Lautenthaler XXL-Fichte schmückt den Reichstag

Seit Montag steht die Rotfichte vor dem Reichstagsgebäude, am Sonntag soll sie zum ersten Mal erleuchtet werden. Foto: Kulick
Nachdem sie rund 100 Jahre lang im Hüttschenthal bei Lautenthal gewachsen war, fällte ein Unternehmen aus Brandenburg am vergangenen Samstag die rund 35 Meter hohe Rotfichte. Jetzt ziert der prächtige Baum den Platz vor dem Reichstagsgebäude und verbreitet dort vorweihnachtliche Stimmung.
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Berlin/Lautenthal. Beim Fällen wurde der Baum von ursprünglich 35 Metern auf 27 Meter Länge gekürzt – davon verschwinden beim Aufstellen aber noch einmal zwei Meter in der Tannenbaum-Hülse im Boden.
Direkt am Samstagabend, um 22 Uhr, begann die Reise der Rotfichte – über B82, A7, A39 und schließlich über die A2 ging es ab nach Berlin. Am Sonntag wurde der Baum aufgestellt und bis Donnerstag geschmückt. Am Sonntag, pünktlich zum ersten Advent, soll der Baum dann zum ersten Mal erstrahlen.
„Geschmückt wird der Baum übrigens auch von „der Firma, die ihn fällt, anliefert und aufbaut und die der Bundestag durch eine Ausschreibung verpflichtet hat“, teilte eine Sprecherin des Bundestages mit. Der Baum wird jetzt die kommenden sechs Wochen vor dem Reichstagsgebäude stehen – ab dem 8. Januar werde er wieder abgebaut, sagt die Sprecherin.
In diesem Jahr ist der Baum wieder etwas größer, schwerer und älter als im Vorjahr: So war der Baum, der im vergangenen Jahr bei Altenau geerntet wurde rund zwei Meter kürzer, wog ungefähr fünfeinhalb Tonnen und war 60 Jahre alt. Die Lautenthaler Fichte ist wie schon erwähnt rund 100 Jahre alt und wiegt sechseinhalb Tonnen. Seit mehr als einer Dekade kommen die Weihnachtsbäume, die vor dem Reichstagsgebäude aufgestellt werden aus dem Harz. Doch in diesem Jahr ist es das erste Mal, dass die Fichte aus dem Lautenthaler Revier stammt. In den Vorjahren kamen die Bäume immer aus der Umgebung von Altenau. Doch nachdem dort Stürme, Dürren und Borkenkäfer das Angebot sehr ausgedünnt haben, rückten die Reviere bei Wildemann, Lautenthal und Seesen in den Fokus.

Die XXL-Fichte beginnt ihre Reise bei Lautenthal. Foto: Gereke
Nur eine kleine Auswahl
Dort gebe es aktuell noch geschlossene Fichtenwälder, erklärt Michael Rudolph, Pressesprecher bei den Niedersächsischen Landesforsten. Im Kellwassertal bei der Okertalsperre, der früheren Kinderstätte der XXL-Fichten, hingegen gebe es mittlerweile keine geeigneten Bäume mehr. Die wenigen alten Fichten in dem Gebiet würden als Mutterbäume und Samenspender eine wichtige Funktion erfüllen.
Gibt es also bald keine Harzer Fichten vor dem Reichstagsgebäude mehr? „Wir hoffen natürlich, auch in Zukunft noch Bäume aus dem Harz liefern zu können“, sagt Rudolph. Doch eine Prognose, wie lange das noch möglich sei, könne er nicht abgeben. Noch gebe es vereinzelt Bäume, „die Auswahl ist aber recht klein“, sagt Rudolph. Es seien immer nur eine Handvoll vorhanden. Und diese seien nach wie vor vom Borkenkäfer bedroht.
Bereits zuvor seien Bäume, die das Casting zum Weihnachtsbaum überstanden hatten, den Borkenkäfern zum Opfer gefallen. Und auch die Fichten in den südlichen Ausläufern des Harzes seien nicht vor den Käfern sicher: Je mehr befallene Bäume an das Gebiet angrenzten und je wärmer es sei, umso leichter hätten es die Borkenkäfer, erklärt Rudolph. Auch in Lautenthal oder Wildemann könne es passieren, dass alle Fichten vom Borkenkäfer befallen werden. Ihr bisheriger Vorteil sei die räumliche Entfernung zu anderen befallenen Bäumen. Dennoch würden auch neue Weihnachtsbaum-Kandidaten nachkommen, berichtet Rudolph.
Die Forstleute pflegen sie und entnehmen Nachbarbäume, damit die zukünftigen XXL-Weihnachtsbäume eine rundum grüne Krone bekommen und die strengen Auswahlkriterien erfüllen. „Es ist wichtig, sich rechtzeitig darum zu kümmern“, so Rudolph.