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Zerbrochenes Fenster in Hannover

Vermeintlich rechter Anschlag auf Synagoge: Es war eine Taube

Collage: Das beschädigte Bleiglasfenster der Synagoge in Hannover und das Bild einer Taube. Fotos: Michael Matthey/Bernd Thissen, dpa

Collage: Das beschädigte Bleiglasfenster der Synagoge in Hannover und das Bild einer Taube. Fotos: Michael Matthey/Bernd Thissen, dpa

Ein zerbrochenes Fenster während einer Jom-Kippur-Feier in einer Hannoveraner Synagoge sorgte Anfang Oktober für landesweite Empörung. Der Verfassungsschutz ermittelte. Der Verursacher des vermeintlichen Anschlags steht nun fest: Es war eine Taube.

Mittwoch, 16.11.2022, 12:05 Uhr

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Nachdem in einer Synagoge in Hannover an Jom Kippur ein Fenster beschädigt wurde, hat die Staatsanwaltschaft nun den Grund dafür ermittelt: Eine Taube war schuld, dass das Fenster zu Bruch gegangen war. Die Polizei Hannover und die Staatsanwaltschaft teilten mit, dass ein tiermolekulargenetisches Gutachten des Bundeskriminalamtes ergeben habe, dass eine Taube die Scheibe beschädigt habe. Zuvor hatte bereits ein Gutachten des Landeskriminalamts Niedersachsen ausgeschlossen, dass es einen Schuss oder einen Steinwurf auf die Scheibe gab.

Was war passiert?

In dem Gebäude hielten sich am Abend des 5. Oktober rund 150 Menschen auf und feierten gemeinsam den höchsten jüdischen Feiertag. Die Besucher in der Synagoge erschraken, als es gegen 19 Uhr auf der Frauenempore der Synagoge laut klirrte. Nach ersten Berichten der Teilnehmenden war ein Gegenstand eingeschlagen. Verletzt wurde bei dem Vorfall niemand. 

Der Staatsschutz übernahm die Ermittlungen, da zunächst nicht ausgeschlossen werden konnte, dass es sich um eine antisemitische Tat gehandelt habe. Im Oktober 2019 gab es in Halle (Saale) während des gleichen Feiertags einen Anschlag auf eine Synagoge, der zwei Todesopfer in der Stadt zur Folge hatte.

Politiker bekundeten Solidarität

Zahlreiche Politiker, Verbände und Glaubensgemeinschaften äußerten sich nach dem Vorfall entsetzt und verurteilten den vermeintlichen Steinwurf. „Ich verurteile ihn aufs Schärfste”, sagte der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster. Die jüdische Gemeinde in Deutschland sei schockiert. „Mut geben uns die vielen Solidaritätsbekundungen aus der Zivilgesellschaft und der staatlichen Institutionen.” Der Botschafter Israels in Deutschland, Ron Prosor, twitterte, wer einen Stein werfe, zögere „auch nicht, eine Kugel abzufeuern”.

„Dieser Angriff auf die Synagoge in Hannover am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur ist entsetzlich und schockierend”, sagte Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD). Die stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende Karin Prien sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Jüdinnen und Juden sollen sich in Deutschland nicht jedes Jahr aufs Neue fürchten müssen, an Feiertagen eine Synagoge zu besuchen.”

Anschlag auf die Synagoge in Halle 2019

Am 9. Oktober 2019 hatte ein schwer bewaffneter Attentäter versucht, am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur in die Synagoge in Halle einzudringen. Als ihm das nicht gelang, erschoss er davor eine 40 Jahre alte Passantin und in einem nahen Döner-Imbiss einen 20 Jahre alten Gast. Auf seiner Flucht verletzte der Attentäter zahlreiche weitere Menschen, ehe er von der Polizei gefasst wurde. Der heute 30 Jahre alte Deutsche hat die Taten eingeräumt. Das Oberlandesgericht Naumburg verurteilte ihn 2020 zu lebenslanger Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung.

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