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Kulturklub Bad Harzburg

Jess Jochimsen erfreut mit exotischen Gedankenspielen

Jess Jochimsen untermalt so manchen seiner Gedankenausflüge mit Musik. Foto: Exner

Jess Jochimsen untermalt so manchen seiner Gedankenausflüge mit Musik. Foto: Exner

Provokante Fragen und mentale, den eigenen Horizont erweiternde Ausflüge - damit erfreute am Samstag Kabarettist Jess Jochimsen sein Publikum im Bündheimer Schloss. Was beispielsweise passiert, wenn von zwei Synchronschwimmern einer ertrinkt?

Von Christoph Exner Montag, 25.04.2022, 08:30 Uhr

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Bündheim. Jess Jochimsen ist ein Mann, der viel denkt. Ein Mann, der nachdenkt, vordenkt, weiterdenkt und mit dem Denken nie so richtig zu einem Ende kommt. Warum aber auch? Wenn der Kabarettist und Autor sein Publikum mit auf sein Gedankenkarussell nimmt, so wie vergangenen Samstag im Bündheimer Schloss, dann erweitert sich der Horizont. Dann entstehen mitunter skurrile Bilder. Und das macht großen Spaß.

Wieso beispielsweise würden immer alle sagen, das Glas steht auf dem Tisch? Schließlich sei es doch das Gleiche, wenn man sagen würde, der Tisch steht unter dem Glas. Kehren und Kürzen – das seien die Zauberwörter, alles im Leben im Grunde nur Mathematik. Und dabei sei er selbst nicht einmal gut darin, sagt Jochimsen über sich.

Mathematik sei im Grunde das komplette Gegenteil von Esoterik. Entsprechend rechnete er bei seinem Auftritt auf charmante Art auch mit so manchem Kalenderspruch ab: Nicht der Weg sei das Ziel – nur das Ziel selbst sei verdammt nochmal das Ziel.

Der gebürtige Münchner betrachtet die Dinge aus diesem anderen Winkel und regt damit zum Denken an. Warum werden Intellektuelle im Fernsehen eigentlich immer vor einem Bücherregal und nicht in der Küche gezeigt? Was wäre, wenn unsere Hunde uns den Ball nur deshalb zurückbringen, weil sie denken, wir Menschen haben daran Spaß? Und was passiert eigentlich, wenn beim Synchronschwimmen einer ertrinkt? Es sind Gedankenspiele wie diese, auf die im Alltag so wohl niemand kommen würde. An der Normalität werde man ja aber schließlich auch verrückt, findet Jochimsen. Seine mentalen Ausflüge begleitete er bei seinem Auftritt an der Gitarre, an der Ziehharmonika und dem Xylophon – oder auch mal an zwei Instrumenten gleichzeitig. Mal beim Gesang, mal rein zur Untermalung. Ausgesprochen geschickt in der Handhabung band er die Instrumente lässig in sein Programm ein. Genauso übrigens wie sein Publikum, mit dem er durch provokante, zugleich aber humorvolle Fragen – etwa nach dem Jahresgehalt oder der Entscheidung bei der letzten Bundestagswahl – fast die gesamte Zeit über in direktem Dialog stand.

Darüber hinaus zeigte er vor der Pause und zum Ende seines Auftritts im Schloss Lichtbilder von Dingen, die unfreiwillig komisch sind. Etwa von einem Balkon ohne entsprechende Tür oder einem Schild mit der Aufschrift „Friedhof wegen Betriebsausflug geschlossen“. Jochimsen macht diese Fotos selbst und hat damit bereits ein ganzes Buch gefüllt.

Typisch fürs Kabarett durfte an diesem Abend natürlich auch ein wenig Kritik an politischen Entscheidungen nicht fehlen: Wie beispielsweise solle Armut durchs Senken der Spritpreise bekämpft werden, wenn die meisten Armen gar kein Auto haben?, fragte Jochimsen. Wieso sei das Wahlalter eigentlich nach unten begrenzt und nach oben hin nicht? Mit seiner Sicht auf diese im Grunde ernsten Themen sorgte der Kulturklub-Gast für viele Lacher.

 

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