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Eine Goslarer Erfolgs-Geschichte

100 Konzerte mit dem Chörchen

Das Chörchen hatte seinen 100. Auftritt im Abendfrieden und präsentiert sich mit neuem Outfit. Von links: Ulrike Bartels, Nicole Baehnsch, Axel Bonsack, Sylvia Koch, Lutz Hellmann, Hendrik Hoffschläger, Horst Spaan, Natalie Klimainsky, Jörg Nickel, Barbara Schüler und Ulrike Menke.

Das Chörchen hatte seinen 100. Auftritt im Abendfrieden und präsentiert sich mit neuem Outfit. Von links: Ulrike Bartels, Nicole Baehnsch, Axel Bonsack, Sylvia Koch, Lutz Hellmann, Hendrik Hoffschläger, Horst Spaan, Natalie Klimainsky, Jörg Nickel, Barbara Schüler und Ulrike Menke. Foto: Kempfer

Hundert Konzerte mit Goslars Chörchen, ein besonderes Jubiläum! Das Ensemble wurde 2017 gegründet und widmet sich ganz dem deutschen Schlager. Das macht Sängern wie Zuhörern Spaß und animiert zum Mitsingen, eine Goslarer Erfolgsgeschichte.

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Von Sabine Kempfer
Donnerstag, 11.07.2024, 13:00 Uhr

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Goslar. Unzählige Menschen hatten schon Freude an den Auftritten des „Chörchens“. Und die wurden tatsächlich gezählt: Das 2017 offiziell gegründete Ensemble legte jüngst beim Sommerfest im „Abendfrieden“ sein 100. Konzert hin. Ein Grund nicht nur für Luftballons mit einer Eins und zwei Nullen auf der Bühne im Paul-Gerhardt-Haus, sondern auch ein Anlass zum Innehalten auf der Suche nach dem Erfolgsrezept.

Chöre haben es heute nicht leicht, oftmals plagen sie Nachwuchssorgen. Projektchöre sind gefragt, die zwar intensives Mitarbeiten erfordern, das aber nur für eine von vornherein begrenzte Zeit. Auch andere Chorliteratur kann locken, „Pop Chor(n)“ macht es vor.

Gründer Lutz Hellmann

Beim „Chörchen“ war es Lutz Hellmann, der vor acht Jahren auf die Idee kam, ein Ensemble zu gründen. Musik gehörte schon immer zu seinem Leben, erzählt der Gründer und musikalische Leiter, der im Alter von neun Jahren vom Onkel ein Akkordeon bekam – und vielleicht auch die Liebe zum deutschen Schlager, die dieser in seiner CD-Sammlung hatte. Dabei wuchs der in Groß Strehlitz geborene Hellmann mit der polnischen und schlesischen Sprache auf, erst 1987 kam er nach Goslar.

Der Spaß steht beim Chörchen im Vordergrund. Ein Fall für Barbara Schüler, eine wahre Stimmungskanone.

Der Spaß steht beim Chörchen im Vordergrund. Ein Fall für Barbara Schüler, eine wahre Stimmungskanone. Foto: Kempfer

Etwas anderes als deutsche Lieder zu singen, kommt dem 62-Jährigen heute jedoch nicht in den Sinn. Damit hat das Chörchen, das seit April 2017 als eingetragener Verein unter dem Namen „D.A.S. Chörchen“ firmiert – die ersten drei Großbuchstaben stehen für „Deutsche Alte Schlager“ – eine Marktlücke gefunden, geschlossen und segelt seitdem auf Erfolgskurs von Auftritt zu Auftritt. Die Lieder der 50er, 60er und 70er Jahre sind bekannt, die Texte weit verbreitet, da macht es Spaß, auch als Zuhörer mit einzustimmen.

Die Anfänge

Vor der Vereinsgründung kam es immer wieder zu privaten Auftritten auf Feiern, es wurde eben gemeinsam gesungen, besonders gerne in Gesellschaft. Die Musik gehörte einfach dazu, weiß Barbara Schüler, die später den Vorsitz des Vereins übernommen hat; Stellvertreterin ist Christina ten Hompel. Nachbarn wurden animiert, mitzumachen, die Idee einer Chorgründung kam auf, wurde konkret und fand Geburtshelfer wie Carsten Jelinski und Dieter Freesemann. Lutz Hellmann sprach Barbara Schüler auf den Höfen an, wo er mit der Marinekameradschaft aus Clausthal-Zellerfeld aufgetreten war, und fragte, ob sie nicht die Moderation übernehmen könne. Damit gewann er nicht nur eine Front-Frau, sondern auch ein Orga-Talent und eine fleißige Mitsängerin.

Kreise schließen sich

Der erste Auftritt war, wie der 100., im Abendfrieden, wo Lutz Hellmanns Frau Teresa als guter Geist des Hauses unterwegs ist. Barbara Schüler vergisst diesen Tag nie, denn die umtriebige Goslarerin begrüßte zunächst Enkelkind Nummer 3, bevor sie zum Auftritt düste – sicher floss damals viel Freude mit ins Konzert. Teresa Hellmann versorgte die ersten Jahre auch das Chörchen, das damals bei Hellmanns im kleinen Musikzimmer unterm Dach probte – bis man in der Corona-Zeit größere Räumlichkeiten suchte und sie im Gemeindehaus St. Stephani fand, wo Lutz Hellmann als Kirchenvorsteher ein und aus geht.

„Ich will nen Cowboy als Mann“ singt Nicole Baensch mit überzeugender Mimik und Gestik.

„Ich will nen Cowboy als Mann“ singt Nicole Baensch mit überzeugender Mimik und Gestik. Foto: Kempfer

Wer montags gegen Abend am Haus entlang geht, hat eine 50-prozentige Chance, Mitreißendes aus dem Obergeschoss auf die Gassen dringen zu hören: „Rote Lippen sollst Du küssen“, „Schuld war nur der Bossa Nova“, aber auch Seemanns-Schmachtfetzen wie „Seemann, lass das Träumen“ oder das Erkennungslied des Chörchens, „Hello Mary Lou“.

Zum Erfolgsrezept gehören verschiedene Zutaten, am Ende macht es die Mischung. Tatsächlich handelt es sich bei allen maximal 14 Sängerinnen und Sängern, momentan sind es 13 an der Zahl, um erfahrene Sänger aus Chören und Kantoreien der Region wie St. Georg in Goslar und Martin-Luther in Bad Harzburg. Das gibt die Erfahrung und das Standing, sich auch bei kleiner Anzahl an Mitwirkenden in die erste Reihe zu trauen – denn eine zweite gibt es beim Chörchen nicht.

Spaß, Spaß, Spaß

Doch das wahre Geheimnis des Erfolgs liegt im Spaß. Er ist das oberste Gebot, der Grund, das Ziel, Anfang und Ende. Lutz Hellmann lässt jeden und jede so singen, wie er oder sie es will – Hauptsache, es klingt am Ende gut. Zur Motivation und Einstimmung wird die entsprechende Technik eingesetzt. Diese größtmögliche Freiheit wird geschätzt und genutzt. Sie ist der Grund dafür, dass nie ein Konzert wie das andere klingt – jeder Auftritt ist ein Solitär.
Zum 100. Auftritt des Chörchens erhält Gründer Lutz Hellmann im Abendfrieden Luftballons mit der Jubiläumszahl.

Zum 100. Auftritt des Chörchens erhält Gründer Lutz Hellmann im Abendfrieden Luftballons mit der Jubiläumszahl. Foto: Kempfer

Ganz anders die Kleidung: Fürs einheitliche Erscheinungsbild gibt es mittlerweile vier Outfits. Natürlich fröhlich, mit Punkten und Petticoats. Und damit das Ganze beim Spaß bleibt (und nicht in Arbeit ausartet), werden nicht mehr als 20 Konzerte im Jahr angenommen – und nicht mehr Mitglieder aufgenommen. Es bleibt familiär. Die gute Laune des Ensembles springt bei den Konzerten über, nicht nur zum 100. Konzert im Abendfrieden (die GZ berichtete). Vielleicht war das Chörchen deshalb schon mehrmals auch auswärts gebucht. Größter Auftritt bisher: 2019 in der Ostseehalle in Kiel, vor 3000 Zuhörern.

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