Landwirtschaft großes Thema beim Dorfrundgang in Hahausen

Die Scheunentore standen beim Dorfrundgang durch Hahausen vielfach sperrangelweit offen. Die Teilnehmer erhielten tiefe Einblicke in die Arbeit der Landwirte und stellten viele Fragen. Foto: Henrik Hoffmeister
Beim aktuellen Dorfrundgang in Hahausen ging es um den alten Bereich des Ortes, das „Unterdorf“ und den Dorfplatz. Im Fokus der Betrachtung der „Spaziergänger“ stand das Thema Landwirtschaft. Und Landwirte gibt es noch einige in Hahausen.
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Hahausen. Der jüngste „Hahäuser Dorfrundgang“ hat wieder großen Anklang gefunden. Die Idee für das beliebte Format hatten die Dorfmoderatorinnen Claudia Mehl und Petra Kremeik-Fricke. Jeweils im Frühjahr und im Spätsommer nehmen rund 25 Interessierte an den Spaziergängen in und um Hahausen teil. Neben „Stammgästen“ aus dem Ort sind gerne auch ehemalige Hahäuser dabei, gelegentlich auch Auswärtige, die den Ort kennenlernen möchten.
Die Dorfrunden beginnen stets mit einer kurzen Vorstellungsrunde. Hierbei ergeben sich interessante und immer nette Gespräche, schon bevor die Besichtigungstour losgeht. So treffen sich alte Bekannte, ehemalige Nachbarn oder auch schon mal alte Sandkastenfreunde wieder. Zu erzählen gibt es dann sehr viel. Die Dorfrundgänge werden geführt von Revierförster Rainer Hoffmeister, der auf Bitten der Dorfmoderatorinnen inzwischen zu einem festen Bestandteil in deren Programm geworden ist.
Ortsbezogene Themen im Blick
Durch Hoffmeisters intensive Arbeit am Hahäuser Häuserbuch konnten wertvolle Informationen über den Ort und seine Bewohner, aktive und ehemalige, ausgetauscht werden, die dazu beitragen, dass die Zusammenhänge aus Historie und Gegenwart Hahausens veranschaulicht werden. Ziel ist es zum einen, mit den Rundgängen nach und nach den ganzen Ort gesehen zu haben, andererseits werden auch aktuelle und ortsbezogene Themen aufgegriffen und vorgestellt. Beim aktuellen Dorfrundgang ging es um den alten Bereich Hahausens, das „Unterdorf“ und den Dorfplatz. Selbstverständlich darf dabei das Thema Landwirtschaft nicht fehlen, wohnen und arbeiten doch hier die meisten Hahäuser Landwirte. Gern öffneten einige Betriebe ihre Hoftore und stellten sich den Fragen der Besucher.
Die Eindrücke waren vielfältig, hochinteressant, oft sehr persönlich und immer praxisnah. Die Landwirte samt ihrer Familien gaben gerne Auskunft über die Hofgeschichte, insbesondere aber über ihre tägliche Arbeit, ihre Schwerpunkte, ihre Sorgen und Nöte. Somit offenbarte sich ein vielschichtiges Bild der örtlichen Landwirtschaft. „Manche Themen sehen in den Medien eben anders aus als im täglichen Hahäuser Leben“, sagte Rainer Hoffmeister. Das direkte Gespräch mit Konsumenten und Erzeugern von Getreide, Milch oder anderen Produkten habe für tiefe Einblicke in das Arbeitsleben der Landwirtsfamilien und ihrer Mitarbeiter geben können. Weil sich die Themen von selbst entwickelten, besetzte Hoffmeister meist nur eine Moderatorenrolle.
Tierhaltung und regionale Lebensmittel
Während in der Einleitung am Start der Werdegang vom Jäger und Sammler zur Landwirtschaft bis in die 1950er Jahre geschlagen wurde, wurde es auf den besuchten Höfen sehr aktuell. Zunächst zeigte der große Hahäuser Kuhstall des Betriebes Kalbreier, wie deren Kälber, Rinder und Kühe im Stall leben und welche Arbeit dazugehört, bis täglich der Milchwagen den großen Milchtank leeren kann. Wie selbstverständlich habe sich eine informative Diskussion über artgerechte Tierhaltung und regionale Lebensmittel ergeben.
Auf dem Hof der Familie Illers wurde dessen Schwerpunkt veranschaulicht: die Erzeugung von Getreide, Rüben und Mais. Im Gespräch vertieften sich die Themen Düngung, bäuerliche Kreislaufwirtschaft, aber auch die Probleme der hiesigen Landwirtschaft im nationalen und internationalen Vergleich. Die große Schere zwischen den Ansprüchen des Marktes und dem Ackerbau unter EU-Vorgaben kam dabei zum Ausdruck, so Hoffmeister.
Pferdedorf Hahausen
Der nächste besichtigte Betrieb der Familie Vibrans spezialisiert sich auf das Einstellen von Pferden. Hier stehen eigene Tieren, es haben aber auch Hobbyreiter die Möglichkeit, hier für ihre Pferde zu sorgen oder dies durch den Betrieb tun zu lassen. Mit zwei Pferdehöfen hat sich Hahausen zum Pferdedorf entwickelt. Auf den Wiesen und Weiden um Hahausen herum haben heute die Kühe längst den Pferden Platz gemacht. Als Abschluss der sonntäglichen Hofrunde besuchte die Gruppe den ehemaligen aktiven Hof der Familie Deppe. Heute zwar nur im landwirtschaftlichen Nebenerwerb zeigen noch alle Gebäude, wie ein Bauernhof bis in die 1970er Jahre hinein ausgesehen hat. Kennzeichnend ist der geringe Grad der betrieblichen Spezialisierung. Die echte Kreislaufwirtschaft in der früheren Landwirtschaft ist damit, auch heute noch, am Hofbild zu erahnen.
Die gesellschaftliche Entwicklung seit der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts lasse allerdings ein auskömmliches Arbeiten auf solchen Höfen nicht mehr zu, hieß es. Die Gruppe sah deshalb eine Art bewohnten Museumshof, der für das Hahäuser Unterdorf noch sehr prägend sei und von den Eignern auch bewusst so erhalten wird. Bei Erfrischungen und Snacks fand die Runde im Schatten der Friedenslinde ihren Ausklang. Die Dorfmoderation und Rainer Hoffmeister fanden diesen Sonntag sehr gelungen, und sie freuen sich schon auf den nächsten Dorfrundgang am 15. Oktober.