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Zentrallager für Ersatzteile

Mega-Summe: Daimler schafft 450 neue Jobs im Harz

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (vorn) mit Landrat Thomas Balcerowski (re.), dem Daimler-Truck-Generalbevollmächtigten Jörg Howe (2.v. re.) und Uwe Kazmeier von Daimler Truck vor dem Rathaus von Halberstadt. Foto: Stade

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (vorn) mit Landrat Thomas Balcerowski (re.), dem Daimler-Truck-Generalbevollmächtigten Jörg Howe (2.v. re.) und Uwe Kazmeier von Daimler Truck vor dem Rathaus von Halberstadt. Foto: Stade

Die Zahlen sind beeindruckend: Daimler Truck investiert eine große Millionen-Summe, um in Halberstadt sein Zentrallager für Ersatzteile zu bauen. Das soll Kunden weltweit versorgen. Die Politik hofft auf eine Sogwirkung durch die Investition.

Von Oliver Stade Samstag, 14.01.2023, 08:00 Uhr

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Halberstadt. Die Daimler Truck AG investiert rund 500 Millionen Euro in Halberstadt. Im Industriegebiet Ost entsteht bis 2026 auf 260.000 Quadratmetern das Zentrallager für die weltweite Versorgung mit Ersatzteilen. Im ersten Schritt sind bis zu 450, später bis zu 600 Arbeitsplätze geplant.

Als die Stadtverwaltung Donnerstag voriger Woche eine „Standortentscheidung für Sachsen-Anhalt“ ankündigte und ins Rathaus einlud, galt für Einzelheiten des Termins am gestrigen Freitag allerhöchste Geheimhaltung. Dennoch sickerte durch, dass es um ein Ersatzteillager geht. Das Wort klingt angesichts dessen, was geplant ist, allerdings mickrig. Daimler nennt das Lager „Global Parts Center“. Oberbürgermeister Daniel Szarata sprach bei der Präsentation der Pläne am Freitag im Rathaus von der größten Investition, die Halberstadt in seiner 1200-jährigen Geschichte je erlebt habe. Er platze vor Stolz.

Daimler spricht von einem „Herzstück“

Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) sprach von einer „Weltzentrale“ und hofft nun auf die „Schwungkräfte“ der Investition, die zu den größten in seinem Bundesland zählt. Wirtschaftsminister Sven Schulze (ebenfalls CDU) sagte: „Sachsen-Anhalt als Bundesland ist auf der Überholspur.“ Die Daimler Truck AG, die rund 100.000 Mitarbeiter beschäftigt, spricht in einer Mitteilung vom „Herzstück ihrer weltweiten Ersatzteilversorgung“.

Auch für Regierungschef Haseloff ist die Ansiedlung der Ersatzteillagerzentrale des börsennotierten Unternehmens, das 2021 aus der Abspaltung vom Daimler-Konzern entstand und pro Jahr 500.000 Lkw verkauft, ein besonderer Tag. Er konnte in der Vergangenheit bereits die geplante Ansiedlung des Chipherstellers Intel bei Magdeburg bekannt geben und sich kürzlich über die angelaufene Produktion von grünem Wasserstoff des Gaskonzerns Linde in Leuna freuen. Für den Ostharz, der in der breiten Öffentlichkeit eher als Tourismusziel bekannt ist, erhoffen sich die Politiker und Wirtschaftsförderer nun eine Signal- und Sogwirkung mit weiteren Ansiedlungen.

Gebäude soll in Rekordzeit gebaut werden

Gesucht werden für das riesige Lager, das in Rekordzeit gebaut werden soll, vor allem Industriekaufleute, IT-Experten, Fachlogistiker und Mitarbeiter für den technischen Service, erklärte Uwe Kazmeier, zuständig für Kundenservice und Ersatzteile bei Daimler Truck (Leiter Customer Services& Parts Mercedes-Benz-Trucks).

Arbeitskräfte sind derzeit rar, können die Stellen alle besetzt werden? Haseloff erklärte mit Blick auf die vielen Pendler, er wolle sie buchstäblich von der Straße holen. Allein nach Niedersachsen würden täglich 40.000 Menschen aus Sachsen-Anhalt zur Arbeit fahren, viele davon seien in der Automobilzuliefererbranche beschäftigt. Die wolle er zurückholen, sie müssten nicht mehr pendeln. Insgesamt gebe es 140.000 Pendler im Land.

200 Lastwagen werden täglich die Ersatzteillager-Zentrale in Halberstadt verlassen, so wenig wie möglich, sagte Kazmeier. Aber die steigende Verkehrsbelastung erfordert weitere Bauvorhaben. Landrat Thomas Balcerowski sagte, er werde in Kürze Anträge ans Land stellen: Die Bundesstraße81 soll in Richtung Egeln, von wo es vierspurig nach Magdeburg weitergeht, und in Richtung A36 dreispurig ausgebaut werden, vergleichbar der B82 von Goslar nach Rhüden zur Autobahn.

Halberstadt liegt mitten von Deutschland

Aber warum verlegt Daimler Truck sein Logistikzentrum aus dem nordrhein-westfälischen Germersheim in den Harz und baut in Halberstadt, das nicht direkt an einer Autobahn liegt? Jörg Howe, ein ehemaliger Journalist, der heute Generalbevollmächtigter für politische Außenbeziehungen und globale Kommunikation bei Daimler Truck ist, gibt eine knappe und klare Antwort: „Es liegt mitten in Deutschland.“ Und ein Flughafen sei auch in der Nähe. Fördergeld gebe es zwar, aber über die Höhe sei noch nicht verhandelt worden, erklärten Howe und Haseloff. Ein entscheidender Grund liegt vermutlich auch darin, dass in dem Industriegebiet Platz für Erweiterungen ist.

 

Reiner Haseloff am Steuer. Foto: Stade

Reiner Haseloff am Steuer. Foto: Stade

Der Daimler-Bau in Halberstadt, der auf einer Fläche entstehen soll, die so groß ist, wie 36 Fußballplätze, soll ein Vorbild an Nachhaltigkeit werden: Der Betrieb wird kein Kohlendioxid verursachen, teilt Daimler Truck mit, auf fossile Energie werde verzichtet. Geheizt werde mit elektrischen Pumpen, die Wärme über Bodenheizungen ins Gebäude bringen. Die Dächer sollen mit Photovoltaikanlagen ausgestattet werden.

 

Uwe Kazmeier, Head of Customer Service and Parts Mercedes-Benz Trucks, steht am Rande einer brachliegenden Fläche. Dort will Daimler Truck ein zentrales Lager für Ersatzteile bauen. Foto: Gabbert/dpa

Uwe Kazmeier, Head of Customer Service and Parts Mercedes-Benz Trucks, steht am Rande einer brachliegenden Fläche. Dort will Daimler Truck ein zentrales Lager für Ersatzteile bauen. Foto: Gabbert/dpa

Vor dem Rathaus hatte Daimler Truck am Freitag einen Lkw für die Fotografen geparkt. Nach dem Fototermin stieg Ministerpräsident Haseloff ins Führerhaus und hupte laut: Er hat im Moment allen Grund, auch mal lauter aufzutreten.

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