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Ein Stück „Normalität“

Ratsgymnasium: Wenn Schule wieder Erlebnisraum wird

Tosende Wassermassen an den Niagarafällen: Beim Austausch mit Shaker Heights in den USA sind Abenteuerausflüge inbegriffen. Aber auch der Austausch mit Kalocsa in Ungarn bereitet Freude (kleines Bild).  Fotos: RG

Tosende Wassermassen an den Niagarafällen: Beim Austausch mit Shaker Heights in den USA sind Abenteuerausflüge inbegriffen. Aber auch der Austausch mit Kalocsa in Ungarn bereitet Freude (kleines Bild). Fotos: RG

Im dritten Corona-Jahr ist am Ratsgymnasium ein Stück „Normalität“ spürbar. Hoffentlich keine Masken mehr, heißt die Devise. Zudem machen Klassenfahrten und internationaler Austausch das RG wieder zum Erlebnisraum, wie es frühere Jahrgänge gewohnt waren. 

Von Jörg Kleine Freitag, 25.11.2022, 15:00 Uhr

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Goslar. Mehr Lehrer dürften es sein – wie an vielen Schulen im Land, um Stundenpläne und weiter wachsende Aufgaben zu erfüllen. Aber „wir schauen nach vorne“, signalisiert Schulleiter Hans-Peter Dreß. „Wenn die wollen, dann können die“, sagt der RG-Direktor. Auch wenn die Abi-Verabschiedung im Sommer einige Turbulenzen brachte, rückt Dreß vor allem viel Stolz in den Mittelpunkt. Auf einen Jahrgang, der trotz anhaltender Corona-Pandemie, Schulausfälle und zwangsweise wechselnder Unterrichtsmethoden mit Disziplin und Leidenschaft sehr gute Abi-Leistungen gebracht habe.

Corona-Entbehrungen

Im Alltag hat Corona derweil für viele den Schrecken verloren. „Wir sind sensibel und vorsichtig in allen Bereichen“, betont Dreß. Manche Schülerinnen und Schüler tragen Maske, die meisten nicht – jeder kann es halten, wie er möchte. Mit Blick auf den Winter und eine mögliche neue Corona-Welle hofft Dreß darauf, dass die neue niedersächsische Kultusministerin Julia Hamburg (Grüne) das einhält, was ihr Vorgänger Grant Hendrik Tonne (SPD) verheißen hat: keine neuen Corona-Einschränkungen.

„Ein Hauch von Normalität“ liegt also über dem Alltag im neuen Schuljahr, sagt Dreß – „nach entbehrungsreichen Jahren“. Dabei verweist er vor allem auf „externe schulische Aktivitäten“, also Lernerlebnisse in aller Welt. „Seit dem Frühjahr 2020 waren nahezu alle externen schulischen Aktivitäten unmöglich geworden, teils aus Gründen der Vernunft, teils aufgrund gesetzlicher Vorgaben“, schildert Dreß im Rückblick.

Erlebnis an den Niagarafällen

Es sei die schönste Woche ihres Lebens gewesen, zitiert der Direktor eine Schülerin der zehnten Klasse nach dem Ungarn-Austausch. In der geschichtsträchtigen kleinen Stadt Kalocsa im Süden des Landes waren die RG-Pennäler bei Gastfamilien untergebracht. Nach längerer Pause knüpfte das Ratsgymnasium ebenso an seine Verbindung zu Shaker Heights bei Cleveland (Ohio) wieder an, dem ältesten deutsch-amerikanischen Schüleraustausch in der Bundesrepublik. Ob Ausflug zu den Niagarafällen oder gemeinsames Kürbisschnitzen – die Schülerinnen und Schüler erlebten eine aufregende Reise über den Großen Teich.

Städtepartnerschaft mit Shaker Heights?

 

Der Schüleraustausch mit Beroun ist beliebt am Ratsgymnasium.

Der Schüleraustausch mit Beroun ist beliebt am Ratsgymnasium.

Angesichts der langen schulischen Verbindung zwischen Goslar und Shaker Heights denkt Dreß laut nach: Wäre nicht auch eine Städtepartnerschaft mit den Freunden in den USA eine gute Sache? Auch den Austausch mit der Montessori-Schule in Goslars tschechischer Partnerstadt Beroun nehmen RG-Schüler gerne wahr. Deutlich kürzer, aber pädagogisch wertvoll, ist die traditionelle Fahrt der Fünftklässler nach Einbeck. Eine Woche geht es dort vor allem um Kennenlernen und Zusammenhalt der jüngsten Gymnasiasten, die sich aus unterschiedlichen Grundschulen neu orientieren müssen. Koordinatorin der Jahrgänge fünf und sechs am RG ist Frauke Bremer.

„Wir brauchen Raum“: Neues Oberstufen-Domizil

 

Ratsgymnasium: Wenn Schule wieder Erlebnisraum wird

Bei allem „Hauch von Normalität“ werden die Herausforderungen des Goslarer Traditionsgymnasiums mit seinen 800 Schülerinnen und Schülern indes nicht kleiner. Drei Dinge braucht das RG – „Raum, Raum, Raum“, untermauert Dreß. 2025 soll das neue Oberstufen-Domizil an der Zehntstraße zur Verfügung stehen.

Wie vielen anderen Schulen im Kreis und im Land fehlen dem RG zudem Lehrerinnen und Lehrer. Personell liege die Schule aktuell bei 96 Prozent, 106 Prozent seien aber erforderlich, um Unterricht, Aufgaben und Ausfallstunden kompensieren zu können, erläutert Dreß. Vor allem in den Fächern Französisch und Latein habe das RG zusätzlichen Bedarf.

Doch woher nehmen? Das bleibt die große Frage. Es fehlt an Lehrkräften im Land, und selbst wenn sich Pädagogen aus anderen Bundesländern bewerben, dann mahlen die Mühlen der Behörden nicht schnell genug.

Andere Herausforderungen im modernen Erlebnisraum Schule sind individuelle Betreuung von Schülern, Integration, Sprachförderung und vieles mehr. Nur ein Beispiel: Bei einer Umfrage am RG im September ergab sich, dass unter den Schülern zu Hause mit den Eltern 27 unterschiedliche Sprachen gesprochen werden. Das reicht von Mandarin-Chinesisch, Japanisch und Koreanisch bis Russisch, Serbisch, Spanisch und Portugiesisch.

Zudem bleibt die Corona-Pandemie ein längerfristiges Thema, auch wenn die Maskenpflicht nicht wiederkommt. „Wir können noch gar nicht abschätzen, was Corona bewirkt hat“, sagt Dreß – körperlich, seelisch und sozial gleichermaßen.

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