Mutige Helfer retten 23-Jährigen aus brennendem Autowrack

24. Oktober 2021: Auf dem Weg von Lutter nach Goslar prallt ein Lieferfahrzeug gegen einen Baum und fängt Feuer. Couragierte Ersthelfer retten den Fahrer. Archiv-Foto: Gereke
Drei Ersthelfer, die einen Goslarer aus einem brennenden Auto gerettet hatten, wurden von der Goslarer Zivilcourage-Kampagne ausgezeichnet. Das Unfallopfer bedankte sich mit Blumen und Pralinen bei seinen Lebensrettern.
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Goslar/Lutter. Die Front des Autos ist vollkommen zusammengedrückt, schwarzer Rauch quillt aus dem Motorraum, dann Flammen. Der Fahrer bekommt von alledem nichts mit. Auch nicht, als ihn tatkräftige Ersthelfer aus dem Wagen zerren und ihn vom brennenden Fahrzeugwrack wegziehen. „Da war eine Frau, die hat zu mir gesprochen“, das ist das einzige, woran Baran Saleh sich erinnert. Umso wichtiger war es ihm jetzt, seinen Lebensrettern Danke zu sagen.
Die Goslarer Zivilcourage-Kampagne (GZK) hat drei Alltagshelden geehrt, die durch ihr Eingreifen einen damals 23-jährigen Goslarer das Leben gerettet haben. Baran Saleh, der sich sein Bauingenieurs-Studium als Fahrer eines Schnellimbisses finanzierte, war im Oktober vergangenen Jahres auf dem Weg von Lutter nach Goslar von der Straße abgekommen, sein Fahrzeug prallte gegen einen Baum und begann zu brennen. Es wäre um ihn geschehen gewesen, wären nicht Petra und Klaus Kubitschke an der Unfallstelle vorbeigekommen. Die beiden reagierten sofort und holten den Bewusstlosen aus dem Wagen. Und das, obwohl sie durch amerikanische Actionfilme, wie viele andere, das Klischee von explodierenden Autos im Hinterkopf hatten. Nein, der Wagen detonierte nicht.
Ärger über Gaffer an der Unfallstelle
Um die Versorgung des Fahrers kümmerten sich zwei weitere Helferinnen, die an der Unfallstelle vorbeikamen: Krankenschwester Nele Möller, die bereits kürzlich ausgezeichnet wurde, und Alltagshelferin Claudia Daul. Eine unschöne Beobachtung: Während die Vier handelten, sammelten sich viele Gaffer an der Unfallstelle. „Überall standen Leute rum“, ärgert sich Klaus Kubitschke. „Ich habe sie angeschrien: Kommt her und helft mit!“
Drei Tageauf der Intensivstation
Der Verletzte lag drei Tage auf der Intensivstation, blieb weitere elf Tage im Krankenhaus. „Das erste, was ich hörte, war der Satz: Der glückliche Mann ist aufgewacht“, erinnert er sich an das Erwachen in der Klinik. Der rechte Arm war ausgekugelt und gebrochen, die Brust beschädigt, die Leber gerissen, zählt er auf. Aber er lebte, der glückliche Mann. Bereits zum zweiten Mal sei er äußerster Lebensgefahr entronnen, sagt der junge Syrer. Das erste Mal entkam er zu Fuß aus Syrien über die Türkei und Makedonien nach Deutschland. Seit 2015 lebt er in Goslar.
Dankeschön an die Lebensretter
Für seine Retter hat er Blumen und Pralinen zum Treffen im „Down Under“ mitgebracht und sagt herzlich Danke. Von der GZK erhielten das Ehepaar Kubitschke und Claudia Daul unter anderem einen großformatigen Cartoon und eine Urkunde, ferner überreichten die GZK-Vertreter Günter Koschig und Florian Wildmann die gläserne Trophäe als Leuchtturm der Zivilcourage.
Dem 24-Jährigen geht es inzwischen wieder recht gut. Die Leber ist wieder zusammengewachsen, und im Oberarm trägt er noch ein Stück Metall als Erinnerung an den Unfall. Er hat zwei Semester seines Studiums verloren, aber ist dafür dem großen Glück etwas näher gekommen: Vor drei Wochen hat er sich verlobt. Außerdem freut sich der Linksaußen des VfB Dörnten riesig darüber, dass seine Mannschaft gerade den Pokal geholt hat.

Günter Koschig (GZK, von links), Claudia Daul, Klaus und Petra Kubitschke, Baran Saleh, Florian Wildmann (GZK) und Jasmin Stein (Weißer Ring). Foto: Hartmann