Mit Klaus Kinski als Tagesschau-Sprecher in Bad Harzburg

Das Duo Heger & Maurischat. Foto: Berg
Da hat der Kulturklub Bad Harzburg mit Detlef Simon alias Desimo wieder auf das richtige Pferd gesetzt. Ein lustiger Abend, wenn auch mit Gags unterschiedlicher Güte. Während der eine Pointe auf Pointe setzt, tun sich andere schwer, lustig zu sein.
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Bad Harzburg. Natürlich muss Desimo zunächst seinen Künstlernamen erklären. Aber Detlev Simon, so sein bürgerlicher Name, wäre nicht der Vollblut-Comedian, der er ist, würde er diese Erklärung nicht für die ersten schnellen Gags nutzen. Seine Oma hieß Charlotte Simon, lässt er wissen, kurz Chalosi – sprich: Jalousie. Bei Markus Söder käme man auf Masö – wobei mit Blick auf persönliche Eigenarten Sadömasö richtiger wäre. Unter dem gleichen Blickwinkel würde aus Olaf Scholz dann halt „Olasch“...

Christian Schulte-Loh. Foto: Berg
Und schon kochte am Dienstagabend der voll besetzte Festsaal des Bündheimer Schlosses. Desimo hatte für die komödiantischen Gäste seines „Spezial-Clubs“ hinreichend vorgeglüht. Bühne frei also für Gast Nummer eins, für Christian Schulte-Loh. Der ist vielleicht keine Stakkato-Gag-Maschine – die sollte an diesem Abend noch kommen – doch er vermochte es, das Publikum durch seine freundlich-jungenhafte und humoreske Art in permanenter Hochstimmung zu halten. Wie er so auf das Haus seines verreisten Vaters aufpassen, rechtzeitig die Tonnen rausstellen und abends pünktlich um halb sieben die Rollos hochziehen musste, ist das alles schon recht witzig, weil wohl auch nah an den Realitäten des einen oder anderen im Publikum. Selbst wenn das Krokodil dem Elefanten in den Rüssel beißt und dieser daraufhin stark näselnd „Na hier ist ’was los!“ ausruft, dann ist das bei Schulte-Loh lustig. Komischerweise.

Thomas Schreckenberger. Foto: Berg
Insofern hätte es nicht viel bedurft, die Welle am Laufen zu halten. Doch das Komikerinnen-Duo Heger & Maurischat tat sich schwer. Von Desimo wurden sie so angekündigt: „Beide wollen immer das Gegenteil des Anderen.“ Nun ist das ungleiche Duo schon seit Laurel und Hardy eine Königsdisziplin des Komödiantischen. Die Latte liegt hoch und, um es kurz zu machen: Heger & Maurischat kamen nicht rüber. Dieser Moment nach dem Gag, wenn im Saal der Aufschrei des Lachens folgen müsste... und es folgt... ratlose Stille. Schrecklich.
„Alles für‘n Arsch“
Wohl unter diesem Eindruck fragte in der Pause eine Besucherin, wo eigentlich „der rote Faden des Ganzen“ sei. Dass einfach mal hemmungsloses Lachen der rote Faden sein kann, machte dann Thomas Schreckenberger in der zweiten Hälfte deutlich. Und das mittels politischer Satire, ein Heimspiel in diesen verrückten Tagen und kein Geheimtipp mehr seit der ZDF-Heute-Show. Und sollte doch mal ein Gag nicht funktionieren, „hat ihn mein Bruder geschrieben“. Na, haben Sie es? Aiwanger. Richtig. Ab Aiwanger, der ja von manchen nicht gewählt werde, weil er ja das Flugblatt nicht geschrieben haben will (sondern sein Bruder) geht es bei Schreckenberger Schlag auf Schlag. Pointe folgt auf Pointe. Jede sitzt wie der Arsch auf dem Eimer. Putin wolle wieder zurück zum Warschauer Vertrag und wir haben ihm nichts anzubieten, stellt er fest – „wobei, über Thüringen und Sachsen könnten wir reden...“. Yepp!

Zauberer Marc Weide. Foto: Berg
Von Progoschins „Speziallandung“ über Christine Lambrecht bis hin zum Klopapier-Horten in der Corona-Pandemie („Alles für‘n Arsch“) lässt Schreckenberger nichts aus. Mit einem unbeschreiblichen Klaus Kinski in der Rolle eines Tagesschau-Sprechers führt der Kabarettist das Publikum gekonnt dem Siedepunkt entgegen. Wer in der Pause nicht auf Toilette war, hatte spätestens jetzt vor Lachen ein Problem. Steigerung nicht mehr möglich.
Insofern sorgte der sympathische Zauberer Marc Weide abschließend für eine notwendige Abkühlung. Zwar bringt auch er gute Gags, etwa, wenn er die Nabelschnur seines Kindes durchschneiden soll, er aber kurz an einen Seiltrick denkt... Doch es sind die einfachen Zauber-Tricks, mit denen er das Publikum auf seine Seite zieht.
Ein Besucher fasste den Abend so zusammen: „Der Schreckenberger war der Beste. Aber der Zauberer war auch gut.“
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