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Lehrgang erfolgreich absolviert

Was neue Gästeführer im Harzer Welterbe alles können müssen

Das sind „die Neuen“, die sich im Harzer Welterbe gut auskennen und ihr Wissen an die Besucher weitergeben. Fotos: Berg

Das sind „die Neuen“, die sich im Harzer Welterbe gut auskennen und ihr Wissen an die Besucher weitergeben. Fotos: Berg

Was tun, wenn der Gast einer Führung durch das Unesco-Weltkulturerbe im Harz plötzlich selbst die Führung übernimmt? Einfach, weil er selbst viel weiß? Die Antwort darauf erlernten neue Welterbe-Guides, die nun ihre Zertifikate erhielten.

Von Guido Berg Mittwoch, 20.09.2023, 09:00 Uhr

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Clausthal-Zellerfeld. Was tun, wenn der Gast einer Führung durch das Unesco-Weltkulturerbe im Harz plötzlich selbst die Führung übernimmt? Einfach, weil er auch recht viel weiß, etwa über Bergbau?

Fragen wie diese hatten angehende Welterbe-Guides überzeugend zu beantworten, bevor sie nun am Montagnachmittag in einer feierlichen Runde am Ottiliae-Schacht in Clausthal-Zellerfeld ihre Zertifikate erhielten. Also ihre Zulassung, für Besucher Touren durch das Harzer Welterbe anzubieten.

Es war Handlungsbedarf

Genau 13 frischgebackene Gästeführer erhielten die begehrte Urkunde aus den Händen von Welterbe-Stiftungsdirektor Gerhard Lenz und von Ulrich Reiff, Leiter des Oberharzer Bergwerkmuseums. Die Ausbildung der „Neuen“ begann am 24. Mai vergangenen Jahres. „Wir brauchten neue Gästeführer“, erklärte Reiff, „es war wirklich Handlungsbedarf.“ 18 Interessierte begannen den Lehrgang, der laut Reiff nach einem neuen dynamischen Ausbildungskonzept erfolgte. Den 13 Zertifizierten folgen noch zwei weitere, sie seien noch „in der Pipeline“. Reiff: „Ich bin sehr zufrieden muss ich sagen.“ Es sei eine sehr gut vorqualifizierte und „illustre Truppe“ gewesen, die sich der nicht leichten Ausbildung unterzogen habe. Viele der neuen Welterbe-Guides waren schon vorher als Stadt- oder Naturführer sowie als freie Redner tätig. Sie arbeiten nun künftig als Free-Lanzer im Harzer Welterbe und erhalten als Standardsatz 18 Euro pro Stunde, erklärte Reiff auf Nachfrage.

Stiftungsdirektor Gerhard Lenz (Mi.) unterzeichnet das Zertifikat von Michael Moritz. Rechts steht Ulrich Reiff, Leiter des Oberharzer Bergwerkmuseums.

Stiftungsdirektor Gerhard Lenz (Mi.) unterzeichnet das Zertifikat von Michael Moritz. Rechts steht Ulrich Reiff, Leiter des Oberharzer Bergwerkmuseums.

Um das Zertifikat zu erlangen, konzipierten die Lehrgangsteilnehmer eigene Themenführungen. Es gab beispielsweise Hunde-Touren und Fotografie-Führungen. „Jede einzelne Gruppenführung hat begeistert“, versicherte Reiff. Das Konzept der offenen Gästeführer-Ausbildung werde fortgeführt, wobei die Welterbe-Stiftung mit ihrer jetzigen Zahl an Guides „eine ganze Weile ganz gut zurechtkommen wird“.

„Was Bergbau ist, wissen alle“, umriss Stiftungsdirektor Lenz die nicht ganz leichte Aufgabe der Tour-Guides. Daher sei es notwendig, dass die Gästeführer „nicht nur ein Segment kennen, sondern in der Lage sind, den Blick zu weiten“.

Lenz zufolge habe sich die Struktur der Welterbe-Gäste in den zurückliegenden Jahren gewandelt. Darauf hätten sich die Gästeführer einzustellen. Früher seien es mehr angemeldete Gästegruppen gewesen, denen die Harzer Welterbestätten näher gebracht wurden. Heute dagegen sei mehr Individualtourismus zu verzeichnen. „Das stellt andere Anforderungen an uns und unsere Wissensvermittlung“, erklärte Lenz. „Wer eine Frage hat, der stößt auf Sie“, stimmte der Stiftungsdirektor die neuen Gästeführer ein. „Daher ist es wichtig, dass Sie dem entsprechen.“ Das Prinzip der Gästeführung im Harz laute daher auch: „Menschen führen Menschen.“

Höflichkeit gefordert

Und da der einzelne Gast im Individualtourismus bisweilen nicht nur Fragen, sondern selbst viele Antworten hat – sei es, weil er früher sogar selbst einmal Bergmann war – ist es für die Gästeführer wichtig zu wissen, wie mit dem Gast zu verfahren ist, der selbst die Führung übernehmen will. Museumsleiter Reiff rät in diesem Fall zur Höflichkeit, zum Ausreden lassen, aber auch zum Einbinden des „Experten“ in die Führung bei diskreter Wiederübernahme der Führungsfunktion.

Eine konkrete Hilfe für Besucher, aber auch für Tour-Guides, kann die neue Welterbe-App der Stiftung sein (GZ berichtete). Darum wurde sie den Guides am Montag von Morea Deden und Lea Dirks vom Stiftungsteam vorgestellt. Die App kann seit dem 23. August im Handy-App-Store abgerufen werden. Einer der neuen Gästeführer äußerte die Anregung, Rettungspunkte im Harzer Welterbe mit in die App aufzunehmen. Deden und Dirks fanden die Idee gut: „So eine App lebt davon, dass sie sich weiterentwickelt.“

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