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Viele Treffpunkte auf dem Altstadtfest

Flohmarkt und Weindorf sind auch ohne Musik Publikumsmagnete

Die Fohmarktdebütanten Luca und Luis (11), wie auch ihre Mutter Sabrina Most aus Hahndorf dick gegen den kühlen Wind eingepackt, haben sich mit dem Verkauf ihrer aussortierten Spielsachen das Taschengeld aufgebessert.

Die Fohmarktdebütanten Luca und Luis (11), wie auch ihre Mutter Sabrina Most aus Hahndorf dick gegen den kühlen Wind eingepackt, haben sich mit dem Verkauf ihrer aussortierten Spielsachen das Taschengeld aufgebessert. Foto: Kempfer

Der Wind war empfindlich kühl, aber davon ließen sich viele Standbetreiber nicht abschrecken; vor einem Jahr war es die Hitze, unter der sie stöhnten. Viele Käufer und Verkäufer fanden beim zweitägigen Flohmarkt auf der Pfalzwiese zueinander.

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Von Sebastian Sowa,
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Von Sabine Kempfer
Montag, 16.09.2024, 04:00 Uhr

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Goslar. Anziehungspunkt vom Vormittag an war der Flohmarkt auf der Kaiserpfalzwiese, der beim Altstadtfest nicht fehlen darf. Es waren schon einmal mehr Stände, aber viele derjenigen, die ihre Tische und Decken auf der Wiese aufgebaut hatten, gaben an, mit dem Umsatz ganz zufrieden zu sein. „Ich verkaufe heute Dinge, die ich schon zehn Mal mithatte“, sagte Edeltraud Neubauer, ein Gesicht der Goslarschen Höfe, bei der privat „Puppen, Haushaltsartikel und Killefitz“ am besten gingen.

Die Jäger nach verborgenen Schätzen waren ebenso unterwegs wie Spaziergänger, die einen Gelegenheitskauf tätigten; und wer hier am Samstag vor den Toren der Kaiserpfalz verweilte, konnte ein Brautpaar nach dem anderen aus dem Standesamt kommen sehen. Vom Rosenbogen bis zur Traktorparade reichten die Ideen der Hochzeitsgäste. Die Traktoren gehörten samt Feuerwehr zu einer der Trauungen, auch für die Umstehenden was fürs Auge.
Anne Walthery und Pierre Couline sind aus Vise bei Lüttich gekommen, um sich Goslar anzusehen. Vom Flohmarkt nehmen sie das Wahrzeichen von Vise, eine Gans, mit.

Anne Walthery und Pierre Couline sind aus Vise bei Lüttich gekommen, um sich Goslar anzusehen. Vom Flohmarkt nehmen sie das Wahrzeichen von Vise, eine Gans, mit. Foto: Kempfer

Die Gans geht nach Belgien

Eine schöne Flohmarkt-Location also, die auch Martina Schneider zu schätzen weiß; die Braunschweigerin war zum dritten Mal beim Goslarer Altstadtfestflohmarkt dabei. „Ich habe bisher immer gute Erfahrungen gemacht“, sagte sie im Gespräch mit der GZ und schwärmte von der „tollen Atmosphäre“ vor der Kulisse der Kaiserpfalz. „Und heute Abend kann man noch aufs Altstadtfest gehen“, sagte die Ausstellerin. Ihr „Eyecatcher“, eine große Porzellangans, blieb nicht lange der Hingucker auf dem Tisch, sondern wechselte bald den Besitzer. Nachdem sich schon mehrere Passanten interessiert hatten, wurde die Gans von einem Paar aus Belgien fortgetragen.
Wer sich beim Flohmarkt aufhielt, konnte am Samstag zahlreiche Brautpaare betrachten, für die allerhand aufgeboten wurde, hier für das Brautpaar Rehse.

Wer sich beim Flohmarkt aufhielt, konnte am Samstag zahlreiche Brautpaare betrachten, für die allerhand aufgeboten wurde, hier für das Brautpaar Rehse. Foto: Epping

Anne Walthery und Pierre Couline sind für den Urlaub in Goslar aus Vise bei Lüttich gekommen. So wie der Adler das Wahrzeichen in Goslar sei, so sei eben die Gans das Wahrzeichen von Vise, erklärten sie, und freuten sich über den Fang, der es hoffentlich heile in ihre Heimat schaffen wird.

Kaum war die Gans weg, schob Martina Schneider ein Huhn in die Tischmitte. Das sei zwar „pottenhässlich“, murmelte sie, aber: „Wo es hinpasst…“ Die Aufmerksamkeit erregte es auf jeden Fall. Die Braunschweigerin ist gerne auf Flohmärkten: „Das tut mir einfach gut“, gestand sie. Man lerne Leute kennen, könne sich unterhalten und würde nicht zuhause versauern. „Ganz ehrlich? Das ist auch was für die Psyche!“ urteilte sie.

Mitbringsel aus aller Welt

Hans-Dieter Hartmann aus Hornburg hatte so manches ungewöhnliche Objekt im Angebot.

Hans-Dieter Hartmann aus Hornburg hatte so manches ungewöhnliche Objekt im Angebot. Foto: Kempfer

Oft ist es auch eine Reise in die Vergangenheit; die der Familie oder generell. So fanden sich alte Wärmflaschen zum Verkauf, Geschirr, das früher sicher mal „das Gute“ war, dabei ein Teller mit Aufschrift: „Zur Silberhochzeit“.

„Ich habe einige Sachen dabei, die man erst auf den zweiten Blick erkennt“, erläuterte Hans-Dieter Hartmann. Der Hornburger, der als gelernter Buchdrucker beinahe mal bei der GZ angeheuert hätte, ist viel in der Welt herumgekommen, denn er war für eine Druckmaschinenfirma im Ausland und hat vor Ort die Menschen angelernt.

Auch privat reiste er viel, brachte von überall her Dinge mit, „die nicht jeder hat“. Eine Messingumhüllung für eine Flasche, alte englische Tintenfässer, Pflanzglocken und Fliegenfallen. Wer hier ins Gespräch kam, über Damaskus oder Hongkong, konnte Zeit und Ort vergessen.

Kinder harren auf Decken aus

Viele Kinder nutzten die Chance, ihr Taschengeld aufzubessern; für Decken auf der Wiese fiel kein Standgeld an. Die Zwillinge Luca und Luis, elf Jahre alt, nutzten die Gelegenheit, ihr altes Spielzeug auszusortieren. Gegen Mittag hatten sie immerhin schon zwei Bilderbücher, CDs und Dvds sowie die großen Spiele verkauft und waren zufrieden. In dicke Jacken gepackt trotzten sie dem Wind: „Das ist ganz schön frisch heute“, bestätigte Luis. Die Geschwister aus Hahndorf hofften nun noch auf Interessenten unter anderem für eine ziemlich coole Motorradgarderobe aus Holz, die sei inzwischen einfach „ein bisschen klein“.

Lücken auf der Wiese

Lob und Tadel gab es für die Stadt als Ausrichter: „Schön, dass die Stadt hier vorher noch mal gemäht hat“, war zu vernehmen. Andere kritisierten den Stand-Meterpreis von 8 Euro, machten ihn für die großen Lücken auf der Wiese verantwortlich. „Früher hat man kaum einen Fuß zwischen die Stände bekommen“, erinnert sich ein Besucher, der früher selber mal zu den Verkäufern gehörte.
Gemütlich ging es auf dem Weindorf der Service-Clubs zu: Einen Rotling aus Franken genießen hier (v.li.) Heike und Karl-Heinz Möcker, Renate und Walfried Lucksch sowie Waltraut Ehlert.

Gemütlich ging es auf dem Weindorf der Service-Clubs zu: Einen Rotling aus Franken genießen hier (v.li.) Heike und Karl-Heinz Möcker, Renate und Walfried Lucksch sowie Waltraut Ehlert. Foto: Kempfer

Gesuchte Glücksschweinchen-Jahrgänge

Direkt vor der Pfalz ließ die GZ grüßen. Nicht nur, dass hier ein Goslar-Buch der ehemaligen GZ-Lokalchefin Dr. Ursula Müller den Besitzer wechselte, eine große Schale voller Schwein fand viele Interessenten. Es handelte sich um eine Sammlung von GZ-Glücksschweinchen aus diversen Jahren, angeboten von Andreas Norbel aus Langelsheim. Nein, seine private Sammlung habe er noch, versicherte er der GZ; die Säue-Sammlung sei ihm nach und nach zugewachsen. Schließlich wissen alle Freunde und Bekannten, dass der Langelsheimer ein Flohmarktfan ist – den zum Goslarer Altstadtfest lässt er nie aus, bestätigte seine Frau. Wem also noch ein Schwein in seiner Sammlung fehle, der könne hier auffüllen. Ihm selbst fehlten allerdings noch die Jahrgänge 1973 bis 1975, merkte er an.

Auf dem Weg Richtung Marktplatz oder Abzuchtbühnen bot sich ein Stopp im Weindorf an, wo es am Samstagabend ziemlich lustig wurde. Man traf sich, ohne verabredet zu sein, und hob ein Gläschen: „Das macht Goslar doch aus“, sagte Heike Möcker, man geht einfach los und trifft immer jemanden.“

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