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Evangelische Kirche Hahausen

Sanierung: St. Romanus aufs Dach gestiegen

Blick aus Richtung Norden auf die St.-Romanus-Kirche in Hahausen: Ein Gerüst umgibt das Gotteshaus, vor dem ein schützender Behang herabfällt.  Foto: GZ-Archiv

Blick aus Richtung Norden auf die St.-Romanus-Kirche in Hahausen: Ein Gerüst umgibt das Gotteshaus, vor dem ein schützender Behang herabfällt. Foto: GZ-Archiv

Die Sanierung des evangelischen Gotteshauses in Hahausen läuft nach Startschwierigkeiten an. Geplant ist eine Erneuerung der maroden Außenhülle. Für die Hahäuser geht damit ein jahrelanger Sanierungswunsch in Erfüllung.

Von Andreas Gereke Sonntag, 13.11.2022, 16:00 Uhr

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Hahausen. Auf diesen Moment haben die Hahäuser viele Jahre warten müssen: An ihrer St.-Romanus-Kirche laufen jetzt die Sanierungsarbeiten auf vollen Touren. Das Gotteshaus verschwindet dafür hinter einem Gerüst mit Behang –verhüllt wie ein Kunstwerk – und bietet jetzt Treppenhaus und Lift.

Gearbeitet wird auf allen Ebenen: Im Dachboden sind die Zimmerer aktiv, die die Bohlen erneuern, damit der Boden tragfähiger wird. Außen schaufelt der Maurer den maroden, abgeschlagenen Putz in eine Schubkarre. Das frei liegende Feldsteinmauerwerk, zuvor gar nicht sichtbar, wird per Sandstrahl bearbeitet. In der kommenden Woche rücken die Dachdecker an. Per Fahrstuhl wird der Schutt vom Boden nach unten befördert, das Treppenhaus dient dazu, die einzelnen Arbeitsebenen zu erreichen. „Generationen von Handwerkern brachten zwar ihr Material mit hinauf, den Abfall nahmen sie aber nie mit herunter, sodass sich auf dem Boden einiges angesammelt hat“, weiß Zimmerer Jens Isermann. Er und seine Mannen haben es jetzt zu entsorgen.

Dörte Münchow vom Hahäuser Kirchenvorstand betrachtet die mit Ziegelsteinen zugemauerte Öffnung, die sich unter dem Putz befand. Foto: Gereke

Dörte Münchow vom Hahäuser Kirchenvorstand betrachtet die mit Ziegelsteinen zugemauerte Öffnung, die sich unter dem Putz befand. Foto: Gereke

450.000 Euro Kosten

Dörte Münchow ist für den Kirchenvorstand der evangelischen St.-Romanus-Gemeinde so etwas wie die Baubeauftragte. Sie wohnt auf einem Hof gleich neben der Kirche, ist quasi jeden Tag auf der Baustelle. „Erste Überraschungen kamen schon zum Vorschein“, erzählt die Hahäuserin. Auf dem Dachboden ein Kruzifix und über dem Eingang ein mit Ziegelsteinen zugemauertes Rundloch, das vorher unter dem Putz nicht sichtbar war. „Keiner weiß, was es damit auf sich hat“, erzählt sie.

Zimmerer Jens Isermann holt durch das geöffnete Dach den nächsten Eimer voller Schutt vom Boden des Gotteshauses. Foto: Gereke

Zimmerer Jens Isermann holt durch das geöffnete Dach den nächsten Eimer voller Schutt vom Boden des Gotteshauses. Foto: Gereke

Kalkuliert sind für die Sanierung 450.000 Euro. Eine Förderung über 150.000 Euro gibt es aus der Dorfentwicklung. Die Landeskirche kommt für den Löwenanteil der Baukosten auf. „Die Kirchengemeinde muss für die Sanierung des Dachbodens einen Eigenanteil leisten, denn die wird nicht gefördert“, erzählt Münchow. Ob die Summe ausreichen wird? Jedes alte Gebäude birgt bekanntlich Unvorhergesehenes. Sie fasst in eines von mehreren Löchern im Mauerwerk, aus dem lose Steine entfernt worden waren. Im Anschluss blickt zum Dachreiter mit den Schallfenstern. Deren Holzverkleidung hat auch schon bessere Tage erlebt, eine Erneuerung war bislang aber nicht vorgesehen – und den wahren Zustand erkennt sie erst jetzt von der Spitze des Gerüsts.

Auf dem Dachboden tauschen die Zimmerer um Benno Zumnick die Bohlen aus, um die Tragfähigkeit des Kirchenbodens zu erhöhen. Foto: Gereke

Auf dem Dachboden tauschen die Zimmerer um Benno Zumnick die Bohlen aus, um die Tragfähigkeit des Kirchenbodens zu erhöhen. Foto: Gereke

Neuer Weg ins Gotteshaus

Die Bauarbeiten bedeuten auch, dass der eigentliche Weg in die Kirche durch einen Lagerplatz für Baumaterialien versperrt ist. Ins Gotteshaus geht es nur noch hinten herum. „Die Kirche bleibt in Nutzung – auch trotz der Sanierung“, erklärt die Kirchenvorsteherin. Zum einen, weil im Innern keine Bauarbeiten anstehen, zum anderen, weil die Hahäuser der Energiekrise trotzen können. Vor Jahren wurde das Gotteshaus ans Nahwärmenetz der Hahäuser Biogasanlage angeschlossen.

Der abgeklopfte Putz liegt am Fuße des Kirchenbaus. Er wird per Schaufel und die Bauschuttcontainer transportiert. Foto: Gereke

Der abgeklopfte Putz liegt am Fuße des Kirchenbaus. Er wird per Schaufel und die Bauschuttcontainer transportiert. Foto: Gereke

Eigentlich sollten die Bauarbeiten ja schon viel früher starten. Spätsommer war mal der Plan. Aber auch in Hahausen machten fehlende Materialverfügbarkeiten einen Strich durch diese Rechnung und verhinderten den Start. Der erfolgte erst jetzt. Mit der Sanierung geht ein großer Wunsch der Hahäuser in Erfüllung – aber der damit einhergehende Weihnachtswunsch wohl kaum: „Eigentlich sollten die Bauarbeiten dann zu Heiligabend abgeschlossen sein“, so Münchow. Doch aufgrund der Verzögerungen beim Start hat sich das erledigt. „Wir hoffen, dass wir vorm Winter zumindest das Dach wieder zubekommen“, sagt sie. Eine Kirche in dem Dorf wird übrigens erstmals 1209 erwähnt. Ab 1571/72 existierte zeitweise keine nutzbare Kirche – und im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) wurde das alte Gotteshaus endgültig zerstört. Ein Neubau, die jetzige Kirche, wurde erst 1794 errichtet. Namenspatron des mehr als 225 Jahre alten Gotteshauses ist Romanus, ein Märtyrer.

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