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Schachturnier im Schloss

In Bad Harzburg rauchen wieder fünf Tage lang die Köpfe

Bis zu fünf Stunden dauern die Partien. Der älteste Teilnehmer ist übrigens der 91-jährige Joachim Thielemann (l.) vom Ahrensburger TSV.

Bis zu fünf Stunden dauern die Partien. Der älteste Teilnehmer ist übrigens der 91-jährige Joachim Thielemann (l.) vom Ahrensburger TSV. Foto: Schlegel

Im Bündheimer Schloss finden derzeit die 22. Bad Harzburger Schachtage statt. Die GZ hat geschaut, wie die Partien laufen und erfahren, dass frühere Teilnehmer mittlerweile eine steile Karriere hingelegt haben.

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Von Holger Schlegel
Donnerstag, 17.10.2024, 10:00 Uhr

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Bad Harzburg. Könnte man hören, wenn Köpfe rauchen, wäre es dieser Tage im Bündheimer Schloss wahrscheinlich recht laut. So aber ist es mucksmäuschenstill, abgesehen vielleicht von einem kleinen Hüsterchen oder einem klappernden Stuhl. 84 Männer und Frauen zwischen 11 und 91 Jahren spielen dort seit Dienstagabend hoch konzentriert Schach. Gastgeber ist der Schachklub (SK) Bad Harzburg, der zum 22. Mal ein mehrtägiges Turnier ausrichtet.

Die „Bad Harzburger Schachtage“ sind in der Szene eine Bank, die Teilnehmer kommen aus ganz Deutschland. Rostock, Heilbronn, Lübeck, das Ruhrgebiet – die Schachspieler reisen aus allen Himmelsrichtungen nach Bad Harzburg und darauf ist SK-Vorsitzender Jörg Baars auch ziemlich stolz.

Mehr Raum für Freizeit

Denn die Bad Harzburger Schachtage haben nicht nur einen guten Ruf in sportlicher Hinsicht, sondern werden von vielen Teilnehmern auch genutzt, um das Turnierspiel mit einem Urlaub zu verbinden. Manche bringen ihre Familien mit, weiß Baars, und nicht von ungefähr hat der Schachklub beim Neustart nach Corona im vergangenen Jahr schon den Modus ein wenig verändert. Es geht nicht mehr fünf Tage lang rund um Hochleistung von früh bis spät. Jeden Tag wird nur eine Runde gespielt (bis auf Donnerstag, da gibt es zwei). Danach können die Schachenthusiasten den Tag nach eigenem Gutdünken gestalten. Manche kennen sich schon aus früheren Turnieren, weiß Baars. Und da zieht man halt auch mal in Gruppen los.

Tim Stolte vom gastgebenden Schachklub Bad Harzburg startet gut ins Turnier.

Tim Stolte vom gastgebenden Schachklub Bad Harzburg startet gut ins Turnier. Foto: Schlegel

Wobei natürlich das Schachspiel nach wie vor im Vordergrund steht. Allerdings haben die Ausrichter auch bei der Größe des Teilnehmerfeldes eine Grenze gezogen. Höchsten 90 sollen es sein, 84 haben sich in diesem Jahr gemeldet, und das auch schon recht früh. Also alles im grünen Bereich. Gespielt wird auch nur noch ein Turnier für alle Altersklassen. Da tritt auch schon einmal der Nachwuchs gegen die alten Hasen an. Und das ist nicht immer ein ungleicher Kampf. Tim Stolte (Jahrgang 2007, im Turnier auf Platz 67 gesetzt) vom Schachklub Bad Harzburg beispielsweise legte in der ersten Runde ein sauberes Remis gegen den auf Platz 25 gesetzten Dr. Peter Meffert hin und war natürlich stolz wie Oskar.
Besonderheit am Rande. Handys müssen im Büro der Turnierleitung abgegeben werden, damit nicht mithilfe moderner Technik geschummelt wird.

Besonderheit am Rande. Handys müssen im Büro der Turnierleitung abgegeben werden, damit nicht mithilfe moderner Technik geschummelt wird. Foto: Schlegel

Trotz des etwas ausgedünnten Turnierablaufs: Die Teilnehmer absolvieren insgesamt sechs Runden, die auch schon einmal bis zu fünf Stunden dauern können. Das Niveau ist dabei mitunter recht hoch, zwei Teilnehmer haben den Rang „Internationaler Meister“: Klaudia Kulon und Tobias Kügel, beide vom SK Kirchweyhe. Mit Benedikt Muschik (SK Münster) und Simon Degenhardt sind auch zwei Fide-Meister am Start.
Vincent Keymer führt aktuell die bundesdeutsche Schachrangliste an. Hier ein Foto aus dem Jahr 2013, als er im Jugendalter bei den Bad Harzburger Schachtagen antrat.

Vincent Keymer führt aktuell die bundesdeutsche Schachrangliste an. Hier ein Foto aus dem Jahr 2013, als er im Jugendalter bei den Bad Harzburger Schachtagen antrat. Foto: Privat

Diese vier bilden auch das Favoritenquartett. Ein Großmeister ist in diesem Jahr nicht mit von der Partie, allerdings gibt es einige frühere Teilnehmer, die diesen Rang aufgrund ihrer Spielstärke (bei jedem Turnier gibt es Punkte zu gewinnen oder zu verlieren) erreicht haben. Vincent Keymer zum Beispiel, der 2013 in Bad Harzburg in der Jugendklasse startete, führt mittlerweile sogar als Großmeister die Deutsche Rangliste an.

Gespielt wird nun noch bis einschließlich Samstag, die Siegerehrung ist für 15.30 Uhr vorgesehen. Der Schachklub kümmert sich wie in all den Jahren zuvor auch um das leibliche Wohl: Aus Reihen der rund 40 Mitglieder hat sich wieder ein Team gefunden, das die Teilnehmer im Bündheimer Schloss verköstigt. Und natürlich auch die Zuschauer, die (bei freiem Eintritt) jederzeit willkommen sind. Gespielt wird täglich ab 10 Uhr (am Samstag ab 9 Uhr) und am Donnerstag zusätzlich um 17 Uhr. Einzige Voraussetzung für den Besuch: Man sollte sich schon ein wenig ruhig verhalten. Und wer weiß: Vielleicht hört man dann doch, wie der eine oder andere Kopf raucht.

Im Internet sind die Ergebnisse auf der Homepage des Schachklubs zu sehen.

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