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Gymnastik-Männer

Othfresener Sportler kämpfen um Hallenzeiten

Die Gymnastik-Männer um Reinhard Taube (Mitte, hinten) sind eine starke und kameradschaftlich eng verbundene Truppe. Beim Fototermin am Donnerstagabend fehlte ein Sportler. Foto: Leifeld

Die Gymnastik-Männer um Reinhard Taube (Mitte, hinten) sind eine starke und kameradschaftlich eng verbundene Truppe. Beim Fototermin am Donnerstagabend fehlte ein Sportler. Foto: Leifeld

Seit 1976 treffen sich Männer donnerstags am Abend, um in der Othfresener Sporthalle Gymnastik zu machen. Nun soll die Hallenzeit vom 1. August an eine andere sein. Die Senioren werfen der Gemeinde vor, nicht zuvor das Gespräch mit ihnen gesucht zu haben.

Von Andrea Leifeld Dienstag, 18.07.2023, 06:00 Uhr

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Othfresen. Die Situation ist verfahren, wohl aber nur vor dem Hintergrund, dass Informationen schleppend laufen, weil nicht miteinander gesprochen wurde. „Wir sind für Gespräche bereit, auch um eine gemeinsame Lösung zu finden. Aber was ist jetzt?“ Reinhard Taube zeigt sich ratlos. Derzeitiger Sachstand: Die Turnhalle Othfresen steht ab dem 1. August den Mitgliedern der Männer-Gymnastik nicht mehr zur Verfügung.

Was war passiert? Nach bisheriger Gesprächslosigkeit – so sehen es die Männer – flatterte dem pensionierten Polizisten Reinhard Taube jetzt ein Schreiben der Liebenburger Gemeindeverwaltung in den Briefkasten. Darin teilt Verwaltungsmann Martin Graumann mit, „die langjährigen Hallenzeiten (Donnerstag ab 19.30 Uhr) den Gymnastik-Männern nicht mehr anbieten zu können“. Diese Hallenzeit werde künftig einem weiter expandierenden, örtlichen Sportverein zur Verfügung gestellt. Gemeint ist der MTV Othfresen. Um den Männern aber dennoch eine Möglichkeit zu bieten, die Halle zu nutzen, könnte nur noch eine Zeit mittwochs 20.30 bis 22 Uhr angeboten werden.

Gruppe besteht seit 1976

Dazu sagt Taube: „Sie müssen wissen, die Gruppe ‚Gymnastik für Männer / Volleyball‘ besteht bereits seit 1976 in Othfresen und war immer donnerstags um 19.30 Uhr in der Turnhalle.“ Ins Leben gerufen wurde der Kurs der Kreisvolkshochschule (KVHS) Goslar damals vom Lehrer Eisermann, bevor der langjährige Schulleiter Adolf Knigge die Leitung übernahm. Seit dem Jahr 1999 leitet Reinhard Taube das Männer-Gymnastik-Angebot. Dazu schloss er einen Lehrvertrag mit der KVHS ab.

Jeweils zweimal zehn Wochen, von Februar bis Ostern und von September bis Dezember läuft das Sportangebot. Die Zeiten dazwischen füllen die Männer in sportlicher Eigenregie mit Gymnastik und Volleyball – und gegen eine entsprechende Kostenübernahme.

„Wir sind derzeit 13 Männer, fast alle über 60 Jahre und alle mit Othfresener Wurzeln“, gibt sich Taube, mit durchaus aktiver Unterstützung aus der sportlichen Runde, noch lange nicht geschlagen. Aber beim Blick auf das fortgeschrittene Alter kündigen einige Mitglieder bereits an, das Sportangebot bei Hallenzeiten, die erst um 22 Uhr enden, nicht mehr wahrnehmen zu können. „Es handelt sich auch kameradschaftlich um eine eng verbundene Gruppe. Die Männer treffen sich unter anderem zur Frühjahrswanderung, zum Grillen und zum Jahresabschluss im Dezember“, ergänzt Taube. Fakt sei aber auch: Als KVHS-Angebot handele es sich tatsächlich nicht um einen örtlichen Sportverein, sondern um eine Anmietung der Halle durch einen externen Veranstalter.

MTV hat schon sieben Hallenzeiten während der Woche

Doch mehr noch macht ihn der Grund ratlos: Der MTV Othfresen belegt bereits sieben Hallenzeiten unter der Woche. „Es ist erfreulich, dass ein Verein – der MTV – expandiert und einen guten Mitgliederzuwachs verzeichnet, aber beim Blick auf den gewünschten Abendtermin muss es sich offenbar um Erwachsene handeln.“ Montag und Mittwoch gäbe es ab 20.30 Uhr auch noch freie Hallenzeiten, hatte Taube recherchiert. Warum den Gymnastik-Männern ihr angestammter Platz streitig gemacht werden soll, ist allen in der Runde ein Rätsel. Weg und fertig – per Post und ohne persönliche Aussprache, so gehe es jedenfalls nicht.

Gesprächstermine mit der Verwaltung kamen bislang nicht zustande und auch andere Anfragen blieben unbeantwortet. „Wir werden nicht kampflos aufgeben“, regt Gruppenmitglied Helmut Reimer an. „Wir kleben uns am Hallenboden fest“, ulkt ein anderer aus der Runde. „Das brauchen wir nicht, wenn wir erst auf dem Boden sitzen, kommen wir eh nicht mehr hoch“, kontert sein Gegenüber. Alle lachen. Ihren Humor haben die Gymnastik-Männer jedenfalls nicht verloren – und auch nicht die Hoffnung auf eine persönliche Aussprache und eine gute, einvernehmliche Lösung.

Auch der GZ gelang es gestern nicht, Stellungnahmen von der Gemeindeverwaltung oder vom MTV Othfresen einzuholen. Es war niemand erreichbar.

 

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