Neuer Fangzaun gegen Steinschlag im Okertal

Gefahr in Verzug: Felssicherung 2019 bei Romkerhall. Archivfoto: Neuendorf Foto: Jahn Pictures
Seit November ist die Bramkebrücke gesperrt, schon seit Oktober liegen die Trümmer der abgebrannten „Villa Helene“ vor Romkerhall auf der Fahrbahn – und nun kommt die nächste Hürde auf der Bundesstraße 498 zwischen Oker und Stausee.
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Oker/Schulenberg. Die Straßenbaubehörde will an einer Felsklippe zwischen Romkerhall und Oker-Staumauer einen weiteren Fangzaun gegen Steinschlag an der Böschung installieren. Schon ab Mittwoch, 14. August, soll die Straße auf einer Länge von 250 Metern halbseitig gesperrt werden. Dies teilte die Behörde äußerst kurzfristig am Dienstag mit.
Monatelang halbseitig gesperrt
Das Vorhaben ist aber keine kurzfristige Angelegenheit, sondern dauert „voraussichtlich bis Jahresende, längstens bis zum 15. Februar 2025“, erklärt die Landesbehörde – und verweist dabei auf die „Balz- und Brutzeit“ des Wanderfalken, die im Februar beginnt.
Eine Ampel werde den Verkehr auf dem halbseitig gesperrten Abschnitt bis dahin regeln. Kurzfristig sei während der Bauzeit auch eine Vollsperrung erforderlich, weil ein Kran eingesetzt werde. „Ein genauer Termin kann derzeit aus logistischen Gründen noch nicht festgelegt werden“, heißt es bei der Straßenbaubehörde.
Risiko durch Steinschlag
Wegen des hohen Steinschlagrisikos an der Felsklippe sei bereits 2021 ein „Fangzaun als Sofortmaßnahme“, angebracht worden. Dieser Zaun am Fuß der Böschung zur Bundesstraße sei starr montiert worden und könne kleinere Steinschläge auffangen.
Zur Ergänzung sei nunmehr ein weiterer Fangzaun im oberen Bereich der Felsklippe erforderlich, erklärt die Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr: „Die Ergebnisse aus verschiedenen Übersteigungen in den vergangenen Jahren haben gezeigt, dass im oberen Bereich der Felsböschungen absturzgefährdete, großformatige Gesteinsblöcke vorhanden sind.“
Nachgedacht
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Um solche großen Brocken abfangen zu können, bevor sie durch das Gefälle zu viel Wucht bekommen, soll nunmehr etwa in der Mitte der Felsklippe ein weiterer Zaun angebracht werden. Die Kosten liegen laut Straßenbaubehörde bei rund 500.000 Euro.
Eine „Sofortmaßnahme“ ist das diesmal nicht, trotzdem schickt die Straßenbaubehörde erst einen Tag, bevor die halbseitige Sperrung der Bundesstraße beginnt, eine öffentliche Information. Überdies sind Steinschläge und die erforderliche Sicherung der Böschungen bei Romkerhall seit Jahren ein Dauerthema.
Im Oktober 2019 stürzten mehrere Felsbrocken am künstlichen Wasserfall beim Romkerhall in die Tiefe, krachten auf drei parkende Autos und hinterließen auch am dortigen Hotelgebäude ihre Spuren. Ein Geologe inspizierte damals die Felswand und entdeckte weitere lose Brocken. Die Bundesstraße wurde daraufhin gesperrt, und Bergsteiger eines Felsbau-Unternehmens stießen gefährliche Steine vorsorglich hinab. Eine größere Felsplatte wurde mit einem Hydraulikgerät gelöst. Die Bundesstraße blieb zwischen Oker und der Weißwasserbrücke tagelang gesperrt.
Über Wanderfalken und Lieferengpässe
Im September 2020 ließ die Straßenbaubehörde die B 498 halbseitig sperren. Es ging um den Schutz gegen Steinschlag an der Rabowklippe bei Romkerhall – also dieselbe Felsformation, die ab heute abermals im Blickpunkt steht. Damals beauftragte die Straßenbaubehörde die Bergsicherung Ilfeld, ohne dies mit der Naturschutzbehörde des Landkreises abzustimmen.
Baugenehmigung erst 2025
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Der Knackpunkt: In den Felsen des Landschaftsschutzgebiets brütet der hierzulande sehr seltene Wanderfalke. Günter Hartkens, Leiter der Straßenbaubehörde, machte im Herbst 2020 „Gefahr in Verzug“ geltend. Da sei es manchmal schwierig, rechtzeitig zu informieren. Im März 2021 fehlten die nötigen Fangnetze aber immer noch. Hartkens machte „Lieferengpässe“ und schlechtes Wetter dafür verantwortlich. So ließ die Behörde mitten in der Balz- und Brutzeit die Halterungen für Fangnetze in den Felsen schlagen und kündigte die nächste Vollsperrung auf der B 498 an – mindestens bis in den Mai.
Schon 2021 herbe Kritik an Straßenbaubehörde
Der damalige Landrat Thomas Brych und der damalige Goslarer Goslarer Oberbürgermeister Dr. Oliver Junk gingen mit der Landesbehörde hart ins Gericht, warfen ihr Untätigkeit und Versagen vor.
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Die Straßenbaubehörde ließ deshalb im Frühjahr 2021 zunächst mächtige Fangsäcke entlang der Straße aufstellen, dann folgte im Sommer 2021 die nächste Vollsperrung, um einen Schutzzaun zu errichten.
Oberhalb dieses Zauns soll nun offenbar in den kommenden Monaten ein weiterer Fangzaun angebracht werden. Das wären vier Jahre mit Gefahr in Verzug.