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Weitere Drohungen?

Rätsel um Putins Atomwaffenzug

Videos zeigen einen mit Waffen beladenen Güterzug, der angeblich in Richtung Ukraine unterwegs ist. Foto: Twitter

Videos zeigen einen mit Waffen beladenen Güterzug, der angeblich in Richtung Ukraine unterwegs ist. Foto: Twitter

Eine undatierte Aufnahme, die von einem kremlnahen Telegram-Kanal verbreitet wurde, soll die Verlegung einer Spezialeinheit zeigen. Militärexperten sehen darin ein Signal an den Westen. Die nukleare Drohung blieb nicht unbeantwortet.

Mittwoch, 05.10.2022, 08:30 Uhr

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Bereitet Russland den Einsatz von Atomwaffen in der Ukraine vor? In den sozialen Netzwerken macht derzeit ein Video die Runde, das die Verlegung einer Spezialeinheit des russischen Verteidigungsministeriums zeigen soll. Die Einheit ist mit der Verwaltung und Sicherheit des russischen Atomwaffenarsenals betraut. In der undatierten Aufnahme sind Zugwaggons zu sehen, die Militär-Lkw und Spezialfahrzeuge durch Zentralrussland transportieren. Ein Wasserzeichen weist einen kremlnahen Telegram-Kanal als Quelle des Videos aus. Entstanden sein sollen die Aufnahmen in der Stadt Sergijew Possad, wo die Einheit ein Ausbildungszentrum unterhält.

Militäranalyst Konrad Musyka, der das fragliche Gerät der Spezialeinheit zuordnete, schrieb dazu auf Twitter, es sei unwahrscheinlich, dass Russland hier den Atomwaffeneinsatz vorbereite. Er vermute eher ein „Signal an den Westen“, mit dem die Bereitschaft zur nuklearen Eskalation angezeigt werden soll. Auch könne eine Übung hinter dem Video stecken.

Präsident Wladimir Putin steht unter großem Druck – der Angriff auf die Ukraine hat sich zu einer Verteidigungsschlacht gewandelt. Angesichts der völkerrechtswidrigen Annexion von ukrainischem Gebiet könnte der Kreml nun argumentieren, Russland werde angegriffen. Dies rechtfertigt in der russischen Militärdoktrin auch den Einsatz von Atomwaffen. Zwar glauben westliche Experten nicht, dass Russland zum Äußersten bereit ist.

Antwort aus Washington

Das nukleare Säbelrasseln blieb dennoch nicht unbeantwortet, am deutlichsten aus Washington. Die USA warnten vor „katastrophalen Konsequenzen“. Wie die aussehen könnte, skizzierte Ex-CIA-Chef David Petraeus. Dem Sender ABC sagte der pensionierte Vier-Sterne-General, ein Atomwaffeneinsatz in der Ukraine würde seitens der USA und Nato mit der Ausschaltung aller konventionellen russischen Kräfte in der Ukraine, auf der Krim und im Schwarzen Meer beantwortet.

Dass es sich bei dem Atomzug-Video eher um eine weitere Drohung handelt, zeigt schon die kremlnahe Quelle. Sie lässt auf eine gezielte Verbreitung schließen. Dafür spricht auch, dass sich die russische Armee schwertut, Ausrüstung und Gerät zusammenzuziehen. Sie kämpft derzeit unter anderem mit rund 50 Jahre alten Panzern. So ist es möglich, dass die Spezialfahrzeuge auf dem Zug tatsächlich zur Nukleareinheit gehören. Ihre eventuelle Verlegung in Richtung Ukraine kann aber auch bedeuten, dass die russische Armee auf der Suche nach Kriegsgerät diesmal woanders fündig geworden ist.

Von der Funke Mediengruppe

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