Wie Touristiker, Hoteliers und Gastronomen auf die Verschiebung des Verkehrsgerichtstags reagieren
Während des Verkehrsgerichtstages ist in den Kneipen im Januar traditionell viel Betrieb, wegen der Pandemie wird die Tagung nun auf den August verschoben Archivfoto: Epping
Der 60. Verkehrsgerichtstag, der Ende Januar 2022 über die Bühne gehen sollte, ist auf die Zeit vom 17. bis zum 19. August verschoben worden. Die Verantwortlichen hatten wegen der Pandemie-Lage keine andere Wahl, doch den Ausweichtermin in der Ferienzeit bezeichnen vor allem Touristiker, Hoteliers und Gastronomen als sehr unglücklich.
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Goslar. „Aufgrund der aktuellen Lage ist die Absage absolut nachvollziehbar, der Termin im August ist allerdings für uns keine glückliche Alternative“, sagt Niklas Suliktsis, Vorsitzender der Interessengemeinschaft der Goslarer Gastgeber. Im Januar sei in der Kaiserstadt touristisch relativ wenig los, die Verkehrsrichter sorgten dann mehrere Tage für ausgebuchte Hotels, Restaurants und eine Belebung der Innenstadt.
„Im August sind die Touristen sowieso da, die Innenstadt ist gut gebucht und der Umsatz stimmt. Wirtschaftlich haben wir dann von den Verkehrsrichtern eher weniger“, erklärt Suliktsis. Im Januar sieht es jetzt bei seinem Hotel „Villa Saxer“ eher buchungsarm aus, im August würden allerdings schon die ersten Buchungen und Umbuchungen von den Verkehrsrichtern reinkommen.
Ähnlich sieht es Odin Paul vom Brauhaus: „Der Verkehrsgerichtstag ist eine der wichtigsten Veranstaltungen des Jahres, weil sie zu einer Zeit stattfindet, in der touristisch nicht viel Trubel in der Kaiserstadt herrscht, daher empfinde ich die Absage im Januar eher als dramatisch.“
Die Verschiebung auf den August sei aus Gastronomensicht kontraproduktiv, da die Stadt zur Hauptferienzeit sowieso aus allen Nähten platze. Im Brauhaus ist im Rahmen des Verkehrsgerichtstages im Januar traditionell der ADAC zu Gast. Dieser habe allerdings jetzt schon den August wieder geblockt, so der Bier-Wirt.
Auch Rosemarie Prien vom Hotel „Alte Münze“ findet den neuen Termin ungünstig: „Wir akzeptieren das, die Verantwortlichen werden sich schon ihre Gedanken gemacht haben.“ Trotzdem hat sie Bedenken: „Ich glaube nicht, dass alle Richter kommen werden, da der Termin mitten in den Ferien liegt.“
Trotz allem haben die Teilnehmer des Verkehrsgerichtstages, darunter viele Stammgäste, bei Prien Vorrang. Die freien Zimmer im August seien für die Teilnehmer bereits geblockt. Urlaubsgästen, die jetzt buchen wollen, werde „leider abgesagt“. Gäste, die bereits Zimmer reserviert hätten, würden gefragt, ob sie ihren Aufenthalt verschieben können. „Wenn das nicht geht, werden die Frühbucher aber nicht storniert, die belegten Betten fehlen dann den Verkehrsrichtern.“ Und wie sieht es jetzt im Januar aus? „Mau und trist“, lautet Priens Antwort.
Für Goslars Oberbürgermeister Dr. Oliver Junk ist es wichtig, dass möglichst viele Teilnehmer vor Ort sein können: „Leider können Veranstaltungen auch in diesem Winter aufgrund der Corona-Pandemie nicht wie gewünscht stattfinden. Umso erfreulicher ist es, dass der Verkehrsgerichtstag für das Jahr 2022 gemeinsam mit seinen Partnern vor Ort einen Alternativtermin gefunden hat, um die Veranstaltung in Präsenz anbieten zu können.“
Auch Marina Vetter von der Goslar-Marketing-Gesellschaft (GMG) zeigt für die aktuelle Absage Verständnis, allerdings hält auch die Tourismus-Expertin den Ausweichtermin im August für nicht optimal: „Die Absage im Januar ist aus meiner Sicht unstrittig. Die Veranstaltung in den August zu verschieben, der generell ein starker Monat ist und zur Haupturlaubszeit gehört, ist keine ideale Lösung, auch wenn es im Moment noch Bettenkontingente gibt.“
Der Termin läge mitten in den Ferien und die GMG rechne zudem im Jubiläumsjahr mit einem erhöhten Gästeaufkommen. „Ich gehe aber davon aus, dass die Entscheider sich intensiv damit auseinandergesetzt haben und es ausreichend gute Gründe für die Wahl des Ausweichtermins gab“, bilanziert Vetter.