans-Martin Gutmann ist  am Mittwoch, 14. Dezember, ab 20 Uhr zu Gast bei den Frankenberger Winterabenden und liest aus seinem ersten Bentorff-Krimi „Wendewölfe“. Anmeldung: kgfrankenberg.church-events.de. Die Veranstalter empfehlen das Tragen einer Maske wegen der Grippewelle.

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