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41. Goslarer Tage der Kleinkunst

Scharfe Kritik von Thomas Schreckenberger

Auf die richtigen Fragen kommt es Thomas Schreckenberger an, zum Beispiel: Müsste man bei einer Darmspiegelung bei Putin den Schröder finden?  Foto: Zietz

Auf die richtigen Fragen kommt es Thomas Schreckenberger an, zum Beispiel: Müsste man bei einer Darmspiegelung bei Putin den Schröder finden? Foto: Zietz

Einfach wieder mal richtig gutes politisches, ego- und gesellschaftskritisches Kabarett genießen – Thomas Schreckenberger machte am 14. Juni im Kulturkraftwerk Harzenergie in Goslar diesen Genuss möglich. Das Festival endet am 19. Juni.

Von Sabine Kempfer Donnerstag, 16.06.2022, 12:00 Uhr

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Goslar. Dabei versuchte er erst gar nicht, seine Herkunft aus der Nähe von Stuttgart zu verleugnen – und haute dem Publikum erst mal um die Ohren, dass er interessiert daran sei, zu erfahren, was beim Länder-Finanz-Ausgleich in Sachen Kultur im Norden so ankomme. Stephan Weil weiß gar nicht, wieviel Glück er hat, dass er Ministerpräsident von Niedersachsen ist – und nicht von Baden-Württemberg. Denn auf „seinen“ grünen Landesvater Winfried Kretschmann hatte sich Schreckenberger durchaus eingeschossen. Gemeinsamkeiten mit Meister Yoda (Star Wars)? Beide sind grün, unendlich weise und nicht in der Lage, hochdeutsch zu sprechen.“

Natürlich blieb es nicht bei der Kritik an der Landespolitik; schnell ging’s bei Schreckenberger ums ganze Land und darüber hinaus. Die Welt macht es ihm leicht, Programmpunkte unter dem Titel „Nur die Lüge zählt“ zu finden; auch wenn man manchmal dafür genug Beispiele in der nächsten Nähe des zwischenmenschlichen Miteinanders findet, ganz besonders in Corona-Zeiten. Aus Nahem und Fernem mixte Schreckenberger seinen Kabarett-Cocktail, der schwindlig machte – allein aufgrund der schnellen Schluckabfolge.

Selenskyjs Beispiel sollte nicht Schule mache, wünscht sich Schreckenberger mit Verweis auf den ehemaligen Comedian und Kollegen: „Ich will nicht in Kriegszeiten von Mario Barth regiert werden!“ An Philipp Amthor ließ er kein gutes Haar: „Wenn das die Zukunft der Union ist, verstehe ich, dass die lieber die Vergangenheit (Friedrich Merz) wählen!“ Da kam Robert Habeck deutlich besser weg: „Die Partei war noch nicht reif für einen Mann als Kanzlerkandidaten.“ Bewunderung äußerte er für den Herrenausstatter von Christian Lindner, dem es gelinge, „einen Maßanzug um ein Vakuum herum zu konfektionieren“. Nett ist der Schreck aller Politiker nun wahrlich nicht, wenn er beispielsweise mit Blick auf Katrin Göring-Eckardt feststellt: „Abschreckung hat viele Gesichter“ – oder von „untervögelten Rechtsextremisten“ spricht. Und wie war das jetzt nun mit den Lügen? Die seien nicht per se schlecht, stellte der Schwabe fest – damit unser Zusammenleben funktioniere, seien sie sogar notwendig oder systemimmanent. Andere Lügen gingen in die Geschichte ein: „Niemand hat vor, eine Mauer zu bauen.“ Schreckenbergers Nachdrehe: „Was wäre gewesen, wenn die Architekten des Berliner Flughafens die Mauer gebaut hätten?

Nach vielen Lachsalven ließ er sein Publikum an einer Entdeckung teilhaben. Nach 20 Jahren auf der Bühne sei sein 7.Programm das Erste ohne einen Satz von Angela Merkel. Sprach’s und fügte doch ein Zitat mit Raute ein: „Irgendwann muss ja auch mal Schluss sein.“

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