Musicalproduktion„Natürlich blond“ wird wirklich witzig

Starkes Ensemble: Noch laufen die Musicalproben zu „Natürlich blond“ im Ratsgymnasium, am Wochenende steht der Umzug an den Rammelsberg bevor. Foto: Kempfer
Die Proben sind noch in vollem Gange, Plätze für die acht Aufführungen in der alten Schlosserei am Rammelsberg gibt es aber kaum noch: „Natürlich blond“ heißt das Stück für diesen Sommer. 2300 von 2400 Karten sind schon verkauft.
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Goslar. Die Produktion des diesjährigen Bühnenreif-Musicals ist bereits in vollem Gange . „Natürlich blond“ wird heiß, witzig, intelligent, emotional und temporeich. 2300 von 2400 Karten sind schon verkauft.
Dieses Wochenende steht der Umzug an den Berg mit allen Bühnen- und technischen Aufbauten bevor. Nächstes Wochenende laufen die Hauptproben am Rammelsberg – letztes Wochenende gingen sie noch in der Aula des Ratsgymnasiums über die Bühne. Probenbesuch. Es dauert nur einige Momente, dann gibt’s für alle, die gerne mal bei Schnulzen schmelzen, die erste Gänsehaut. „So liebt man nur einmal“, singt wunderschön Elle (Nora Schönborn), die (blonde) Heldin des Stücks, die sich ihre große Liebe Warner (Philipp Steinecke) zurückholen will. Der Schofelige hat sie doch glatt auf Anraten der Eltern verlassen, die eine bessere Partie für den vielversprechenden Harvard-Studenten im Auge haben, der die Rechtswissenschaften studieren will. „Jura? Großer Gott, warum?“

Der strenge Professor (2.v.re.) wird von Christian Klingbeil gespielt, Jan Schwartzkopff (Emmett, re.) rechnet sich Chancen als Junior-Partner der Kanzlei aus. Foto: Kempfer
Verschiedene Welten
Das Musical kommt echt amerikanisch daher, mit viel Pomp und Cheerleader-Pompons – „bildungsfernes Buschgehopse“? Es spielt wunderbar witzig mit Klischees und Stereotypen. Beauty-Queen Elle, Erkennungsfarbe: pink, will nach Harvard, um Warner zu beweisen, dass sie’s dort auch schaffen kann. Zwei Welten prallen aufeinander, hier der Partyplan, dort das Vorleseverzeichnis. „Wir sind hier in Harvard und nicht bei Elite-Partner.de“, Sprüche wie diese hageln auf Elle herunter, die Chuzpe hat und sich erst mal nicht entmutigen lassen will („Ich bleib positiv“).

Typisch amerikanisch: Die Girls feilen ihre Nägel wie in einem Nail-Salon. Foto: Kempfer
Doch das ist auf Dauer gar nicht so einfach. Zumal der Platz an Warners Seite plötzlich schon anderweitig vergeben ist – ein Wimpernschlag, und Elle wurde einfach ausgewechselt. Das Drama nimmt seinen Lauf, nicht ohne Windungen und Wendungen. „Wir haben ein ganz, ganz starkes Ensemble“, berichtet Dücker in einer kurzen Proben-Pause. Der Chor sei stark, die Choreografie (Kristin Hübner und Laura Heise-Engelschalk) kann sich sehen lassen, die Einsätze der Tänzer sitzen, die Szenen sind fotoreif. Die musikalische Leitung hat Wilfried Nemitz, der zusammen mit Dücker (Regie) ein Dream-Team bildet. Dücker greift zu diesem Zeitpunkt der Proben nur noch selten ein, jetzt muss „Natürlich blond“ einfach ein paar Mal durchgespielt werden. Da hält der Theaterpädagoge schon mal den Fuß eines Protagonisten fest, bewährtes Mittel, den Bewegungsdrang seines Besitzers zu zähmen – bei aller Action auf der Bühne ist eben manchmal auch Stillstehen gefragt. Apropos: Eine besondere Herausforderung fürs Ensemble ist es, „einzufrieren“, in den aktuellen Bewegungen zu verharren – da darf im Idealfall nicht mal die Wimper zucken.

Fitnesstraining für Marvin Wasmus, der im Aladin-Musical wohl eine Idealbesetzung für den „Dschinni“ wäre. Foto: Kempfer
Jede Menge Emotionen
Pointierte Sprüche („Kindchen, du bist ein genetischer Sechser im Lotto!“), starke Gefühle (Sehnsucht, Hoffnung, Liebe, Freundschaft): „Natürlich blond“ ist einfach ein Stück, das allen Spaß macht, aber gar nicht so einfach zu inszenieren ist. 29 Umbauten sind erforderlich, verrät Dücker, 300 Kostüme mussten gesucht oder geschneidert werden – und wie immer sind die Hauptrollen doppelt besetzt. Ein Aufwand, der sich lohnt, denn das Stück (Buch: Heather Hach, Musik und Songtexte: Laurence O’Keefe und Nell Benjamin) hat alles, was das Herz begehrt.

Nora Schönborn (als Elle) und Philipp Steinecke (als Warner). Foto: Kempfer
In der nächsten Szene wird’s sportlich. Zenya Knöbel leitet ein Respekt einflößendes Fitnessprogramm auf der Bühne an – im vollen Scheinwerferlicht dürfte das noch schweißtreibender werden. Sie verkörpert eine Angeklagte und gehört zu einem Fall, den die angehenden Juristen lösen sollen – Bewährungsprobe für Elle ...
„Natürlich blond“ wurde 2007 am Broadway uraufgeführt. Das Musical basiert auf dem von Amanda Brown geschriebenen Roman „Legally Blonde“ und dem 2001 erschienenen Film. Die deutschsprachige Erstaufführung wurde 2013 in Wien präsentiert. „Bühnenreif“ zeigt seine Inszenierung an acht Abenden vom 12. bis 19. Juni um jeweils 19.30 Uhr. Restkarten gibt’s auch bei der GZ.
Wer hinter die Kulissen der Musical-Welt gucken will, kann sich auf den Podcast-Samstag freuen: Musical-Darstellerin und GZ-Mitarbeiterin Zenya Knöbel hat sich mit Jan Schwartzkopff unterhalten, der Profi- und Laienebene kennt.