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Goslarer Tage der Kleikunst

Letzter Akt: Am Ende des Festivals sind alle tot

In Shakespeares Dichtung ist „König Richard III.“ ein mörderischer Monarch. Leichtes Spiel für Bernd Lafrenz, der auch dieses Stück bravourös auf die Bühne bringt.

In Shakespeares Dichtung ist „König Richard III.“ ein mörderischer Monarch. Leichtes Spiel für Bernd Lafrenz, der auch dieses Stück bravourös auf die Bühne bringt.

Er schafft es, jedes Shakespeare-Drama als One-Man-Show auf die Bühne zu bringen: Bernd Lafrenz hat die 41. Goslarer Tage der Kleinkunst mit „König Richard III.“ gekrönt. Mit insgesamt 1600 Zuschauern kamen 20 Prozent weniger als vor der Pandemie.

Von Sabine Kempfer Dienstag, 21.06.2022, 07:00 Uhr

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Goslar. "Bugeling Dong, Bugeling Dong, Bugeling Dong.“ Die Hälfte des Publikums im Kulturkraftwerk muss auf diese Regieanweisung hin die Glocken läuten, wenn es am englischen Hof im Hause York Anlass dazu gibt – und den gibt es häufig. Ein bisschen Mitmachen ist schon gefragt, wenn auch Bernd Lafrenz ansonsten alles alleine macht – er hat die One-Man-Show über Shakespeares Werke zur Kunstform erhoben.

Dieses Jahr gab’s „König Richard III.“ zum traditionellen Abschluss des Kleinkunstfestivals mit Shakespeare. „Es ist geschafft, wir sind geschafft, wir gönnen uns heute Bernd Lafrenz“, sagte Renate Lucksch in ihrer letzten Begrüßung des diesjährigen Kleinkunstfestivals: „Wir freuen uns, dass wir unseren Künstlern eine Bühne und unserem Publikum Künstler bieten können“, sagte Lucksch. Nun also Richard III.. Worum geh’s? „Am Ende sind sie alle tot“, habe sie vom Darsteller erfahren: „Warum haben wir das in der Schule nicht so gelernt?“

Der Freiburger Lafrenz hat das Stück in der Zeit der Pandemie ausgewählt, weil es Parallelen zur Zeit Shakespeares hat, die für den Dichter alles andere als einfach war: Er schrieb es 1593, als die Pest wütete und die Theater seit Monaten geschlossen waren. Prompt führt Lafrenz die Zuschauer in die Schreibstube von Shakespeare und lässt sie an der Entstehung des Werkes teilhaben – wie seine eigene Mutter, natürlich von ihm selbst gespielt oder durch einen Hut auf dem Stuhl vertreten.

Ein paar Requisiten, Kleidungsstücke, Masken, Kopfbedeckungen, viel mehr braucht Bernd Lafrenz nicht; Mimik, Gestik und ein paar passende Worte reichen, um das mörderische Spiel des Richard von Gloster, so, wie ihn Shakespeare beschreibt, mitzuerleben. Dichterische Wahrheit – in der Realität war er laut Geschichtsschreibung weit weniger Monster.

In der Shakespearschen Gruselversion ist es schon ein starkes Stück, wenn ein Thronfolger, der in der Folge noch lange nicht dran ist, alle anderen ausradieren lässt – vom Bruder über die eigene Frau bis hin zu den jungen Neffen. Wer seine Befehle nicht befolgt, riskiert sein eigenes Leben; damit hat Richard das Heft in der Hand. Der mit dem Gewissen ringende Handlanger stimmt einen Moment nachdenklich; aber schon überwiegt die Freude daran, wie es Lafrenz wieder einmal gelingt, das gesamte Personal persönlich zu repräsentieren.

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