Letzter Schultag für die Langzeit-Rektorin Jutta Schober

Helm auf für den 62-Millionen-Euro-Bau: Beim Richtfest für die neue Goldene Aue nehmen CvD-Direktor Martin Ehrenberg (li.) und sein Vize Holger Ritzke die scheidende Rektorin Jutta Schober in die Mitte. Mehr als zwei Jahrzehnte hat sie ihre Realschule geleitet und das Miteinander geprägt. Foto: Epping
Nach 21 Jahren macht die Langzeit-Rektorin an der Realschule Goldene Aue ihren Stuhl frei und geht in Rente. Heute hat sie ihren letzten Schultag. Viele ihrer Weggefährten erinnern sich nun zurück und hinterlassen der „Powerfrau“ ihre Grüße.
Für nur 0,99 € alle Artikel auf goslarsche.de lesen
und im ersten Monat 9,00 € sparen!
Jetzt sichern!
Goslar. „Kann es denn wahr sein?“ So fragt sich heute ein ungläubiger ehemaliger CvD-Direktor Hans-Dieter Renner, der genau wie Jutta Schober im Februar 2002 seine Stelle an der Spitze (s)einer Schule antrat – als zwei Nachbarn in einem Schulzentrum. „Du wirst deinen Rektorinnenstuhl an der Realschule Goldene Aue nach 21 Jahren freimachen? Unvorstellbar!“, schreibt der Weggefährte Renner zum Gruß.

Aus seiner Heimat Wolfenbüttel schickt Hans-Dieter Renner Abschiedsgrüße. Foto:Privat
Der Beruf als Berufung
Ja, Jutta Schober hat heute ihren letzten Schultag. Die Frau – die nach Erreichen der Altersgrenze eigentlich schon Ende Januar 2021 in den Ruhestand hätte wechseln können, aber den einen oder anderen Nachschlag beantragt hatte, weil ihr der Job so viel Spaß machte – ist zwar noch bis Ende Juli im Amt. Aber in den Sommerferien ist eben nicht mehr ganz so viel los. Und heute ab 11 Uhr steht auch die offizielle Verabschiedung auf dem Programm. Von einer in Lingen geborenen Emsländerin, die ihren Beruf als Berufung sah. Die in Goslar ihr Glück gefunden hat. Die Tennis spielt, viel liest – am liebsten Krimis –, mit großer Freude (in der Kantorei) singt und so gerne Socken strickt.
Was soll jemand über die dienstälteste Chefin einer weiterführenden Schule im Landkreis Goslar schreiben, was in mehr als zwei Jahrzehnten nicht schon geschrieben worden wäre? Die GZ hat neben Renner weitere Schulweg-Begleiter gefragt. Und von allen ohne viel Zögern eine Antwort zugesagt bekommen.
„Tür steht immer offen“

Konrektor Simon Franke hat immer auch Zeit für Klönschnack gehabt. Foto: Privat

Der Personalrat mit Heike Routschek (li.), Marcel Chmiel und Susanne Saipa schätzen unter anderem Schobers Wortgewandtheit und ihr offenes Ohr. Foto: Privat
Bei all den Herausforderungen im Schulalltag auch spontaner Art sei Jutta Schobers Sinn für Witz und Ironie bereichernd und oft ein Ankerpunkt gewesen, gemeinsam schwierige Situationen zu meistern und auch mal zu schmunzeln. „Sie hat uns als Kollegium Mut zugesprochen, uns kompetent unterstützt und nie alleine mit Schwierigkeiten zurückgelassen“, betont das Trio. Zuverlässigkeit, Engagement, Ehrlichkeit und Vertrauen in die Arbeit ihrer Lehrkräfte zeichneten sie aus. Klare Ansage zum Schluss: „Das ganze Kollegium wünscht unserer Chefin Jutta Schober einen wunderbaren Ruhestand, der von Gesundheit, Glück, Musik, gutem Essen und neuen Abenteuern geprägt sein soll.“

Barbara Reichert weiß eine Anekdote mit Hündin Elli zu erzählen. Foto: Privat
„An einem heißen Sommertag vor einigen Jahren hatte ich unsere Elli mit in die Schule genommen, und sie lief, während wir arbeiteten, zwischen meinem Arbeitszimmer und dem Büro von Frau Tauchert hin und her und saß abwechselnd unter unseren Schreibtischen oder begrüßte jeden Eintretenden“, schreibt Reichert.
Angelika Tauchert, im CvD-Sekretariat für die Klassen acht bis 13 zuständig, habe irgendwann gesagt, dass Schober vorbeikommen wolle und sie so engen Kontakt zu Hunden nicht möge. Aber ehe Elli an die Leine genommen werden konnte, sei Jutta Schober durch die Tür getreten. Elli sie auf sie zugerannt und habe ihr über die nackten Zehen in ihren Sandalen geleckt. „Elli, lass das – komm sofort zurück“, hätten Reichert und Tauchert im Chor gerufen. Schober aber habe gelächelt und freundlich gesagt: „Lassen Sie sie doch, das kitzelt so lustig.“
„Sehr von ihr profitiert“
Von Reichert übernahm Martin Ehrenberg das CvD-Zepter und begleitete Schober die vergangenen drei Jahre im Job und im Schulzentrum. „Die Zusammenarbeit war konstruktiv und respektvoll“, sagt er, „wir sind als Leitungen beider Schulen des Schulzentrums immer einen gemeinsamen Weg gegangen, auf dem aber jeder dem anderen ein eigenes Tempo und vor allem auch eigene, schulspezifische Nebenwege zugestanden hat.“ Eine große Zwischenetappe sei es gewesen, dass Schober und er gemeinsam aus dem Schulzentrum Goldene Aue den Bildungscampus Goldene Aue gemacht hätten. „Ich persönlich habe als Schulleiter von der Erfahrung und den klaren Worten der Kollegin sehr profitiert – was ihr wahrscheinlich gar nicht bewusst ist“, gewährt Ehrenberg noch einen Einblick in sein Inneres.
Zurück zum frühen CvD-Anfangsbegleiter Hans-Dieter Renner: „Gern denke ich an unsere gemeinsame Zeit zurück“, versichert er Schober, für die er Wünsche und einen guten Rat parat hat: „Für deine persönliche ,Zeitenwende‘ wünsche ich dir viel Freude, erlebnisreiche Begebenheiten und vor allem Gesundheit! Bedenke: Es gibt tatsächlich ein Leben danach: Ich weiß, wovon ich spreche!“
„School’s-Out“ zu viert
P.S: Ein bisschen weiß auch die GZ schon von dem, was danach kommt. Nicht nur, dass sie nach der Feier „zu Hause in ein Kissen weinen will“, wie sie wohl nur halb im Scherz am Rande der Entlassfeier für die zehnten Klassen zuletzt verriet. Für Freitag ist eine ganz persönliche „School’s-Out-Party“ mit Barbara Hanke, Gundula Reichelt und Goslars Bürgermeisterin Renate Lucksch angesetzt. Die vier Frauen kennen sich seit Jahrzehnten aus einem Krabbelkreis, den sie einst zusammen mit ihren Kindern besuchten. Und Lucksch, die in Stadt und Landkreis die Schulausschüsse leitet, kann in dieser Runde unter Expertinnen vielleicht noch einiges aus ihrer Tour zu den vielen Entlassfeiern berichten. Gefühlt war sie auf jeder – die an der Goldenen Aue im alten Schulzentrum vor zwölf Tagen war aber wohl diejenige, die am meisten zu Herzen ging.