VGT: „Ein Vorbild für offene Streitkultur“

Der Verkehrsgerichtstag mit zuletzt 1700 Teilnehmer ist das Kongress-Flaggschiff der Stadt Goslar. Archivfoto: Epping
Es geht um viel Grundsätzliches bei der Eröffnung des 62. Verkehrsgerichtstags (VGT) in der Goslarer Kaiserpfalz. VGT-Chef Professor Dr. Ansgar Staudinger sorgt sich um die Debattenkultur. Haben wir verlernt, zu streiten?
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Goslar. Staudinger beginnt seine Rede mit einem Appell – mundgerecht serviert für die 1700 Verkehrsexperten, die zum Kongress angereist sind: Niemand dürfe sich zu Rechtsextremisten ins Auto setzen. „Das sind alles Amokfahrer.“
Der VGT sei seit Jahrzehnten ein Vorbild für offene Streitkultur. Und am Ende schaffen es die Arbeitskreise immer, gemeinsame Empfehlungen an die Bundesregierung abzugeben. Staudinger kann es nicht nachvollziehen, dass etwa beim Thema Fahreignungsprüfung für Senioren in politischen Kreisen „sofort die Rolläden runtergehen“, wenn man es anspricht. „Warum kann man sich damit nicht erst einmal auseinandersetzen“, fragt der Tagungspräsident.
Angebote sind wichtig
Der VGT jedenfalls macht das: Beim öffentlichen Streitgespräch heute um 11.30 Uhr geht es im Großen Saal des „Achtermann“-Hotels genau darum, ob ältere Menschen regelmäßig überprüfen lassen sollten, ob sie noch fähig sind, ein Auto zu steuern, ohne sich und andere zu gefährden. Wichtig sei, so Staudinger, Senioren alternative Mobilitätsangebote zu unterbreiten.
Und schon sind wir bei der Deutschen Bahn, deren Lokführer pünktlich zum VGT die Arbeit niedergelegt haben. „Eine Zumutung für die Fahrgäste“ nannte das Oberbürgermeisterin Urte Schwerdtner und erntete Applaus in der voll besetzten Aula regis.
Schwerdtner ging noch einmal auf die lange Tradition des VGT ein, der sich Verjüngung auf die Fahne geschrieben hat. Insofern sei es ein gutes Zeichen, dass 50 Studierende an der Tagung teilnehmen und Staudinger gemeinsam mit Schwerdtner mit Schülerinnen und Schülern des Ratsgymnasiums über Verkehrsrecht und Jurastudium diskutiert hat (die GZ berichtete).
{picture} Bereits am Mittwochabend hatte das Land Niedersachsen zu einem Empfang in dem Rammelsberg geladen, mittlerweile auch eine VGT-Tradition. Justizministerin Dr. Kathrin Wahlmann (SPD) begrüßte rund 200 Gäste in der Waschkaue des Bergwerkmuseums.
Jetzt sind die acht Arbeitskreise gefordert: Bis Freitagmittag diskutieren sie über Themen wie Unfallflucht oder Einziehung von Täterfahrzeugen bei Trunkenheitsfahren. Dann werden ihre Empfehlungen an den Gesetzgeber vorgestellt.

Am Mittwoch richtet das Land einen Empfang in der Waschkaue des Rammelsberg-Museums aus. Foto: Sowa