Zähl Pixel
"Wald für morgen"

Natur und Kunst: Ausstellung im Goslarer Mönchehaus

Blick auf eine Borkenkäfertapete: Die Künstlerin Jeewi Lee vor einem Objekt, das während eines Workshops von „Wald für morgen“ entstand. Foto: Hartmann

Blick auf eine Borkenkäfertapete: Die Künstlerin Jeewi Lee vor einem Objekt, das während eines Workshops von „Wald für morgen“ entstand. Foto: Hartmann

Im Goslarer Mönchehaus gibt es eine Ausstellung zum Thema Natur und Kunst. Unter dem Motto "Chronicles of Disappearance" zeigen acht Künstler ihre Werke. Mit im Boot: der Verein "Wald für morgen" und der Kaiserringstipendiat 2019 Andreas Greiner.

Von Petra Hartmann Samstag, 30.07.2022, 10:00 Uhr

Für nur 0,99 € alle Artikel auf goslarsche.de lesen
und im ersten Monat 9,00 € sparen!
Jetzt sichern!

Goslar. Vergänglichkeit, Tod, Asche, Borkenkäferschäden und Klimakatastrophe: Wenn am Sonntag die Ausstellung „Chronicles of Disappearanc“ eröffnet wird, werden die Besucher nachdenklich machende Kunstwerke zum Thema Wald sehen. Aber es sind auch pfiffige, überraschende Ideen darunter, überraschend wie die Partnerschaft, die diese Ausstellung ins Leben gerufen hat – das Zusammentreffen des Projekts „Wald für morgen“ und des Mönchehaus-Museums für moderne Kunst.

Acht Künstler haben sich für die von Andreas Greiner und Oksana Shestaka konzipierte Ausstellung zusammengetan und mit ihren Werken die beiden oberen Stockwerke des Museums gestaltet. Und – eine Premiere im Mönchehaus – sie wurden unterstützt von Kindern aus Goslar, die in Workshops bei „Wald für morgen“ zusammen mit den Künstlern eigene Kunstwerke gestalteten. Zu sehen sind unter anderem gemalte Waldgeister, mit Borkenkäferholz bedruckte Tapeten und auch Videos.

Andreas Greiner beim Wort genommen

Erste Kontakte knüpfte die Initiatorin von „Wald für morgen“, Gertrude Endejan-Gremse, bereits 2019, als sie den damaligen Kaiserring-Stipendiaten Andreas Greiner ansprach und ihn für ein gemeinsames Natur- und Kunstprojekt, die bekannte Wald-Pflanzaktion, gewann. Greiner hatte damals ausgerechnet, dass man etwa 880 Bäume brauche, um den Jahres-Energiebedarf eines Menschen zu erzeugen, und erklärt: „Ich möchte jetzt 1000 Bäume pflanzen.“ Endejan-Gremse nahm ihn beim Wort.

Ein Stück Wald wird zum Kunstwerk: Andreas Greiner in einer Installation des Künstlers Fabian Knecht. Foto: Hartmann

Ein Stück Wald wird zum Kunstwerk: Andreas Greiner in einer Installation des Künstlers Fabian Knecht. Foto: Hartmann

Die Besucher können Mönchehaus Künstler wie Aliou Diack aus dem Senegal entdecken, der, in Anlehnung an Begräbnisrituale seiner Heimat, eine sieben Meter lange Leinwand mit Pigmenten aus dem Rammelsberg gestaltete und sie im Waldboden vergrub. Wie sich die Farben dadurch entwickelten, konnten gestern die Kollegen bereits bewundern, als er die auf zwei Borkenkäferholz-Ästen aufgerollte Leinwand vor ihnen ausbreitete.

Gläserne Totenklage um die Landschaften der Ukraine

Eine farbenprächtige Totenklage um die bombardierten und verbrannten Landschaften ihrer ukrainischen Heimat stimmt Daria Koltsova an: Ihre Installation trägt den Titel „Only Colours left alive“. Es handelt sich um abstrahierte, auf farbige Streifen reduzierte Landschaftsbilder aus buntem Glas, die an Kirchenfenster erinnern und eine beinahe sakrale Ausstrahlung haben. Es handele sich um sehr berühmte Landschaftsansichten, und wer die Gegend kenne, würde die Bilder trotz der reduzierten Darstellung sofort wiedererkennen, versichert die Künstlerin.

Rückblick auf den Aufbau der Ausstellung, hier: Daria Koltsova.  Fotos: Hartmann

Rückblick auf den Aufbau der Ausstellung, hier: Daria Koltsova. Fotos: Hartmann

Für die Künstlerin Jeewi Lee aus Korea war ein Waldbrand in der Toskana ein schockierendes Erlebnis und Auslöser einer intensiven Beschäftigung mit dem Thema Feuer und Asche. „Ich war fasziniert und erschrocken von der apokalyptischen Zerstörung“, erzählt sie von ihrem Gang durch die zerstörte Landschaft. „Es war alles schwarz und vollkommen still, da waren gar keine Geräusche, kein Rascheln, kein Vogel.“ Sie sammelte die Asche ein, mischte sie mit Öl und gestaltete daraus individuelle Seifenstücke, in die sie jeweils etwas Brandholz eindrückte. „Ashes to Ashes“, heißt ihr Projekt. Aber sie hat auch eine Mut machende Botschaft: „Mutter Erde hat nach einem Waldbrand die größte Fruchtbarkeit. Das zeigt uns diese unglaubliche Kraft, die die Natur hat.“

Aliou Diack gestaltete eine sieben Meter lange Leinwand, die er im Wald vergrub. Foto: Hartmann

Aliou Diack gestaltete eine sieben Meter lange Leinwand, die er im Wald vergrub. Foto: Hartmann

Eine weitere Besonderheit: Die Schau hat eine Außenstelle im Dörpketal unterhalb der Pflanzfläche von „Wald für morgen“. Dort hat Fabian Knecht ein Stück Waldboden zum Museumsstück gemacht, indem er es mit weißen Wänden umgab. Wie sich die Landschaft dadurch verändert, können Besucher nun freitags, samstags und sonntags, jeweils von 14 bis 18 Uhr zusammen mit dem Künstler entdecken. Die Ausstellung wird am morgigen Sonntag um 11 Uhr eröffnet und ist bis zum 18. September im Mönchehaus zu sehen.

Diskutieren Sie mit!
Weitere Themen aus der Region