Woher die Familiennamen der Hohegeißer stammen

Dirk Ullrich blättert in einem der sieben Aktenordner, die voller Kopien der Hohegeißer Familienbücher aus den Jahren 1644 bis 1875 sind. Fotos: Eggers
Wer hat vor 300 Jahren in Hohegeiß gelebt? Woher ist er gekommen? Und welche Bedeutung haben die Familiennamen, die es dort auch heutzutage noch gibt? Der Hohegeißer Dirk Ullrich hat alte Familienbücher aus den Jahren 1644 bis 1875 digitalisiert.
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Hohegeiß. Es ist eine Arbeit, die Dirk Ullrich in den vergangenen Jahren immer wieder beschäftigt hat: Der 46-Jährige hat die Familienbücher von Hohegeiß der Jahre 1644 bis 1875 digitalisiert. Unter der Adresse www.online-ofb.de können seit wenigen Tagen alle Interessierten die Namen der Menschen im Internet aufrufen, die in dieser Zeit im Bergdorf gelebt haben.
Eigentlich hat Dirk Ullrich nur Ahnenforschung für die eigene Familie betreiben wollen. „Ich will wissen, wo meine Wurzeln sind“, sagt er. Doch als ihm vor sechs Jahren per Zufall in Göttingen sieben große Aktenordner mit den Familienbüchern von Hohegeiß aus den Jahren von 1644 bis 1875 in die Hände fielen, hatte er sich daran gemacht, diese Unterlagen digital aufzuarbeiten.
Altdeutsche Schrift
Der Hohegeißer ist Mitglied der Genealogisch-Heraldischen Gesellschaft Göttingen und konnte sich deshalb von diesen Aktenordnern Kopien machen, die er dann in mühevoller Arbeit ins Internet übertrug. „Im Sommer mal hier ne Stunde“, sagt er. Und im Winter habe er bei schlechtem Wetter oft nächtelang vor den Unterlagen gesessen. Der 46-Jährige hat keine Probleme damit, die altdeutsche Schreibschrift zu entziffern. „Das erkenne ich ganz gut“, meint er. Wenn er aber mal Schwierigkeiten beim Lesen eines Wortes hatte, habe er den Hohegeißer Ortschronisten Friedemann Schwarz um Hilfe gebeten.
Interessant ist an diesen vielen Namenslisten, festzustellen, wann welche Familie oder wer aus dieser Familie in Hohegeiß gelebt hat. Breitenbach ist beispielsweise ein weitverbreiteter Familienname im Bergdorf. „Der erste Breitenbach zog 1750 aus St. Andreasberg nach Hohegeiß“, hat Dirk Ullrich herausgefunden.
„Die Holländer Bergtruthähne“ ist ein gängiger Spruch in der Region, der verdeutlicht, dass „Holland“, „Berger“, „Trute“ und „Hahne“ zu den häufigsten Namen im Bergdorf gehören. Auch ihnen ist der engagierte Genealoge auf den Grund gegangen: Der erste Bewohner mit Nachnamen Holland in Hohegeiß hieß Matthias mit Vornamen und hatte drei Kinder, Andreas Berger kam 1599, Hans Trute zog 1678 in den Ort und hatte acht Kinder, und Valentin Hahne kam 1618 und hatte sechs Kinder.
Grote ist nicht erst seit dem Bürgermeister Stefan ein bekannter Hohegeißer Name. Der Erste hieß Hans mit Vornamen, kam 1628 und hatte acht Kinder. Ein Name, den es jetzt nicht mehr in Hohegeiß gibt, ist Schweinefuß. Dieser war aber lange weit verbreitet, und der Erste hieß Hans mit Vornamen und wechselte den Wohnort von Rieder bei Aschersleben mit dem Bergdorf.
Besuch aus Amerika
Was Dirk Ullrich beim Lesen der Familienbücher ebenfalls aufgefallen ist, ist die hohe Kindersterblichkeit in den vergangenen Jahrhunderten. „Damals sind aber um die 40 Mädchen und Jungen im Jahr geboren worden“, sagt er. Heute seien es durchschnittlich zwei. Weiter habe er festgestellt, dass nur wenige Hohegeißer jemanden aus Braunlage geheiratet haben. „Die klare Mehrheit hat entweder den Partner fürs Leben in Hohegeiß selbst, in Benneckenstein oder in Zorge gefunden.“
Und auch mit der eigenen Familienforschung ist der Hohegeißer vorangekommen. Seine Vorfahren stammen aus Hamburg, St. Andreasberg und damals deutschsprachigen Gebieten in der heutigen Ukraine. Dabei hat er auch festgestellt, dass einige dieser Vorfahren in die Vereinigten Staaten ausgewandert sind. „Eine Großcousine dritten Grades aus Austin in Texas, die auch Ahnenforschung betreibt, besucht mich erstmals an diesem Wochenende“, sagt er erfreut.
Zwar hat der 46-Jährige die Familienbücher von 1644 bis 1875 jetzt ins Internet übertragen, aber Schluss ist für ihn damit noch nicht. „Ich möchte jetzt auch noch die Namen erfassen, die noch nicht unter Datenschutz stehen“, erklärt er. Das wären die Namen der Hohegeißer, die vor 1912 geboren sind. Derzeit hat Dirk Ullrich, der auch Mitglied des Kirchenvorstands ist, das Familienbuch von 1876 bis 1895 in Bearbeitung und überträgt die Namen ins Internet.
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