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Johanniter und Samariter

Nach Insolvenz: Sozialverbände stoßen in DRK-Lücke

Überbleibsel: Das Gebäude des ehemaligen DRK-Altenheims in Clausthal-Zellerfeld steht zum Verkauf. Archivfoto: Neuendorf

Überbleibsel: Das Gebäude des ehemaligen DRK-Altenheims in Clausthal-Zellerfeld steht zum Verkauf. Archivfoto: Neuendorf

Der DRK-Kreisverband Goslar ist nach seiner Insolvenz so gut wie abgewickelt. Seine Auflösung nutzen die Johanniter und der Arbeiter-Samariter-Bund, um sich stärker im Landkreis Goslar zu engagieren.

Von Oliver Stade Freitag, 26.01.2024, 12:00 Uhr

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Goslar. Der DRK-Kreisverband Goslar existiert nur noch auf dem Papier. Abgesehen von der Immobilie des früheren Altenheims in Clausthal sind alle Einrichtungen verkauft, alle Leistungen wurden eingestellt oder werden von anderen Trägern weitergeführt. Der Arbeiter-Samariter-Bund und die Johanniter nutzen die Chance und verankern sich stärker in der Region.

Der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) Kreisverband Northeim/Osterode markiert seine verstärkte Hinwendung in den Kreis Goslar auch nach außen. Die Organisation, die ihren Sitz in Nörten-Hardenberg hat, heißt seit Januar ASB-Regionalverband Leine-Harz-Solling.

Seit April 2023 ist der ASB mit einer Dienststelle in Bad Harzburg präsent. Ein halbes Jahr zuvor hatte der DRK-Kreisverband Insolvenz angemeldet, seine 30 Ortsvereine sind mittlerweile im Kreisverband Osterode-Goslar organisiert.

Auch im Harz

Der ASB bietet im Landkreis unter anderem spezialisierte Krankentransporte an, etwa für Rollstuhlfahrer und andere beeinträchtigte Menschen. Eine Schulbegleitung für gehandicapte Kinder, Erste-Hilfe-Kurse für Fahranfänger und Betriebe sowie ein Hausnotruf gehören zudem dazu, sagt Regionalverbands-Geschäftsführerin Iris Knecht. Sie erklärt weiter, dass der ASB „irgendwann“ mit seiner ganzen Produktpalette inklusive Tagespflege und mobiler sozialer Pflege im Landkreis Goslar vertreten sein will.

Der neue Name des Wohlfahrtsverbandes solle „die Regionen, in denen wir tätig sind, widerspiegeln“, sagt Knecht. Außer Bad Harzburg betreibt der ASB Dienststellen unter anderem auch in Bad Sachsa, Bad Lauterberg, Osterode, Wulften, Herzberg und Northeim.

Verstärktes Engagement

Auch die Johanniter verstärken ihr Engagement im Landkreis Goslar – Auslöser ist die Abwicklung des DRK-Kreisverbandes. Der Johanniter-Regionalverband Harz-Heide hat im Sommer 2023 die DRK-Kita in Döhren übernommen, sie heißt seither „Die Grubenfrösche“, berichtetet Regionalgeschäftsführer Dirk Gähle.

Derzeit sprechen die Johanniter mit den 260 Kunden des DRK-Hausnotrufs. Die meisten wollen den Dienst unter den Johannitern weiter nutzen, berichtet Gähle und fügt hinzu: „Wir versuchen uns in Goslar zu etablieren. Wir wollen noch mehr Fuß fassen.“ So haben die Johanniter auch die Breitenausbildung vom DRK-Kreisverband übernommen, also die Erste-Hilfe-Kurse für Fahranfänger und andere Zielgruppen.

Übernommen haben die Johanniter, deren Regionalverband seinen Schwerpunkt vor allem im Raum Celle, Braunschweig und Salzgitter hat, auch die frühere DRK-Kleiderkammer in Goslar. Die Anlaufstelle am Vogelsang heißt jetzt „Johanniter-Lieblingsecke Second Hand“.

Die DRK-Kleiderecke in Goslar heißt jetzt Lieblingsecke und wird von den Johannitern betrieben. Sabine Schestokat-Haupt hat sie aufgebaut. Foto: Stade

Die DRK-Kleiderecke in Goslar heißt jetzt Lieblingsecke und wird von den Johannitern betrieben. Sabine Schestokat-Haupt hat sie aufgebaut. Foto: Stade

Aufgebaut wurde der Second-Hand-Laden unter DRK-Regie von Sabine Schestokat-Haupt im November 2020. Sie betreibt das Geschäft, in dem Bekleidung, Spielzeug und Kleinmöbel angenommen und für wenig Geld verkauft werden, mit zwei weiteren Mitarbeitern und zwei ehrenamtlichen Kräften. Weil mittlerweile auch die DRK-Zentrale in der Wachtelpforte verkauft wurde, für annähernd 900.000 Euro an eine Tochter der Kreiswirtschaftsbetriebe Goslar, werden Kleider zunächst nur noch in der „Lieblingsecke“ angenommen und nicht mehr in der Wachtelpforte. Die Johanniter wollen aber einen Container aufstellen, in den getragene Kleidung eingeworfen werden kann, die für die „Lieblingsecke“ bestimmt ist.

Altenheim zum Verkauf

Die Johanniter verstärken ihr Engagement im Landkreis Goslar nun unübersehrbar. Begonnen haben sie es im Sommer 2022 mit der Kita Georgenberg in Goslar.

Das DRK ist als Kreisverband unterdessen so gut wie abgewickelt. Nur der Name existitiert weiter. Ihn wird es voraussichtlich noch einige Zeit geben, zumindest so lange, bis klar ist, ob alle Forderungen von Gläubigern beglichen sind, berichtet Markus Langguth, der vom Insolvenzverwalter eingesetzte kommissarische DRK-Kreisgeschäftsführer.

Von den DRK-Resten ist einzig die Immobilie des im Mai 2023 geschlossenen DRK-Altenheims in Clausthal-Zellerfeld übrig. Langguth berichtet, für den Verkauf sei ein Makler eingeschaltet worden. Der habe zuletzt mitgeteilt, es gebe Gespräche, aber kein konkretes Angebot.

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