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Internationales Musikfest Goslar

Windsor-Konzert im Rammelsberg mit Werken britischer Komponisten

Lauma Skride und Gregory Walmsley beim Windsor-Konzert.  Foto: Hartmann

Lauma Skride und Gregory Walmsley beim Windsor-Konzert. Foto: Hartmann

Das internationale Musikfest Golsar - Harz widmete der Stadt Windsor ein Konzert in der Schlosserei des Rammelsberges. Pianistin Lauma Skride und Cellist Gregory Bennet Walmsley spielten Werke unter anderem von Benjamin Britten und Edward Elgar.

Von Petra Hartmann Montag, 05.09.2022, 10:00 Uhr

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Goslar. „British again“ – ein Konzert zu Ehren der Partnerstadt Windsor stand auf dem Programm, als das internationale Musikfest Goslar – Harz in die Schlosserei des Rammelsberges einlud. Klassik an einem Ort, an dem einst Hämmer kreisten und Maschinen schleiften und frästen? Die alte „Bergschmiede“ sei ein „Ort der Arbeit“, wie Dr. Johannes Großewinkelmann, stellvertretender Museumsleiter des Rammelsbergs, als Einleitung vorausschickte. Hier spiele auch die „Musik der Arbeit“, meinte er mit Hinweis auf die Rock-Konzerte von „Miner’s Rock“ in dieser Werkhalle. Und er lud die rund 50 Zuhörer ein, auch bei diesem Konzert die Musik der Arbeit herauszuhören.

"Die beste Pianistin der Welt"

Zu Gast waren Lauma Skride, „eine der besten Pianistinnen der Welt“, wie Professor Johannes Krebs, der künstlerische Leiter des Musikfests versprach, und der Violoncellist Gregory Bennet Walmsley. Der Mann aus Essex brachte mit seinem Bogenstrich gewissermaßen den britischen Akzent mit, der dieses Konzert zu einem Windsor-Konzert machte.

Eröffnung mit Benjamin Britten

Die beiden eröffneten den Abend mit einem Stück von Benjamin Britten, der Sonate C-Dur für Violoncello und Klavier aus dem Jahr 1961. Lag es an der Anmoderation Großewinkelmanns oder tatsächlich an Brittens Komposition? Wer die Augen schloss, konnte tatsächlich glauben, dass dort nicht das Cello rauschte, sondern sah sofort gewaltige Schwungräder und Treibriemen vor sich, hörte das immer lauter, bedrohlicher und alles übertönende Sausen der Maschinen, während das Klavier in kurzen harten Tönen wie Uhrticken das gnadenlose Verschlungenwerden der menschlichen Lebenszeit ins Bewusstsein rief. Es hätten nur noch die Bilder aus Chaplins Film „Modern Times“ gefehlt, in denen der Mensch verloren durch das Räderwerk der riesigen Maschinen getrieben wird. Wahrhaftig, ein eindrucksvolles Beispiel, wie sich eine klassische Komposition an einem „Ort der Arbeit“ neu hören lässt. Immerhin hatte Britten diese Sonate einst seinem Cellisten-Freund Mstislav Rostropowitsch auf den Leib geschrieben, der als besonders fröhlicher, humorvoller Mann geschildert wird.

Leichter und freier mit Edward Elgar

Leichter, heiterer und freier klangen die beiden folgenden Beiträge durch den Raum, das „Chanson de Matin“ und „Salut d’Amour“ von Edward Elgar. Wie sich überhaupt das Konzert im weiteren Verlauf immer mehr von der Schwere der Arbeit in der Bergschmiede befreite. Mit Ralph Vaugham Williams „Six studies in English Folksong“ aus dem Jahr 1926 eröffneten Skride und Walmsley den zweiten Teil des Konzerts, das ebenfalls eher offene, weitere Räume eröffnete und die Zuhörer die düstere Schlosserei vergessen ließ. Den Schlusspunkt setzten sie dann mit der d-Moll-Cello-Sonate H 125 von Frank Bride, einem Stück, das nun doch wieder gedanklich von sanften, elegischen Tönen in die schnelle, hektische Welt der Moderne zurückführte.

Die beiden ernteten lang anhaltenden begeisterten Beifall und wurden mehrfach auf die Bühne „zurückgeklatscht.

Berührender "Nimrod"

Mit ihrer Zugabe, Edward Elgars „Nimrod“ haben Skride und Walmsley vor allem einen im Publikum ganz besonders tief ins Herz getroffen: Johannes Krebs. „Elgar war so verzweifelt und depressiv, dass er aufhören wollte, zu komponieren, er wollte sogar aufhören, zu leben“, erzählt Krebs. Doch sein Verleger ließ ihn nicht los, immer wieder fragte er ihn nach neuen Kompositionen, endlich, nach Jahren, entstanden dann doch die Enigma-Variationen, darunter der Nimrod, gewidmet dem unermüdlichen Freund und Verleger August Jaeger. „Wenn ich das Stück höre, fange ich an zu heulen“, gestand Krebs. Lauma Skride wird es gewusst haben, immerhin hat sie mit ihm zusammen vor 19 Jahren in Köln beim Konzertexamen gespielt.

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