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Genehmigung erteilt

Suche nach Erdwärme im Landkreis Goslar kann starten

Ein Mitarbeiter der „Deutschen Erdwärme“, ein großer privater Entwickler und Betreiber von Erdwärmeanlagen, steht an einem Geothermie-Bohrplatz in Graben-Neudorf.  Foto: dpa

Ein Mitarbeiter der „Deutschen Erdwärme“, ein großer privater Entwickler und Betreiber von Erdwärmeanlagen, steht an einem Geothermie-Bohrplatz in Graben-Neudorf. Foto: dpa

Der Okeraner Unternehmer und Bohringenieur Uwe Bokemüller hat eine erste Genehmigung zur Erkundung von Erdwärme im Landkreis Goslar erhalten, es ist die bisher einzige im Harz. In Zeiten der Energiewende ist die Geothermie zunehmend gefragt.

Von Oliver Stade Donnerstag, 19.10.2023, 14:00 Uhr

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Harz. In Zeiten der Energiewende kann jede Energiequelle hilfreich sein, zumal die Preise für Strom und Gas deutlich hochgeschnellt sind. Jetzt hat ein Unternehmer aus Oker eine erste Erlaubnis bekommen, um im Landkreis Goslar nach Erdwärme zu suchen. Es ist die erste Genehmigung im Harz.

Uwe Bokemüller. Foto: Privat

Uwe Bokemüller. Foto: Privat

Uwe Bokemüller (64), Absolvent der TUClausthal und Geschäftsführer der Firma Bohrkonzept Drilling, hat am Mittwoch vom Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) zum November die auf zwei Jahre befristete Genehmigung erhalten, den Landkreis Goslar nach Erdwärme zu erkunden. Den Antrag hatte er im Mai gestellt. Eine weitere Genehmigung ging nach Bissendorf nördlich von Hannover.

Großes Gebiet

„Erlaubnisfeld Nordharz“ heißt das Gebiet im Behördendeutsch, es umfasst Goslar, Bad Harzburg sowie Teile von Langelsheim und Vienenburg und Flächen im Naturpark Harz.

Das Gebiet erstreckt sich im Westen vom Innerstetal bis an die Landesgrenze nach Sachsen-Anhalt im Osten und ist 161 Quadratkilometer groß. Dazu gehören laut einer LBEG-Mitteilung außerdem Oker, Lochtum, Teile von Vienenburg, Immenrode, Hahndorf und Jerstedt, das Eckertal, Astfeld sowie Bereiche von Wolfshagen.

Gebohrt wird aber erst mal noch nicht. Die aktuelle Genehmigung erlaubt Bokemüller zunächst das Studium von Akten und anderen Unterlagen, um herauszufinden, an welchen Stellen es sich lohnen könnte, nach Erdwärme zu suchen. Der nächste Schritt auf dem Weg zur Förderung wäre ein Betriebsplan, den Uwe Bokemüller vorlegen muss.

Die Erkundung und Förderung erfolgt nach und nach. Nach der Aktenkunde, die jetzt ansteht, folgen seismische Messungen, um mit Rüttelplatten und Schwingungen geophysische Daten zu gewinnen. Als Nächstes könnte eine Probebohrung folgen, sagt LBEG-Sprecher Eike Bruns. Sollte diese erfolgreich sein, könnte gefördert werden. Für jeden einzelnen Schritt sei eine eigene Genehmigung erforderlich.

Wann Bokemüller damit beginnen kann, Geothermie nicht bloß zu suchen, sondern zu fördern, ist unklar. Der Unternehmer hofft vor dem Hintergrund der Energiewende mit einem zügigen Verfahren und will so schnell wie möglich Erdwärme nutzen. Eine „seriöse Prognose“ sei kaum möglich, wann dieser Fall eintritt, sagt Eike Bruns, Pressesprecher des LBEG in Hannover und einem Dienstsitz in Clausthal. Die dem niedersächsischen Wirtschaftsministerium zugeordnete Behörde hat in ihrem Aufsichtsbezirk aktuell 20 Erlaubnisse erteilt, 18 in Niedersachsen. Aber in keinem Fall laufe bereits eine Förderung.

Gebäude heizen

Bokemüller will die Geothermie in erster Linie nutzen, um Gebäude zu beheizen. „Sekundär“ aber auch, wie er sagt, um sie als Prozesswärme für die Industrie einzusetzen.

Laut Mitteilung des LBEG war die Suche nach Tiefengeothermie bislang auf das sogenannte „Norddeutsche Becken“ beschränkt, die geologischen Verhältnisse seien dort besonders günstig. LBEG-Präsident Carsten Mühlenmeier registriert ein neues Interesse an Erdwärme. Vor nicht einmal zwei Jahren habe es im Aufsichtsbezirk seiner Behörde nur sechs Erlaubnisfelder gegeben. Das Feld für Uwe Bokemüller sei das erste Gebiet, „das auch Mittelgebirgsteile berührt“.

Als Erdwärme wird die im zugänglichen Teil der Erdkruste gespeicherte Wärme bezeichnet. Helge-Uve Braun, Präsident des Bundesverbands Geothermie, sagt, auf dem Weg Richtung Klimaneutralität biete Erdwärme großes Potenzial. „40 Prozent der Wärmeversorgung Deutschlands könnte man aus Geothermie sicherstellen“, betonte er in Essen bei einem Branchenkongress. Derzeit liege der Anteil nur im einstelligen Prozentbereich. Um mehr Erdwärme zu nutzen, seien schnellere Genehmigungen erforderlich. Der Verbandspräsident plädiert für „ein Geothermie-Erschließungsgesetz“ mit einfacheren und beschleunigten Genehmigungen sowie Privilegierungen und Ausnahmetatbeständen. Braun sagt, es sei elementar, Projekte innerhalb von 24 Monaten zu realisieren.

Die TU Clausthal durfte in einem 66 Quadratkilometer großen Gebiet bei Burgwedel Erdwärme suchen. Das LBEG hatte einen 2017 eingereichten Antrag 2018 genehmigt, die Erlaubnis galt bis 2021.

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