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Kulturverein Lewer Däle

Zwei Künstler sprechen in Liebenburg über ihre Arbeitsweise

Erika König-Pahl aus Bad Harzburg und Thomas Velte aus Goslar stellen ihre Werke in der Lewer Däle aus und erklären bei der Vernissage ihre Art und Weise, Bilder zu erschaffen. Foto: Habel

Erika König-Pahl aus Bad Harzburg und Thomas Velte aus Goslar stellen ihre Werke in der Lewer Däle aus und erklären bei der Vernissage ihre Art und Weise, Bilder zu erschaffen. Foto: Habel

Wer sich dafür interessiert, wie Kunst entsteht, welche Denk- und Arbeitsprozesse dahinter stehen, der konnte beim Kulturverein Lewer Däle interessante Informationen direkt aus erster Hand bekommen. Am Wochenende öffnete dort eine neue Ausstellung.

Von Ernst-Diedrich Habel Mittwoch, 12.07.2023, 09:00 Uhr

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Liebenburg. „Temperamente“ heißt die aktuelle Ausstellung beim Kulturverein Lewer Däle. Dutzende Acryl-Gemälde, Zeichnungen und Radierungen hängen in den Räumen, von ihnen gehen ganz verschiedene Botschaften und Empfindungen aus. Doch eines haben sie gemeinsam: Die Werke faszinieren und laden zum Innehalten ein.

Die Vorsitzende Anika Sobania begrüßt am Sonntagvormittag die Gäste zum Künstlergespräch mit Erika König-Pahl aus Bad Harzburg und Thomas Velte aus Goslar. Nun gehen sie umher, nippen am Sekt und unterhalten sich mit Interessierten. Dabei erzählt König-Pahl, dass sie seit etwa 50 Jahren künstlerisch aktiv sei. Beeinflusst sei sie durch ihre Ausbildung in Kolumbien. Auch sei sie offen für alle Anregungen aus der Umwelt.

Auf einem ihrer Aquarelle tanzt ein Mann zwischen hohen Gräsern, übermütig streckt er seine Arme aus. Von seinem Kopf windet sich eine riesige rote Rose aufwärts. „Total verliebt“ nennt König-Pahl das Bild. So möchte mancher gerne durch den Sommer springen. Die Künstlerin arbeitet auch mit Acryl auf Holz. Meisterhaft nutzt sie dessen Maserung für ihre Darstellungen. Statt Pinsel benutzt sie die Finger. Bei „Spiel mit dem Wasser“ wühlt ein Sturm das Meer auf, eine hohe Welle rauscht zur Küste. Zwischen Gischt und Schaum erkennen die Betrachtenden einen Menschen, sein Surfbrett ist verdeckt vom Wasser, doch er hält sich aufrecht. Wer spielt hier mit wem? Diese Frage drängt sich auf. König-Pahl erklärt dazu: „Es sind meine Gefühle, die in den Bildern stecken.“

Thomas Velte schätzt freien Gedankenfluss

Analytisch beginnt Velte seine Werke. Der ausgebildete Grafik-Designer stellt dar, wie er bei seinen Projekten vorgeht. Er plane, stelle gedanklich zusammen, was er mit welchen Materialien malen wolle. Nun lächelt er: „Irgendwann beginne ich, mich auf das Bild einzulassen, es ist für mich wie Yoga, spätestens bei den Details.“ Der Surrealismus habe ihn schon früh beeindruckt: „Ich schätze da den freien Gedankenfluss.“ Elemente dieser Kunstrichtung verwende er noch heute für seine Motive. Auf „Symbiose“ etwa rennen eine Frau und ein Mann in verschiedene Richtungen. Trotz ihrer Anstrengungen bleiben sie am Platz, ihre Arme und Beine, sogar Hautflächen sind miteinander verwachsen. Auf „Mondgesicht“ lässt Velte eine Hexe bei Vollmond über den Brocken schweben. Doch bei ihm besteht die Hauptperson nur aus Flächen, die erst zusammengesetzt das magische Wesen ausmachen. Auf dem Acrylbild krabbeln Phantasie-Insekten entlang der Ränder, im Hintergrund tanzen Frauen vor dem nachtblauen Himmel.

Immer mit der Kamera unterwegs

Velte erzählt, er unternehme Radtouren durch den Harz und habe eine Kamera dabei. „Ich fotografiere so, wie ich zeichnen möchte.“ In seiner Kunst habe auch die Pandemie Spuren hinterlassen. In der Serie „Lebensräume“ erheben sich fantastische Behausungen; sie sind durchsetzt mit Höhlungen und Fenstern. Aus denen starren Gesichter. Die Wesen leben eng zusammen und sind doch so einsam. „Hier haben wir Geborgenheit und Isolation“, meint Velte.

Interessierte können „Temperamente“ bis Anfang August besichtigen, nur nach Terminvereinbarung. Siehe dazu die Homepage der Lewer Däle, www.lewer-daele.de.

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