„Oker-Joker“ vergeben: Ein Jahresantrunk voller Emotionen

Ein letztes Glas im Stehen, das nahmen die Okeraner wörtlich.
Beim Jahresantrunk in der Begegnungsstätte Oker wurde wieder der "Oker-Joker" für ehrenamtliches Engagement für den Ort vergeben. Dieses Jahr erhielten ihn Rainer Buhl sowie Jörg Scheller und Sabine Köroglu.
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Oker. Das war schon eine geballte Ladung an Emotionen, die sich da am 14. Januar beim Jahresantrunk der Kirchengemeinde in der Bürgerbegegnungsstätte Bahn brach. Mit Smalltalk haben sich die Okeraner noch nie lange aufgehalten. Hier wird gemacht, gefeiert, gelacht, Tacheles geredet und manchmal auch eine Träne geweint.
Jens Kloppenburg begrüßte die Gäste mit einer Liedzeile: „Guten Tag, Freunde“ bildete den Rahmen der gut zweistündigen Veranstaltung, die im gemeinsamen Singen des Liedes später ausklang – Motto für das Selbstverständnis der Gemeinschaft im Stadtteil. Der Blick auf die weltpolitische Lage und das klare Bekenntnis gegen jeden Krieg als „Verbrechen an der Menschlichkeit“ bescherte ihm das erste zustimmende Tischeklopfen des Nachmittags, an dem die Bürgerbegegnungsstätte ihrem Namen wieder alle Ehre machte. Pfarrer Martin Feuge rief angesichts einer größer werdenden Spaltung der Gesellschaft dazu auf, die Schwächsten immer im Blick zu behalten: „Wir sind heute hier, um die Gemeinschaft zu stärken und uns für die Menschen im Ort einzusetzen.“

Zwei Oker-Joker mit drei Geehrten: Einen Ehrenamtspreis bekommt Rainer Buhl (li.) für die Vermittlung von Kultur und Musik, der zweite Oker-Joker 2023 geht an Jörg Scheller und Sabine Köroglu für ihren unermüdlichen Einsatz für Okers Bürgerbegegnungsstätte. Fotos: Epping
Dazu gehört, Danke zu sagen. Das wird seit vielen Jahren mit dem „Oker-Joker“ verbunden, so heißt hier der Ehrenamtspreis, der in der Regel an zwei Personen vergeben wird – in diesem Jahr waren es zwei Oker-Joker für drei Engagierte. Einen durfte Rainer Buhl für sich beanspruchen, der ganze Generationen an Schülern mit Kultur und Musik fürs Leben gerüstet habe, sagte Jens Kloppenburg, der es gemeinsam mit Rüdiger Wohltmann mal wieder spannend gemacht hatte, bevor er die Joker verkündete.
Mit ganzem Herzen
Er habe „nur seine Arbeit gemacht“, und zwar „gerne und mit ganzem Herzen“, gab sich Buhl gewohnt bescheiden – das bekommt er jetzt zurück. Wobei es laut Kloppenburg eines „kreativen Umgangs mit der Wahrheit“ bedurfte, um den Nichtsahnenden zum Neujahrsantrunk zu locken – gemeinsam mit Bettina und Nils Hasse sowie Tochter Roxane gestaltete er als Ensemble In Good Company den musikalischen Part des Nachmittags.
Der zweite, geteilte Oker-Joker geht an Hans-Jörg Scheller und Sabine Köroglu, die „heimlichen Herbergseltern“ der Bürgerbegegnungsstätte in Oker, was allen, die nicht wissen, welche zahlreichen wichtigen Funktionen handwerklicher und organisatorischer Natur die Beiden dort ausüben, in aller Kürze ihre Unentbehrlichkeit klar macht.

Rüdiger Wohltmann (li.) und Jens Kloppenburg vergeben de Oker-Joker.
Bengsch-Rückschau
Entgegen der Mär, dass jeder ersetzbar sei, gibt es in Oker so einige Unentbehrliche. So war es – vielleicht – der letzte kapitale Jahresrückblick von Oker-Joker-Träger Norbert Bengsch, der im Sommer 2022 das Amt des Kirchenvorstandsvorsitzenden abgegeben hatte und 2024 ganz aus dem Vorstand ausscheiden will – wobei die Frage erlaubt sein muss, warum eine Rede an ein Amt gebunden sein sollte.
Im Dezember war der ehemalige Lehrer in „Mathe, Religion und Nachsitzen“ (Zitat eines Schülers) und aktive Sänger während des vorweihnachtlichen Singens der Kantorei nach 47 Jahren als Vorsitzender des Kirchenvorstands, dem er seit 50 Jahren angehört, entpflichtet worden. „Vielen Dank für die tollen Jahre“, sagte ihm an dieser Stelle Jens Kloppenburg, dessen Rückblick sich erübrigte, weil Bengsch ihm diesen gleich mit abnahm. Highlight?

Die Jahresrückblicke von Norbert Bengsch sind legendär.
„Ich habe mal einen Strafbefehl bekommen. Darauf bin ich heute noch stolz“, sagte Bengsch und erinnerte an die Gewährung des Kirchenasyls (für zwei Angolaner in den Jahren 1995 bis 1997). „Ziviler Ungehorsam kann sich lohnen“, versicherte er. Bengsch hat Synode und Kirchenregierung das Fürchten gelehrt, auch mal Schülern den Marsch geblasen und freut sich über die gute Entwicklung der AGG in Oker. Wie er das Jahr 2022 Revue passieren lässt, lesen Sie morgen in der GZ, ebenso wie etwas über den Festvortrag von Gerwin Bärecke, der extra für diesen Tag die Vorstellung des Buches „Die Okerpromenade“ zurückgehalten hatte und faszinierende Fotos von allem, was dort kreucht und fleucht und blüht zeigte, enthalten im Band 15 der Mitteilungen des Naturwissenschaftlichen Vereins Goslar.