Kirche im Cafébus: Gespräche über Gott und die Welt

Der Arbeitsplatz der ehrenamtlichen Servicekräfte Ingrid Hattwig, Silvia Krahl, Karin Kemus, Jutta Thiele und Ilona Hain (v. li.) befindet sich in einem umgebauten Gelenkbus, dem Cafébus. Foto: Jambrek
Er ist wieder in Schladen unterwegs: Der Cafébus der evangelischen Kirche. Besser gesagt ist dieser im Wesentlichen stationiert auf dem Parkplatz vor dem Rewe-Markt und gern gewählte Anlaufstelle für Gespräche über Gott und die Welt.
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Schladen. Kirche ist altbacken, konservativ und die Mitglieder treffen sich zum Beten in prachtvollen, historischen Gebäuden der Dörfer. Wer so denkt, der kennt die Nordharzer Kirche von heute nicht richtig. Und erst recht nicht den Cafébus des Pfarrverbandes Schöppenstedt Süd. Anlässlich der Saisoneröffnung in Schladen hat sich die GZ das Projekt einmal näher angeschaut.
Die Kirche hier will sich mit dem Cafébus bewusst aus ihren eigenen Räumen und Komfortzone in die Gesellschaft hinaus bewegen. Das Fahrzeug steht alljährlich, sobald es die Temperaturen zulassen, auf dem Rewe-Parkplatz in der Hermann-Müller-Straße und ermöglicht Gespräche über Gott und die Welt. So beschreibt Pfarrer Frank Ahlgrim als Initiator den Grundgedanken des Projekts.
Der Bus ist ein noch recht neues Angebot. Seit dem 28. August 2020 ist der 18 Meter lange und umgebaute Bus „Setra S 321 UL“ regelmäßig auf dem Parkplatz des Nahversorgungszentrums geparkt. Im Bus befindet sich etwa eine Spül- und Kaffeemaschine und jede Menge Tische und gemütliche Sitzgelegenheiten, die zum Verweilen einladen. Für die Gäste gibt es kalte und warme Getränke, selbst gebackenen Kuchen sowie das eine oder andere nette Wort des ehrenamtlichen Bedienteams.
Schöner Treffpunkt in Schladen
Für die Besucher ist das Busprojekt vor allem ein schöner Treffpunkt unter Freunden und um neue Leute kennenzulernen. „Ich finde die Gesellschaft mit meinen Freundinnen und die nette Bedienung im Bus richtig toll“, sagte die 82-jährige Seniorin Brigitte Tietz. „Der Kuchen schmeckt mir sehr gut“, ergänzte ihre um ein Jahr jüngere Freundin Carla Schlegel. Wer möchte, der kann wie diese beiden Gäste von Mitte April an bis minimal Ende September donnerstags bis samstags von 10 bis 17 Uhr im Cafébus am Rewe-Parkplatz vorbeischauen. Das Projekt kommt am Tag des Saisonauftakts vor einer Woche vor allem bei Senioren sehr gut an. „Ältere Menschen haben oft noch eine tiefere Bindung zur Kirche und Ihnen sind die Sinnfragen des Lebens aufgrund ihres reichen Erlebnisschatzes oft sehr wichtig“, sagt Ahlgrim. Neben den Senioren waren aber auch einige Schulkinder zum Saisonauftakt vor Ort.

Stolz präsentiert Pfarrer Frank Ahlgrim das Projekt. Für den Bus gibt es auch einen gemütlichen Zeltanbau. Bus und Zelt stehen auf dem Rewe-Parkplatz in Schladen. Foto: Jambrek
Das Projekt ist bundesweit noch recht einzigartig. Ahlgrim kennt nur wenige Angebote, die in eine ähnliche Richtung zielen würden. „Wir denken heute als Kirche sehr viel stärker darüber nach, wie wir ein Angebot für möglichst weite Teile der Gesellschaft bieten, anstatt lediglich für einige wenige kirchlich bereits Engagierte“, so Ahlgrim. Aufgrund der Coronapandemie habe sich das Projekt etwas verzögert, schilderte Ahlgrim. Der Bus startete seine Jungferntour anstatt im Frühjahr 2020 erst im August und damit, aufgrund der Auflagen für die Gastronomie, etliche Monate später als geplant. Für dieses Jahr ist eine reguläre Saison von etwa fünfeinhalb Monaten geplant. Das Projekt Cafébus lebt vom Engagement einer großen Gruppe aktiver Menschen. Vom Busfahrer Christian Wolff bis hin zu den je 15 ehrenamtlichen Servicekräften und einer gleichen Zahl an Kuchenbäckerinnen, die eine ausgesprochen freundliche Atmosphäre schaffen.
Sommergespräche im Internet übertragen
Höhepunkt der Cafébussaison sollen dieses Jahr zwei live auf Youtube übertragene Sommergespräche werden, die laut Ahlgrim, allerdings noch in der Planung seien. In diesem Jahr soll das erste Sommergespräch voraussichtlich am 23. Juni im Bus vor der Hornburger Kirche stattfinden. Ein weiteres Sommergespräch sei für September angedacht. Öfter als diese Gespräche gibt es natürlich eine Busandacht, nämlich immer donnerstags um 15.30 Uhr. Bürgermeister Andreas Memmert unterstützte Ahlgrim erfolgreich dabei, Fördermittel für den Cafébus einzuwerben. Für das Projekt entstanden Kosten von insgesamt 45.000 Euro, um einen Bus anzuschaffen und umzubauen. Für einen Großteil der Kosten kamen Stiftungen auf. So unterstützte die Stiftung Zukunftsfonds Asse das Projekt mit 25.000 Euro. Sollten eines Tages Überschüsse durch das Cafébusprojekt erwirtschaftet werden, so sei geplant, diese an soziale Projekte weiterzuspenden. In das Busprojekt flossen zudem bis zum Start bereits 1500 ehrenamtliche Stunden Arbeit ein. Jede erfolgreiche Saison bringt zudem zahlreiche weitere Stunden ehrenamtliche Arbeit mit sich.