Kaiserring-Stipendiat: Künstliche Intelligenz und Inszenierung

Künstlergespräch: Kaiserring-Stipendiat Christian Holze diskutiert mit Mönchehaus-Direktorin Bettina Ruhrberg über Kunst, künstliche Intelligenz, den Kunstmarkt und Urheberrechte. Holzes Ausstellung „Time sleep“ ist noch bis zum Ende des Monats im Mönchehaus zu sehen. Foto: Brummer
Kaiserring-Stipendiat Christian Holze spricht mit Mönchehaus-Leiterin Dr. Bettina Ruhrberg über seine Arbeiten und Vorstellungen von Kunst. „Meine Arbeiten sind immer Unikate“, sagt er. Auch spricht er über Kunst als Wetanlage.
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Goslar. „Time Sleep“ (wörtlich übersetzt: „Zeit Schlaf“) ist der Titel der aktuellen Ausstellung des Leipziger Künstlers Christian Holze im Mönchehaus. Holze, der für seine Arbeiten mit dem Kaiserring-Stipendium 2022 ausgezeichnet wurde, sprach am Sonntagnachmittag mit Mönchehaus-Direktorin Dr. Bettina Ruhrberg über digitale Technik, künstlerische Urheberschaft, den modernen Kunstmarkt und wie es zum Ausstellungstitel kam.
Malerei, 3D-Grafik, Fotografie, Skulptur und Installation – in seinen Arbeiten verbindet Holze all diese Techniken. Analoge und digitale Bildwelten verschmelzen, und bei der Realisierung einiger Kunstwerke durfte auch künstliche Intelligenz helfen. Daran, dass deren Leistung nicht schöpferisch kreativer Natur sein kann, lässt Holze keinen Zweifel: Was digitale Programme erstellen können, seien bestenfalls „Bilder, aber keine Kunst“, sagt er. Über Fantasie, Kreativität und die Inspiration durch Zufall oder Fehler verfüge – noch – kein Computerprogramm.
Wie im Kunst-Depot
Was die digitale Welt jedoch eindrucksvoll zu leisten vermag, ist die Reproduktion und Vermarktung von Kunst. Wenn Urheberrechte erloschen sind, was 70 Jahre nach dem Tod des Künstlers der Fall ist, lassen sich Werke aller Stilrichtungen im Wunschformat per Internet nach Hause ordern. Holzes schöpferische Arbeit setzt genau hier an: Bekannte Werke aus Renaissance oder Barock werden von ihm digital deponiert, kombiniert, ineinander verschränkt, bemalt, gedreht, mit Farbspritzern und einem eigenen Logo versehen. Die Frage nach Urheberschaft und Originalität beantwortet Holze eindeutig: „Meine Arbeiten sind immer Unikate.“
Dass seine Arbeiten im Mönchehaus wie in einem Kunstdepot zwischen Gittern und Teleskopstangen präsentiert werden, mag Besucher bisweilen verunsichern, ist von Holze aber bewusst so gewollt. Dafür hat er ein 3D-Modell des Ausstellungsraumes im Mönchehaus erstellt und Licht und Schatten so überzeugend eingefügt, dass täuschend echte Tiefen- und Farbeffekte entstehen.
Kunst als Wertanlage
Die Form der Inszenierung verhandelt ein Thema, das Holze ebenfalls bewegt: Oft wird Kunst aufgrund des Preises als Wertanlage gekauft und in gut gesicherten Lagerräumen weggeschlossen. Ab und zu gelangt ein so verwahrtes Original für eine Ausstellung oder als wertige Kulisse für Werbekampagnen wieder ans Licht der Öffentlichkeit. Dann ist der „Time Sleep“ eines Kunstwerks – der Schlaf auf Zeit – unterbrochen. Und die Frage nach dem ungewöhnlichen Titel der Ausstellung beantwortet.