Wunder in Nauen: Feuerwehr findet kurz vor Auflösung neuen Chef
Trauriger Moment auf der Jahreshauptversammlung am 27. Januar: Einstimmig fällt der Beschluss, dem Vorschlag zur Auflösung der Nauener Ortswehr zuzustimmen. Doch jetzt gibt es neue Hoffnung für die Wehr. Archivoto: Hohaus
Das Ende der Feuerwehr Nauen stand unmittelbar bevor. Niemand wollte Ortsbrandmeister werden. Ende Januar stimmten die Aktiven für die Auflösung. Diese hätte zum 14. März erfolgen sollen. Doch dann klingelte beim Noch-Feuerwehrchef das Telefon.
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Nauen. Die Feuerwehr von Nauen ist gerettet. Wenige Tage vor der drohenden Auflösung fand sich nun doch noch ein neuer Ortsbrandmeister. Auf der Jahreshauptversammlung am 27. Januar hatten die Aktiven, da sie den Führungsposten nicht besetzen konnten, die Auflösung beschlossen. Doch nun tauchte – wie aus dem Nichts – doch noch ein freiwilliger Feuerwehrchef auf. „Es ist ein gottverdammtes Wunder!“, so der Stoßseufzer des bisherigen Amtsinhabers Björn Düerkop.
Der Ortsbrandmeister in spe heißt Jeldrik Quint, ist Berufsfeuerwehrmann und arbeitet in Braunschweig. Er lebt bisher in einem Dorf bei Bad Salzdetfurth und will nach Nauen ziehen, weil er „schockverliebt“ ist in ein altes Fachwerkhaus mit Scheune, das er renovieren will, erzählte Düerkop. Quint sei schon länger auf der Suche nach einem solchen Haus gewesen. Als er den Verkäufer dann nach der örtlichen Feuerwehr fragte, erzählte der ihm von der bevorstehenden Auflösung – mit dem Hinweis: „Aber machen Sie sich keine Sorgen, der Brandschutz ist gewährleistet.“ Wenig später klingelte beim Ortsbrandmeister das Telefon ...
Kein Aprilscherz
„Ich habe erst gefragt, ob es der erste April war“, sagt Düerkop. „Nein, der junge Mann meinte es ernst. Dann haben wir Gas gegeben.“ Daraufhin erklärte sich der stellvertretende Ortsbrandmeister Stefan Bergmann bereit, eine weitere Amtszeit auf seinem Posten zu bleiben. Düerkop wird das Führungstrio als Zugführer komplettieren. Nun will Jeldrik Quint bei den Vorstandswahlen der Wehr am 23. März antreten. „Er hat sich schon im Kreis der Ortsfeuerwehr vorgestellt und wurde sehr positiv aufgenommen“, berichtet Düerkop.
Allerdings betont sein Vize Bergmann auch, er habe seinen Kameraden ordentlich den Kopf gewaschen und den „bösen Brandmeister“ gespielt. Er forderte die Einsatzkräfte auf, sich an den Fortbildungsmaßnahmen zu beteiligen und auch in Celle anzutreten. Er habe die Einsatzkräfte, die sich altersmäßig in den 30ern befinden, darauf hingewiesen, dass sie jetzt diejenigen seien, auf die es ankomme bei der Feuerwehrarbeit. Sie sollten „nicht mehr auf die Alten hoffen“.
Ein paar Monate ohne Ortsbrandmeister
Wenn alles klappt, kann der neue Ortsbrandmeister im Langelsheimer Stadtrat am 14. Juni in sein Amt eingesetzt werden, so die Pläne des Langelsheimer Bürgermeisters Ingo Henze. „Formal wird Nauen ein paar wenige Monate keinen Ortsbrandmeister haben, aber dann wird es eine funktionierende Wehrführung geben“, sagte Henze. In Nauen habe sich wieder einmal gezeigt, „dass die Hoffnung zuletzt stirbt“. Man habe den spätestmöglichen Termin für die Entscheidung zur Auflösung der Wehr angesetzt und die Abstimmung so lange wie möglich hinausgezögert, denn: „Wenn das erstmal zu ist, bleibt es auch zu“, so die Erfahrung. Letzter Termin wäre der 14. März gewesen. „Einen Monat später hätten wir ein Riesenproblem gehabt.“ Doch nun gebe es einen „Hoffnungsschimmer am Horizont“.
Mit „Wundern“ wie jetzt in Nauen haben die Feuerwehren im Langelsheimer Stadtgebiet eine gewisse Erfahrung. So wurde Ehrengemeindebrandmeister Hans-Hermann Beltau mit dem Satz vom „Weihnachtswunder“ zitiert, das vor sechs Jahren in einer ähnlichen Situation die Feuerwehr von Ostlutter in letzter Minute vor der Auflösung bewahrte.
Beruf und Freiwilligkeit
Jeldrik Quindt ist 26 Jahre alt und ausgebildeter Berufsfeuerwehrmann. Bisher hat er keine Erfahrung in einer Freiwilligen Feuerwehr, doch mit vier Jahren Berufsfeuerwehr und der B3-Ausbildung, die einer Gruppenführer-Ausbildung bei der Freiwilligen Feuerwehr gleichzusetzen sei, habe er die erforderlichen Voraussetzungen, hieß es. Die Angelegenheit liege jetzt beim Notar, es seien nur noch einige formale Dinge zu regeln, sagte Henze.
Quindt hat vor seiner Feuerwehrtätigkeit als Fachangestellter für Bäderbetrieb im Gronauer Freibad gearbeitet und sich außer um die Badegäste auch um die Instandhaltung der Technik und um gärtnerische Arbeiten gekümmert. In seiner Freizeit spielt er Fußball in der ersten Herrenmannschaft des SV Wehrstedt von 1965 und ist viel mit dem Rennrad unterwegs.
Die Nauener Feuerwehr wolle nun „sehen, dass wir noch mehr Leute rekrutiert kriegen“, sagte Bergmann. Es solle auch Spaß machen, für die Feuerwehr da zu sein. Aktuell sind 17 Männer und Frauen in der Nauener Wehr aktiv. Auf jeden Fall betonten Düerkop und Bergmann, dass der neue Chef ein ausgesprochen sympathischer Mensch sei. „Passt super zu uns: Mag kein Fleisch und trinkt keinen Alkohol“, meinte Düerkop augenzwinkernd.