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Weltrauchertag

Über 13 Prozent der Todesfälle gehen auf Rauchen zurück

Zigarettenstummel liegen im Sand am Strand von Arenal. Foto: Clara Margais/dpa/Symbolbild

Zigarettenstummel liegen im Sand am Strand von Arenal. Foto: Clara Margais/dpa/Symbolbild

Zwar gehört das Rauchen für immer weniger Menschen zur Selbstverständlichkeit, die Zahl der Tabaksüchtigen ist jedoch gestiegen. Und: Rund 13,3 Prozent aller Todesfälle gehen laut Deutschem Krebsforschungszentrum auf das Rauchen zurück.

Dienstag, 31.05.2022, 18:00 Uhr

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Hannover. Der regelmäßige Griff zur Zigarette wird gerade für junge Menschen immer weniger zur Selbstverständlichkeit. Ärzte und Krankenkassen haben anlässlich des Weltrauchertages trotzdem nicht nur positives im Kampf gegen das Rauchen zu vermelden. Die Zahl der Tabaksüchtigen in Niedersachsen ist seit 2010 deutlich gestiegen. Im Jahr 2020 wurden 58 Prozent mehr Menschen wegen Krankheiten im Zusammenhang mit Tabakkonsum behandelt als zehn Jahre zuvor, wie aus nun veröffentlichten Zahlen der Kaufmännischen Krankenkasse KKH hervorgeht. Anlässlich des Weltnichtrauchertages am Dienstag betonte die Krankenkasse, dass es sich in jedem Alter lohne, mit dem Rauchen aufzuhören.

Nach der Hochrechnung der KKH wurden im Jahr 2020 in Niedersachsen 600.000 Menschen wegen Tabakabhängigkeit oder psychischer Probleme aufgrund von Tabakkonsum behandelt. Demnach waren in dem Jahr 7,5 Prozent aller Niedersachsen in Behandlung wegen ärztlich diagnostiziertem Tabakmissbrauchs. Ein Grund für den Anstieg könnte die Zunahme von Homeoffice-Zeiten sein, sagte Michael Falkenstein, Experte für Suchtanfragen bei der KKH. Zu Hause sei man nicht auf Raucherpausen angewiesen. Darüber hinaus habe es in der Corona-Krise Einschränkungen bei Hilfsangeboten gegeben. Möglicherweise seien ehemalige Raucher und Raucherinnen rückfällig geworden.

Konsum von Wasserpfeifen

Obwohl die Fälle von diagnostiziertem Tabakmissbrauch steigen, sinkt die Zahl der regelmäßigen und aktiven Raucher, wie das niedersächsische Gesundheitsministerium mitteilte. Die Mehrheit junger Menschen habe noch nie geraucht. Sorge bereite allerdings der zunehmende Konsum von Wasserpfeifen.

„Rauchen ist der Hauptrisikofaktor für Lungenkrebs, welcher in Deutschland die führende Krebstodesursache darstellt“, sagte die Chefärztin der auf Lungenkrebs spezialisierten Paracelsus Klinik am See in Bad Gandersheim, Eva-Maria Kalusche-Bontemps. Neben Nikotin befänden sich in Tabak Tausende weitere gesundheitsschädliche Stoffe, sagte sie. Mit dem Rauchen aufzuhören wirke sich bereits nach kurzer Zeit positiv auf den Körper auf.

Raucherquote in Deutschland steigt weiter

Der Anteil der Raucher in Deutschland steigt derweil weiter. Er liegt derzeit bei den Menschen über 14 Jahren bei fast 33 Prozent, wie aus der repräsentativen Langzeitstudie „Deutsche Befragung zum Rauchverhalten“ (Debra) hervorgeht.

Vor der Corona-Pandemie (Ende 2019 und Anfang 2020) lag der Anteil der Raucherinnen und Raucher in der Bevölkerung ab 14 Jahren demnach noch bei etwa 26 bis 27 Prozent. Ende 2021 war die Quote dann schon auf 30,9 Prozent gestiegen. Es sei eine erschreckende Entwicklung, sagt der Epidemiologe und Debra-Leiter Daniel Kotz der Deutschen Presse-Agentur anlässlich des Weltnichtrauchertags am 31. Mai. 

Professor Kotz leitet an der Uni-Klinik Düsseldorf am Centre for Health and Society den Sucht-Forschungsschwerpunkt. Wahrscheinlich handele es sich bei der wieder steigenden Raucherquote allgemein um eine Auswirkung der Pandemie. Es sei eine sogenannte Corona-Spätfolge, dass die Leute vermehrt zu Tabakprodukten griffen.

Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden anlässlich des Weltnichtrauchertags mitgeteilt hatte, starben zuletzt - im Jahr 2020 - rund 75 500 Menschen in Deutschland an den Folgen des Rauchens. Die mit Abstand häufigste Todesursache dabei waren Krebserkrankungen.

Hohe Umweltbelastung

Dabei schadet das Rauchen laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) nicht nur der Gesundheit, sondern auch der Umwelt enorm. Jedes Jahr kosteten Herstellung und Konsum von Tabak laut einem Bericht der dpa mehr als acht Millionen Menschenleben, 600 Millionen Bäume, 200.000 Hektar Land sowie 22 Milliarden Tonnen Wasser und setzten rund 84 Millionen Tonnen klimaschädliches Kohlendioxid (CO2) frei, rechnet die WHO in einem neuen Bericht unter dem Titel „Tabak: Vergiftung unseres Planeten“ vor. Die CO2-Menge entspreche dem Ausstoß von etwa 17 Millionen benzinbetriebenen Autos jährlich.

Tabakprodukte enthielten über 7000 giftige Chemikalien, die beim Wegwerfen in die Umwelt gelangten, sagte Rüdiger Krech, Direktor für Gesundheitsförderung bei der WHO, zum heutigen Weltnichtrauchertag. Rund 4,5 Billionen Zigarettenfilter landen demnach jedes Jahr in Ozeanen und Flüssen, auf Bürgersteigen und Böden und an Stränden.

Kippen-Beseitigung kostet hierzulande 186 Millionen

Die Kosten für die Beseitigung weggeworfener Tabakerzeugnisse trügen fast immer die Steuerzahler und nicht die Industrie. Dies koste China jährlich etwa 2,6 Milliarden Dollar und Indien etwa 766 Millionen Dollar. Die Kosten für Deutschland belaufen sich laut Schätzung der WHO auf mehr als 200 Millionen Dollar (186 Millionen Euro).

Für WHO forderte Länder und Städte auf, die Industrie bei der Beseitigung der Tabakreste stärker in die Pflicht zu nehmen. Außerdem solle die Politik ein Verbot von Zigarettenfiltern in Betracht ziehen. Diese enthielten Mikroplastik und trügen stark zur Plastikverschmutzung bei. Ihr gesundheitlicher Nutzen sei hingegen nicht nachgewiesen, so die WHO. dpa 

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