Ungelöste Endlagerfrage: Experten diskutieren in Goslar

Oberbürgermeisterin Urte Schwerdtner eröffnet vor rund 300 Gästen die Tagung zur Endlagersuche in der Schlosserei am Rammelsberg in Goslar. Fotos: Stade
In Goslar tagen Experten, um Antworten auf Fragen der Endlagerung hochradioaktiver Abfäller zu finden. Rund 300 Wissenschaftler tauschen sich aus. Die Endlagersuche wird indes noch einige Zeit dauern, voraussichtlich bis zum Ende der 2040er Jahre.
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Goslar. Wohin mit dem Atommüll? Die ungelöste Endlagerfrage ist nicht nur ein technisches Problem, sondern gleichermaßen ein politisches und ein gesellschaftliches. Welche Fragen bei der Standortauswahl berücksichtigt werden sollten, wird derzeit während einer Tagung in Goslar diskutiert.
TU Clausthal und BGE als Veranstalter
Die „Tage der Standortauswahl 2024“ werden von der Technischen Universität Clausthal und der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) veranstaltet. Es ist bereits der vierte Expertenaustausch unter Beteiligung der Öffentlichkeit nach Terminen an den Universitäten in Braunschweig, Freiberg und Aachen. Mit rund 300 Anmeldungen ist die Tagung, die am Donnerstag in Goslar begann und an diesem Freitag endet, die mit der größten Beteiligung.
Komplexe Fragen
Die Technische Universität Clausthal sei hervorragend geeignet, um sich dem Problem der Endlagerung zu widmen, sagte deren Präsidentin Dr. Sylvia Schattauer am Donnerstagvormittag zur Begrüßung. Es gehe um „komplexe wissenschaftliche und technische Aspekte“ wie Anforderungen an das Gestein, um Modellierungen von Endlagerstätten und geowissenschaftliche Fragen. Darüber hinaus müsse auch die „gesellschaftliche Sprengkraft“ berücksichtigt werden.

Begrüßten die Gäste der Tagung (v. r.): Iris Graffunder, Vorsitzende der Geschäftsführung der Bundesgesellschaft für Endlagerung, Dr. Sylvia Schattauer, Präsidentin der TU Clausthal, Professor Dr. Klaus-Jürgen Röhlig, geschäftsführender Direktor des Instituts für Endlagerforschung, sowie Dr. Johannes Großewinkelmann, Geschäftsführer des Welterbemuseums am Rammelsberg.
Nachfolgeproblem Atommüll
Wohl auch deshalb ist Iris Graffunder, Vorsitzende der BGE-Geschäftsführung, die Beteiligung der Öffentlichkeit an dem Verfahren zur Endlagersuche besonders wichtig, wie sie betonte. An der Veranstaltung konnten sich zuvor auch interessierte Besucher anmelden, das Gros stammt jedoch aus der Wissenschaft, erklärte Professor Dr. Klaus-Jürgen Röhlig, Direktor des Instituts für Endlagerforschung. Ihm ist es ein großes Anliegen, dass junge Wissenschaftler die „Tage der Standortauswahl“ nutzen, um sich über Grundlagen der Endlagerstättenforschung auszutauschen. Denn künftig würden gut ausgebildete Wissenschaftler benötigt, um das Atommüllproblem zu lösen. Röhlig sagt, die breite Öffentlichkeit denke, wenn die letzten Atomkraftwerke, wie voriges Jahr geschehen, abgeschaltet sind, sei das Problem beendet. „Das stimmt aber nicht.“
Langwieriger Prozess bis zum Endlager
Es ist ein weiter und vermutlich steiniger Weg, bis ein Endlager gefunden ist. Im Internet lässt sich mitunter noch das Datum 2031 finden, zu dem das Such-Verfahren eigentlich beendet sein sollte – es ist längst überholt, berichtete BGE-Vorsitzende Iris Graffunder.
Stattdessen werde nun vorsichtig ein Zeitraum bis Ende der 2040er Jahre angepeilt. Bis dahin will die BGE einen Standort gefunden haben. Etwa 20 Jahre später könnte das Endlager gebaut sein und in Betrieb gehen.
Das nächste spannende Datum bei der Endlagersuche aber wird das Jahr 2027. Dann veröffentlicht die Bundesgesellschaft eine Liste mit Regionen, die grundsätzlich für einen Standort geeignet sein könnten. Dieser Vorschlag wird vom Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung geprüft und schließlich an den Bundestag zur Entscheidung weitergeleitet. Der Gesetzgeber legt dann fest, an welchen Standorten mit einer obertägigen Erkundung begonnen wird.
Vier Institute der TU Clausthal beteiligt: Expertise der Region
Wie komplex die Endlagerfrage ist, lässt sich auch an den Beiträgen der Tagung ablesen. Es geht beispielsweise um „Endlagerbehälterkonzepte für die geologische Tiefenlagerung“, um die „Löslichkeit von Radionukliden“, um die Frage, wie sehr Granite für die Endlagerung von hoch radioaktiven Abfällen geeignet sind und auch um geophysikalische Methoden, mit denen übertägige Standorte erkundet werden. Vier Institute der TU Clausthal sind an den „Tagen der Standortauswahl 2024“ beteiligt.