Neue Ausrüstung und eine Waschanlage für Goslars Feuerwehrleute

Die Mitglieder des SOS-Ausschusses begutachten das neue Hygienezelt der Goslarer Feuerwehr. Foto: Roß
Sämtliche Goslarer Feuerwehren wurden von der Stadt für einen Millionenbetrag neu eingekleidet. Noch am Einsatzort durchlaufen die Retter ab sofort eine Waschstraße, um kontaminierte Ausrüstung abzulegen und wieder einsatzbereit zu sein.
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Goslar. Vorne geht direkt nach dem Einsatz ein Feuerwehrmann oder eine Feuerwehrfrau mit verschmutzter Ausrüstung hinein, hinten kommt er oder sie frisch eingekleidet und vor allem wieder einsatzbereit heraus: So sieht die neue Hygiene-Strategie der Goslarer Feuerwehren aus, die zukünftig bei allen größeren Einsätzen greifen soll.
Hintergrund ist laut Stadtbrandmeister Christian Hellmeier, dass Feuerwehrleute, deren Schutzkleidung im Einsatz etwa starkem Rauch oder giftigen Chemikalien ausgesetzt war, möglichst schnell von ihrer kontaminierten Kleidung befreit werden und trotzdem weiter im Einsatz bleiben können.
Die Säuberung läuft von grob bis fein: Zunächst werden die Stiefel gereinigt, dann die Atemschutzgeräte abgenommen, in einem Zelt schließlich Jacke und Hose ausgezogen, dann kommt ein Waschplatz und schließlich eine Umziehkabine mit frischer Schutzkleidung.
Weiter einsatzfähig
Diese Art der Einsatzhygiene ist gesetzlich vorgeschrieben, die Umsetzung obliegt aber den Feuerwehren selbst, erläutert Hellmeier. Bisher wurde pro Feuerwehrmann oder -frau eine personalisierte Schutzausrüstung ausgegeben. Wenn diese kontaminiert war und gereinigt werden musste, schied die entsprechende Person während dieser Zeit für Einsätze aus. Das ändert sich ab sofort: Sämtliche Goslarer Ortswehren wurden neu ausgestattet und gleichzeitig ein Pool-Modell eingeführt. Im Einsatz kann so ein Retter auf mehrere Schutzanzüge zugreifen.
Um das zu realisieren, hat die Stadt Goslar einen Millionenbetrag in die Feuerwehrausrüstung investiert. Rund 1,1 Millionen Euro sind laut Sprecherin Claudia Jagsch in 600 neue Einsatzhosen und -jacken, 300 Spezialjacken und -hosen für besonders harte Löscheinsätze in Gebäuden, 150 Kennzeichnungswesten und 500 Flammschutzhauben geflossen.
Etwa drei Jahre hat es von Beginn der Planung bis zur Ausgabe der neuen Schutzkleidung gedauert, die jetzt auch dem Ausschuss für Sicherheit, Ordnung und Sport (SOS) präsentiert wurde. Die extra wegen dieses Programmpunktes zur Sitzung in die Goslarer Feuerwache geeilte Oberbürgermeisterin Urte Schwerdtner sprach von einer „Investition in die Wertschätzung für die Feuerwehr.“ Und was kann die neue Ausrüstung besser als die alte? „Die Sachen sehen relativ einfach aus“ erläuterte der Stadtbrandmeister. In ihnen steckt aber unfassbar viel Technik. „Wir brauchen für jede Einsatzart nur noch eine Jacke“, fasste Hellmeier zusammen. Sie würde sowohl extreme Hitze als auch Kälte abhalten, enthält Notschlaufen, mit denen verunglückte Einsatzkräfte gerettet werden können, oder Karabinerhaken zur Sicherung auf der Drehleiter.

Die Feuerwehrleute müssen laut Hygienekonzept noch am Einsatzort in eine Art mobile Waschstraße. Foto: Roß
Riesiger Schritt
Hellmeier bezeichnete die neue Ausrüstung für sämtliche Goslarer Feuerwehrleute als „riesigen Schritt nach vorne“. Auch wenn dieser Schritt zusätzliche Arbeit bedeutet. Denn jeder Schutzanzug wird vorschriftsgemäß beim An- und Ausziehen gescannt, um zu dokumentieren, wie oft die Ausrüstung im Einsatz und in der Wäsche war. Auch die Reinigung übernimmt die Feuerwehr mittlerweile selbst, und zwar für alle elf Ortswehren zentral organisiert in der Feuerwache an der Okerstraße, wo Spezialwaschmaschinen und Trockenschränke stehen. Bisher hat eine Wäscherei die Einsatzkleidung gereinigt, doch durch die Eigenorganisation soll der Ausrüstungs-Pool immer ausreichend gefüllt sein.
Für die Einsatzhygiene ist die Feuerwehr Hahndorf zuständig, die bei Bedarf ausrückt und am Einsatzort die Waschstraße und das große, aufblas- und beheizbare Zelt zum Umziehen aufbaut. „In zehn Minuten steht das alles“, sagte Hahndorfs Ortsbrandmeister Marcus Habig. Hellmeier geht davon aus, dass die mobile Hygienestation in etwa 30 Großeinsätzen pro Jahr zum Einsatz kommt. Tendenz steigend. Im Feuerwehr-Budget für das Jahr 2026 steht ein Gerätewagen Hygiene. Auf dem soll dann die komplette Einsatzhygiene stattfinden – bis dahin bauen die Hahndorfer ihr Zelt bei Großeinsätzen auf.