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Kurse für ehrenamtliche Seelsorger

Seelsorge in allen Bereichen gefragt

Ein paar Stunden in der Woche ehrenamtlich für Menschen da sein und damit seiner Berufung folgen – das erfüllt die ehrenamtliche Seelsorgerin Bettina Bode (rechts) mit Freude. Krankenhauspfarrerin Christiane Picht-Büscher (links) wünscht sich, dass mehr Menschen diesen Weg einschlagen und sich von der Landeskirche ausbilden lassen. Foto: Kempfer

Ein paar Stunden in der Woche ehrenamtlich für Menschen da sein und damit seiner Berufung folgen – das erfüllt die ehrenamtliche Seelsorgerin Bettina Bode (rechts) mit Freude. Krankenhauspfarrerin Christiane Picht-Büscher (links) wünscht sich, dass mehr Menschen diesen Weg einschlagen und sich von der Landeskirche ausbilden lassen. Foto: Kempfer

Wer gerne zuhört, empathisch ist und einfühlsam, der ist vielleicht der geborene Seelsorger, und weiß es noch gar nicht. Auf solche Menschen hofft die Landeskirche Braunschweig - und bietet eine zweijährige Ausbildung für ehrenamtliche Seelsorger an.

Von Sabine Kempfer Dienstag, 14.03.2023, 11:30 Uhr

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Goslar/Wolfenbüttel. „Viele Menschen tragen ganze Container mit sich rum“, sagt Christiane Picht-Büscher. Die Krankenhausseelsorgerin in der Asklepios-Harzklinik meint damit kein Gebäude, sondern etwas Immaterielles – einen ganzen Berg an Kummer und Sorgen. In ihrer täglichen Arbeit trägt die Pastorin durch Gespräche zur Entlastung bei – so gut es geht. Ehrenamtliche Seelsorgerinnen helfen dabei – es gibt sie in Kliniken, aber auch in Seniorenheimen und Gemeinden. Die evangelisch-lutherische Landeskirche bietet eine Ausbildung zum Seelsorge-Ehrenamt an.

Christiane Picht-Büscher will das Klinikum in Goslar seelsorgerlich besser aufstellen – und hofft schon daher auf viele Interessentinnen und Interessenten. Der Kurs erstreckt sich, beginnend ab August, über zwei Jahre – zu einem ersten Infoabend wird kommende Woche, am 16. März, von 18 bis 20 Uhr im Tagungshaus des Kirchencampus in Wolfenbüttel eingeladen – Anmeldung unter Tel. (05331) 802158.

Viel Gesprächsbedarf

Aus der Praxis im Krankenhaus weiß Picht-Büscher, dass es „sehr, sehr viel Gesprächsbedarf“ gibt – mit einer hauptamtlichen Seelsorge-Stelle sei das überhaupt nicht aufzufangen. Natürlich gebe es auch gemeindliche Besuchsdienste von Protestanten wie Katholiken. Seit Mai 2022 steht Picht-Büscher darüber hinaus Bettina Bode als ehrenamtliche Seelsorgerin zur Seite – sie schließt im Sommer die zweijährige Ausbildung der Landeskirche ab und ist überzeugt davon. „Man kommt nicht nur dem Gegenüber näher, sondern auch sich selbst“, berichtet sie – nur wer weiß, wo er selbst steht, kann anderen seelisch auf die Beine helfen. Daher bietet die Arbeit an und mit der eigenen Person einen Schwerpunkt der Ausbildung: Die Teilnehmenden setzen sich mit ihrer Lebensgeschichte sowie mit konkreten Glaubens- und Gesprächserfahrungen auseinander.

Berufung

In Theorie wie Praxis gibt es viel zu lernen, das Wichtigste müssen die Teilnehmer jedoch schon mitbringen: „Entweder du bist Seelsorger, oder du bist es nicht“, sagt Picht-Büscher. Das sei einfach eine Wesensfrage – und ein geschultes Auge erkenne das sofort. Ein potenzieller Seelsorger müsse gerne zuhören – und ein gutes Einfühlungsvermögen haben. Es geht um Berufung.

Eine solche ist es für die Chemikerin Bettina Bode (57), die dafür gerne von Salzgitter nach Goslar fährt, um ein bisschen Distanz zu wahren und nicht gleich den nächsten Nachbarn zu treffen – wobei genau das trotzdem schon passiert sei, erzählt sie und lacht. Warum sie sich darauf eingelassen hat? „Ich habe etwas zu geben“, sagt die überzeugte Christin. Sie freut sich, wenn Menschen das annehmen.

Für Picht-Büscher, deren Ruhestand näher rückt, ist genau das auch ein Zeichen der Veränderung von Kirche, die in einer Zeit, in der kaum Hauptamtliche nachwachsen, neu gedacht werden müsse. Ehrenamtliche Seelsorger will sie keinesfalls als „Lückenbüßer“ für fehlende Hauptamtler sehen. Es geht um „Kirche von unten“. Wenn Menschen aus eigenem Antrieb und Glauben aktiv werden und Gemeindeleben gestalten – dann könne das die Zukunft von Kirche sein.

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